Ran ans Blech: Selbst ist die Frau!

Leticia hatte genug davon, daß ständig nur ihr Mann René die Lorbeeren für den gemeinsamen Acura Integra einheimste. Weder die Arbeit, die sie in das Coupé gesteckt hat, noch ihre originellen Designideen wurden gewürdigt. "Ich habe immer fleißig mitgeschraubt, aber keiner hat mir je gesagt, wie gut meine Arbeit gelungen ist. Nur weil ich eine Frau bin, heißt das doch noch lange nicht, daß ich keine Autos mag", sagt sie stolz. "Frauen haben beim Autodesign den besseren Geschmack, aber nicht ausschließlich das eine Thema im Blickfeld." Einige ihrer Freundinnen finden das eigengetunte Gefährt zwar toll, aber selbst Hand anlegen: Nein danke.

Nicht so Leticia – Leti genannt von ihren Freunden. Sie liebt den Integra ihres Mannes und hat sich damit sogar schon zu Straßenrennen hinreißen lassen. "Wir haben die Rennen nur nachts in verlassenen Industriegegenden abgehalten. Jetzt geht das nicht mehr, da sonst die Polizei die Autos beschlagnahmt. Es ist eben gefährlich", erzählt Leti. Auch heute wird sie gelegentlich noch zu Straßenrennen herausgefordert. Aber sie läßt sich nicht mehr darauf ein. Wenn sie Lust auf Geschwindigkeit hat, fährt sie zur neuen Rennstrecke in Irwindale, unweit ihres Wohnorts Baldwin Park, Kalifornien.

Breit und aggressiv dank Black-Widow-Kit

Vor etwa zwei Jahren hat Leticia beschlossen, daß sie reif für ein eigenes Tuningauto sei. Sie wollte endlich das wohlverdiente Lob für ihre eigene Arbeit. Ihr Mann, ein professioneller Fliesenleger, installiert in seiner Freizeit Audioanlagen. Er sollte Leti helfen, wenn es schwierig wird, mehr aber auch nicht.

Bei der Wahl des Autos kam ihr zunächst der Ford Focus und ein Mitsubishi Eclipse in den Sinn. Doch dann entdeckte sie einen Honda CRX und erkannte das Potential, das in ihm steckt. "Wenn ich den mit einem Black-Widow-Kit verschönere…", schwärmte sie. Schon fing die Liebesbeziehung zwischen Leti und ihrem CRX an.

Aber selbst mit ihrem Honda bekommt sie nicht die Anerkennung, die sie sich wünscht und die sie verdient. "Wenn ich jetzt mit meinem Mann zu einer Werkstatt fahre, fragen ihn alle, ob es sein Auto ist. Oder sie denken, daß er es für mich umgebaut hat. Beim Bezahlen der Teile hat er mir zwar unter die Arme gegriffen, aber alles ist genau nach meinem Geschmack umgebaut." Leticia genießt es, in ausgefallener Kleidung aufzutreten, aber inzwischen steckt sie ihr Geld lieber in den Honda. Die Wirkung ist nachhaltiger als die von neuen Schuhen. "Die meisten Passanten drehen sich verblüfft um, wenn ich im CRX vorbeifahre." Den kleinen Japaner hat sie zwar für 1500 Dollar erworben, aber allein die zweiteiligen J-Line-Felgen sind mehr als das Doppelte wert.

Die Facts zu Leticias Honda CRX

Jede Menge Aufmerksamkeit bekommt Leti von ihren beiden Kindern. Zwar ist ihr zehn Monate alte Sohn Marcos noch zu jung für die Tuning-Szene, aber der fünfjährige René begleitet sie seit zwei Jahren zu jedem Treffen. "Am allerliebsten läßt er sich mit den Models ablichten", lacht Leti.

Angesichts eines zweiten und dritten Preises in der CRX-Kategorie von zwei verschiedenen Autotreffen hat sie mit dem Honda eine durchaus erfolgreiche Szenekarriere gestartet. Leider fehlen ihr noch Punkte beim Audio-Ausbau. Somit ist ihr nächstes Ziel gesetzt. Verstärker müssen her, am besten in Fiberglass gekleidet. Ein 1000-Watt- Exemplar hat sie schon, aber sie spart noch auf Audiobahn-Lautsprecher und den zweiten Verstärker. Airride und ein Turbo-Kit sollen auch noch rein. Aber, Männers, falls ihr angesichts einer Frau mit solcher Tuningleidenschaft schwach werdet: Leti ist vergeben, denkt dran.

Von

Isaac Hernandez