Hot-Wheels-Produktion: wie die Großen zu den Kleinen werden
So werden die Originale zu Hot-Wheels-Modellen

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Über sechs Milliarden Hot-Wheels-Autos wurden bisher produziert. Aber wie entstehen die kultigen Modelle? AUTO BILD auf Werksbesuch in Kalifornien.
Bild: Jan-Menno Gebhardt
Große Autos, großer Aufwand, kleine Autos, kleiner Aufwand? Sollte man meinen. Es kann doch schließlich nicht so schwer sein, aus einem Auto-Modell ein Spielzeugauto zu machen. Die Autohersteller können die digitalen Daten ihrer Serienfahrzeuge bereitstellen, die die Spielzeugentwickler nur vom Maßstab 1:1 auf 1:64 verkleinern müssen.
Das Ganze in Plastik nachgebaut, mit ein bisschen Farbe bepinseln, hübsch verpacken, Markennamen draufschreiben und raus geht's in den Verkauf? Falsch gedacht, die Realität ist deutlich komplexer. Wir haben uns die Hot-Wheels-Produktion am Hauptsitz von Mattel im kalifornischen El Segundo genauer angesehen.

Unvorstellbare Stückzahl: Seit der Gründung im Jahre 1968 hat Hot Wheels geschätzt über sechs Milliarden Autos produziert.
Bild: Jan-Menno Gebhardt
Mehr als sechs Milliarden Autos seit 1968
Den Spielzeug-Hersteller Mattel gibt es bereits seit 1945, anfangs produzierte er Bilderrahmen und Puppenmöbel aus Holz. Heute umfasst das Unternehmen unter anderem die Marken Barbie, Scrabble, Fisher-Price, UNO, Matchbox – und bereits seit 1968 auch Hot Wheels. Internen Schätzungen zufolge wurden bis heute mehr als sechs Milliarden Hot-Wheels-Autos produziert – zum Vergleich: 2021 wurden weltweit rund 51 Millionen "richtige" Autos hergestellt. Und: Jedes Jahr kommen rund 130 neue Hot-Wheels-Modelle hinzu.

Zunächst nur Plastik: Erste Prototypen eines neuen Modells kommen heute aus dem 3D-Drucker – das spart Zeit und Geld.
Bild: Jan-Menno Gebhardt
Doch wie wird nun aus einem richtigen Auto ein Spielzeug-Modell? Digitale Zeichnungen und Referenzfotos sind das A und O. Würde man die Originalen-Fahrzeug-Maße allerdings einfach auf den Maßstab 1:64 schrumpfen, würde das Modell seinen Charakter verlieren und am Ende seltsam aussehen, da dann die Proportionen einfach nicht mehr richtig passen.
Damit ein Auto auch als Spielzeug funktioniert, müssen die Mattel-Designer in der Regel die Räder größer, das Dach etwas flacher und das Fahrzeug an sich etwas breiter machen. Erst dann sieht es auch im Kleinformat so aus, wie das große Vorbild.
Clay-Modelle entstehen bei Hot Wheels digital
In der großen Auto-Welt folgen nach den digitalen Entwürfen in der Regel die sogenannten Clay-Modelle, also Fahrzeug-Nachbauten in Originalgröße aus Ton, an denen die Designer im Detail kratzen, schaben und modellieren können. Auch für Hot-Wheels-Modelle werden zu Beginn Skizzen vom Referenzauto angefertigt – so lange, bis die Proportionen passen. Im letzten Designprozess wird dann das Spielzeugauto modelliert, in diesem Fall allerdings nicht aus echtem Ton – das wäre im Format 1:64 viel zu filigran – sondern durch eine spannende Technologie, die sich Digital Clay nennt.

Digitaler Ton: Die Clay-Modelle werden nicht klassisch modelliert, sondern mit einem speziellen Stift am Computer geformt.
Bild: Jan-Menno Gebhardt
Dabei verwendet der Designer einen Stift, mit dem er – in der Luft umherwirbelnd – am Modell auf dem Bildschirm rumschnitzen kann. Der Stift gibt den Designern dabei ein haptisches Feedback, sodass es sich anfühlt, als würden sie an echtem Ton arbeiten. Liegt dann ein finales 3D-Modell vor, kann es wie beim richtigen Auto in die Vorserienproduktion gehen. Die ersten Prototypen kommen bei Hot Wheels inzwischen aus dem 3D-Drucker.
Keine Produktion ohne ausgiebige Testfahrten
Wie in der Automobil-Branche, fängt dann auch bei den Spielzeug-Machern der eigentlich Spaß an. Während die ersten Prototypen und Erlkönige auf der Straße getestet werden, dürfen die Hot-Wheels-Techniker "Probe spielen". Denn: Natürlich muss ein Spielzeugauto gut aussehen, doch am Ende muss es vor allem funktionieren.

Teststrecke: Bevor ein neues Modell in den Verkauf geht, wird es ausgiebig erprobt. Was hier nicht funktioniert, wird überarbeitet.
Bild: Jan-Menno Gebhardt
Damit ein Auto den Namen Hot Wheels tragen darf, durchläuft jeder Prototyp eine Reihe von Teststrecken. Mit Geraden, Loopings und den unterschiedlichsten Startern. Für die manuellen Starter gibt es eigens gebaute Falltürme mit Gewichten. So kann die Muskelkraft der unterschiedlichsten Altersklassen simuliert werden. Mit Autos spielen und dafür auch noch bezahlt werden – großartig! Ein Traumjob, nicht nur für jedes Kind …
Verpackungsdesign weckt Kaufinteresse
Macht ein Spielzeugauto auf den Teststrecken Probleme, weil es von der Strecke herunterfällt, es zwischen den orangenen Kunststoff-Banden stecken bleibt oder nicht weit genug rollt, schicken die Tester das Modell zurück ans Design-Team, um weiteres Fein-Tuning vornehmen zu lassen. Erst wenn das neue Hot-Wheels-Modell auf der Teststrecke tadellos funktioniert, kann die Serienproduktion – dann im Druckguss-Verfahren und nicht mehr aus dem 3D-Drucker – starten.

Am Ende steht die Verpackung: Auch beim Design des typischen Hot Wheels-Blisterpacks wird viel Wert aufs Detail gelegt.
Bild: Jan-Menno Gebhardt
Fehlt nur noch eins: die Schachtel. Anders als bei den großen Autos, gibt es nämlich für jedes Hot-Wheels-Modell auch noch eine speziell angefertigte Verpackung mit individuellem Aufdruck.
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