Das erste Plus seit fünf Jahren

Wir müssen an dieser Stelle einfach mal einen ganz klaren Strich ziehen, die Jammergrenze sozusagen. Ab hier wird nicht mehr genörgelt, geschimpft und gemiesepetert. Zumindest nicht in diesem Artikel und schon gar nicht über den deutschen Neuwagenmarkt. Weil es dafür nun wirklich keinen Grund mehr gibt.

Im ersten Halbjahr 2005 wurden 1,7 Millionen fabrikneue Autos zugelassen, das sind 40.000 Einheiten (oder 2,5 Prozent) mehr als im Vorjahr. Dies sei "eine Wiederbelebung der Automobilbranche", jubelt selbst das nicht gerade für rheinischen Überschwang bekannte Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg. Professor Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), sieht es ähnlich: "Nach fünf Jahren im Rückwärtsgang in Deutschland ist dies ein lang erwarteter Wechsel in den Vorzeichen. Es geht endlich wieder aufwärts."

Na gut, einen kleinen Einschub müssen wir noch machen, trotz allem gebotenen Optimismus. Natürlich wurden die gestiegenen Absätze von den Autoherstellern zum Teil teuer bezahlt, nämlich durch heftige Rabattschlachten. Natürlich hat der eine oder andere seine Wagen derart verramscht, daß man mit gesundem Menschenverstand kaum noch nachvollziehen kann, wo da überhaupt noch der Sinn liegt. Und dennoch: Endlich bewegt sich jetzt wieder was in Deutschlands Autohäusern. Und es scheint weiter aufwärtszugehen, denn auch der Juni für sich genommen weist mit 336.629 Einheiten ein dickes Plus (8,2 Prozent) gegenüber dem Vorjahresmonat aus.

Aber Vorsicht: Wie leicht sich etwas kaputtreden läßt, können wir bei den Diesel-Fahrzeugen betrachten, die zum Jahreswechsel noch positive Tendenzen aufgewiesen hatten. Dann kam die Partikelfilter- und Feinstaubdiskussion auf – und schon schrumpfte der Dieselanteil von 48,2 auf 38,6 Prozent zusammen. Blicken wir also endlich mal positiv in die automobile Zukunft. Nicht, daß wir hier bald schon wieder so eine Jammergrenze aufbauen müssen ...

Plätze 1 bis 50



Deutsche Marken auf dem Vormarsch: Im ersten Halbjahr legten sie um 3,0 Prozent zu – vor allem dank Audi (+ 10,8 Prozent) und BMW (+ 18,9 Prozent). Die Bayern brachte vor allem der 1er nach vorn: Mit 27.962 verkauften Fahrzeugen (+ 3593,7Prozent) schießt der kompakte BMW von Platz 174 hoch auf die 18.

Plätze 51 bis 100



Der neue VW Fox steigt gut ein: Mit 5396 verkauften Autos klettert er direkt auf Platz 72. Und schlägt damit knapp die ebenfalls neu gestartete B-Klasse, von der 5358 Exemplare gekauft wurden.

Plätze 101 bis 150



Die Koreaner boomen: Bei den Importeuren liegen sie hinter Japan und Frankreich jetzt schon auf Platz drei. Einen großen Sprung nach vorne machte beispielsweise der Chevrolet Nubira: 1877 Stück wurden im ersten Halbjahr verkauft, das ist ein Plus von 46,2 Prozent.

Plätze 151 bis 200

Der Sommer ist zwar durchwachsen, Cabrios sind trotzdem genauso gefragt wie im Jahr zuvor. Allerdings nicht alle: Mit dem MX-5 ging's aber gewaltig bergab (minus 53 Prozent). Der Grund: Im November der neue Mazda-Sunnyboy – und dann wird das wohl wieder ganz anders aussehen.

Plätze 201 bis 276

Der bläst ganz schön die Backen auf – nicht ohne Grund. Das neue, aggressive Design des Cadillac SRX kommt gut an: Während im Vorjahr nur 20 Stück der 325 PS-Nobelkarosse verkauft wurden, so waren es in diesem Jahr zwischen Januar und Juni immerhin 89.

Hitliste der Hersteller

Asien auf dem Vormarsch: Nach den Japanern und Koreanern wollen auch die Chinesen etwas vom Kuchen abhaben. Daß die Marktoffensive lohnt, zeigt SsangYong. Der kleinste südkoreanische und nicht gerade für seine Qualität bekannte Hersteller hat im Vergleich zum Vorjahreszeitraum den Umsatz mehr als verdreifacht.