Über die Wohnmobil- und Wohnwagen-Branche lassen sich drei Dinge mit Bestimmtheit sagen: Sie boomt wie nie, sie ist ausverkauft wie nie und im Jahr 2022 wird es so viele neue gebrauchte Wohnmobile geben wie noch nie. Warum? Für die ersten beiden Punkte gilt: Durch die Pandemie gilt vielen das Urlaubsdomizil unterm Po als sicherer. Für den dritten Punkt gilt: Es haben im Sommer 2021 viele zum ersten Mal Urlaub im Camper gemacht – und werden es nächstes Jahr nicht wieder tun, weil's einfach nicht gepasst hat. Sie werfen ihre Wohnmobile gefrustet wieder auf den Markt.

Hersteller Hobby geht mit dem Beachy ein Risiko ein

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Grenzgänger: Der Beachy vereint Retro und modernen Look – das kann man auf Anhieb hübsch finden.
Bild: BEACHY/Hobby-Gruppe
Am 28. August startet der Caravan-Salon in Düsseldorf. Da geht es nicht um Frust, sondern um die Saison 2022. Und einen der "Jungstars" der Messe sehen Sie hier: den "Beachy". Kannte ich auch nicht, bis wir zu Hause (drei Kinder) selbst anfingen, uns für Wohnwagen zu interessieren. Der Beachy sticht heraus. Einer, der Retro und modernen Look vereint, den man einfach zunächst mal "hübsch" findet. Hersteller ist der deutsche Traditionshersteller Hobby aus Rendsburg, gegründet 1967, Marktanteil in Europa rund 25 Prozent. Warum die? Weil die das Wagnis des neuen Stils als Investition eingehen wollten. "Vergesst alles, was ihr bisher zum Thema Camping wisst und gemacht habt", sagte Geschäftsführer Holger Schulz seinem Team. Weißes Blatt Papier, neu anfangen! "Ich will einen Wohnwagen, der nach Strand riecht."

Mit alten Wohnwagen-Vorstellungen räumt der Beachy auf

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Weniger ist mehr: Einen Herd oder eine Dusche gibt es im Beachy nicht, dafür viele sinnvolle Extras.

Bild: BEACHY/Hobby-Gruppe
Die Wohnwagenbauer ließen Buche, Kiefer und Nussbaum weg, packten sich Muscheln, Treibholz, Sand, Dünengras und Segel-Leinen auf den Designer-Tisch. Stoffe, Farben, Materialien – wie in der Natur und nicht wie im Schrankwand-Hochglanz-Katalog. Dazu radikale Brüche: fest eingebauter Herd? Gibt es nicht. Die meisten kochen eh im Vorzelt (das beim Beachy ein großes Segel ohne Plastikfenster ist). Dusche? Gibt es auch nicht, die meisten benutzen sie nie. Dafür: begehbarer Kleiderschrank, Chemie-Klo (du schickst deine Kinder nicht nachts übern Campingplatz ins Toilettenhaus), Fahrradträger, Fliegengitter und eine doppelte Tür, da wo bei anderen keine ist: im Heck. Und viele Extras wie Kissen, Körbe und USB-Steckdosen.

Den Beachy gibt es in drei Längen ab 3,66 Meter (für 11.950 Euro, Schlafplätze für zwei Erwachsene plus 1 Kind) bis zum Großen mit 4,56 Meter Länge, Esstisch für acht Personen und Liegewiese (2,40 x 2 Meter) für eine Familie mit bis zu drei Kindern ab 13.950 Euro. Auf dem Caravan-Salon steht er auf einer aufgeschütteten Düne. Das mag Marketing-Schnickschnack sein. Ich lege mich dennoch fest: Dieser Wohnwagen wird einen neuen Trend einleiten.

Von

Tom Drechsler