Willkommen in Holland, dem Land der Blumenzüchter. Dass wir Hondas grünen Hybrid-Sportler ausgerechnet hier erstmals fahren, liegt vielleicht daran, dass auch im virtuellen Cockpit-Kosmos des Honda CR-Z bei zurückhaltender Fahrweise zarte Pflänzchen wachsen. Nein, ist natürlich Quatsch! Honda stellt sein Hybrid-Coupé in den Niederlanden zum ersten Mal der Presse vor. Nicht gerade eine ideale Spielwiese, um sportliche Ambitionen auszuloten. Denn an allen Ecken und Enden wachsen nicht nur Frühblüher, sondern auch Blitzer aus dem Boden. Also piano, selbst wenn der Alfa MiTo 1.4 TB 16V, den wir zum Vergleich mitgebracht haben, schon ungeduldig sein heißeres Grollen hinausposaunt.

Überblick: Alle News und Tests zum Alfa MiTo

Alfa Romeo MiTo 1.4 TB 16 V
Der MiTo setzt auf konventionelle Spartricks wie Downsizing und Start-Stopp-Funktion.
Bild: Angelika Emmerling
Der Italiener fährt mit Start-Stopp-Automatik, Schaltanzeige und Multiair, der variablen Einlassventilsteuerung, ebenfalls auf der grünen Welle. Er soll mit 5,6 Litern nur sechs Zehntel mehr schlucken als der CR-Z. Und das mit 135 Turbo-PS. Respekt und Poleposition – jedenfalls auf dem Papier. Doch der 124 PS starke Honda lässt sich keineswegs einschüchtern, was er mit bassigem Knurren unterstreicht. Klingt selbstbewusst und erwachsen. Und so fährt der CR-Z auch, zumindest im Sport-Modus, der Gasannahme und Lenkung strafft. Zusätzlich legt sich der zehn kW starke elektrische Zusatz-Motor im dynamischsten der drei wählbaren Programme viel kräftiger ins Zeug. So spannt der Honda bereits knapp über Standgas seine Muskeln, die vom Elektromotor mit zusätzlichen 78 Nm gestählt werden. Wenn es sein muss, rollt das Coupé sogar im sechsten Gang völlig ruckfrei durch die Stadt.

Überblick: Alle News und Tests zum Honda CR-Z

Honda CR-Z
Hybrid-Sportler: Den Honda CR-Z bringen zwei Motoren ganz ordentlich in Schwung.
Bild: Angelika Emmerling
Während bei anderen Hybriden der Beitrag des E-Motors in den Tiefen eines stufenlosen Automatikgetriebes versickert, spüren wir im CR-Z dank Sechsgang-Handschaltung hautnah, wie kräftig der Stromer dem Benziner bei niedertouriger Fahrweise unter die Arme greift. Das fühlt sich an wie ein sanfter, aber nachdrücklicher Rückenwind. Bei höheren Drehzahlen geht ihm jedoch die Puste aus, und der 1,5-Liter-Benziner muss die Hauptarbeit leisten. Das macht der 114-PS-Vierventiler ganz ordentlich, hängt willig am Gas und dreht locker aus, allerdings ohne wirklich sportlichen Biss. Zäh wird es nur, wenn dem Akku mangels ausreichender Regenerationsphasen mal der Saft ausgeht. Ohne Mithilfe des Elektromotors hat der 1500er gut zu tun, um flott zu beschleunigen. Zum Glück lädt sich der Energiespeicher rasch wieder auf, sodass man sich im Alltag bei normaler Fahrweise auf das Zusammenspiel des Motorenduos verlassen kann.
Im direkten Vergleich fühlt sich der Alfa allerdings souveräner an. Sein 1,4-Liter-Turbo ist Hondas Motoren-Mischling nur im tiefsten Drehzahlkeller unterlegen. Hat der Italo-Turbo den kurzen Moment des Luftholens überwunden, bläst er die Backen mächtig auf. Und bietet praktisch überall mehr Punch als der Japaner. Die Jungs mit dem schweren Bleifuß, die sich gedanklich schon im CR-Z mit Spoilern und dickem Rohr ums Eck knallen sahen, werden sich spätestens jetzt über das Alfa-Tier hermachen. Und damit verpassen, dass Honda den Sport beim CR-Z durchaus ernst meint. Obwohl die Technik größtenteils vom Hybrid-Bruder Insight stammt, deutet außer den Blümchen-Instrumenten nichts auf die verwandtschaftliche Nähe.

Für das Hybrid-Coupé aus Japan muss man tiefer in die Tasche greifen

Honda CR-Z Alfa Romeo MiTo 1.4 TB 16 V
Kostspielig: Die Hybrid-Technik macht den CR-Z deutlich teuerer als den MiTo.
Bild: Angelika Emmerling
Innen bietet der Sportler authentisches Coupé-Flair, mit kuscheliger Enge und tief angebrachten, gut konturierten Sesseln. Darauf sitzen selbst Große bequem, die hinteren Notsitze taugen aber allenfalls zur Gepäckablage. Viel wichtiger: Mit zielgenauer Lenkung, präzisem Fahrwerk und spät regelndem ESP fährt der CR-Z so knackig, wie er aussieht. Im Gegensatz zu anderen Hybriden überraschen sogar die Bremsen mit einem exakten Druckpunkt, da die Rückgewinnung von Strom (Rekuperation) erst bei stärkerem Bremsen einsetzt. Der MiTo hat Platz für vier und liegt in Kurven ebenfalls satt. Doch seine Lenkung arbeitet zu weich, die Federung zu hart. Sie teilt mehr aus, als sie einsteckt. Auch der CR-Z ist straff abgestimmt, schüttelt seine Passagiere aber nicht so gnadenlos durch. Unkomfortabel wird es für den ab 5. Juni 2010 erhältlichen CR-Z schon eher beim Preis: Mit 21.990 Euro kostet er fast 3000 Euro mehr als ein ähnlich ausgestatteter Alfa MiTo. Viel Geld, aber vergleichsweise wenig für einen Hybriden, der nicht nur Blümchenpflücker anspricht.
Technische Daten Alfa MiTo 1.4 TB 16V: Vierzylinder, Turbo, vorn quer • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 1368 cm³ • Leistung 99 kW (135 PS) bei 5000/min • max. Drehmoment 180 Nm bei 1750/min • Vorderradantrieb • Fünfganggetriebe • 0–100 km/h 8,4 s • Spitze 207 km/h • EU-Mix 5,6 l Super/100 km • CO2 129 g/km • Preis: ab 17.450 Euro
Technische Daten Honda CR-Z: Vierzylinder plus Elektromotor, vorn quer • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 1497 cm³ • Systemleistung 91 kW (124 PS) bei 6100/min • max. Drehmoment 174 Nm bei 1000/min • Vorderradantrieb • Sechsganggetriebe • 0–100 km/h 9,9 s • Spitze 200 km/h • EU-Mix 5,0 l Super/100 km • CO2 117 g/km • Preis: ab 21.990 Euro

Fazit

von

Uli Holzwarth
Mehr Platz, souveräner Turbo-Bums – der MiTo ist ein sportliches Designerstück zum deutlich günstigeren Preis. Der Italiener übertreibt es aber mit der Härte. Der CR-Z fährt flink und macht Spaß, auch wenn er leistungsmäßig den Kürzeren zieht. Grünes Licht gibt es aber erst, wenn er auch das Verbrauchsversprechen hält.

Von

Uli Holzwarth