Qualität und Motor

Schon der erste Kontakt mit dem Hyundai Getz macht klar: Die koreanischen Lehrjahre sind vorbei, da steht ein vertrauenerweckendes Fahrzeug stämmig auf breiter Spur. Der Eindruck bleibt auch beim zweiten Hinsehen bestehen, ernsthafte Mängel sind von dieser Mischung aus Mini-Van und Kompaktwagen nicht zu befürchten.

Genau drei Exemplare aus den Baujahren 2002 und 2003 verzeichnet unser Kummerkasten – Gradmesser für Kundenzufriedenheit: Einer hat Lackfehler, bei den beiden anderen erreichen die Fahrer den von Hyundai für den Elfhunderter genannten Normverbrauch von 5,8 Litern nicht. Wir übrigens auch nicht, 6,8 Liter waren es im ersten Test 2002; im Dauertest mit viel Autobahn kamen gar 8,3 Liter heraus. Zum Trost darf es Normalbenzin sein, in allen Motorisierungen.

Beim Diesel natürlich nicht, der seit August 2003 das Angebot bereichert. Mit seinen drei Zylindern brummt er etwas rustikal, niedriges Drehzahlniveau und hohe Durchzugskraft bringen allerdings die Langstreckentauglichkeit, welche die dröhnigen Benziner des Getz vermissen lassen. Leider zeigt auch der Getz CRDi zwei typische Schwächen aller modernen Turbodiesel: Seine Common-Rail-Einspritzung ist gelegentlich im Hochdruckteil undicht; der Turbo leidet vereinzelt unter Lagerschäden.

Technik und Karosserie

Dafür haben die Koreaner den europäischen Motorkiller Nummer eins sicher im Griff: den Zahnriemen. Er treibt in allen Getz-Motorisierungen die Nockenwelle an – beim 1,6- Liter auch zwei –, ohne Probleme. Ohnehin betreffen die wenigen Störungen beim Getz eher die Peripherie. Wie die Dichtung der Ölwanne, die mitunter dem Freiheitsdrang des Schmierstoffs nachgibt, oder die Kupplung, deren schmaler Einstellbereich zwischen Rutschen und Nichttrennen ein sensibles Monteur-Händchen verlangt.

Rost hingegen soll laut Hyundai beim Getz gar kein Problem mehr sein, schließlich seien 90 Prozent der Karosserie verzinkt. Dann gehört der vordere Aggregateträger wohl zu den fehlenden zehn Prozent, denn er zeigt sich bei dem Auto im Schleuderbereich der Vorderräder schon reichlich angenagt. Auch an der Auspuffanlage überwiegt nach nicht mal zwei Jahren die Farbe Braun, die Aluteile im Motorraum hingegen oxidieren eher weiß.

Oxidation spielte auch eine Rolle bei einem Rückruf, der Fahrzeuge im streusalzigen Österreich betraf: Eine undichte Steckverbindung konnte zum ABS-Ausfall führen. Gewiß keine Kleinigkeit, aber mit dem Rückruf wirksam beseitigt. Und Peanuts im Vergleich zu den Problemen, mit denen europäische Autohersteller kämpfen. Wer Zuverlässigkeit wünscht, muß also nicht mehr zwingend zu einem Japaner greifen. Es darf auch ein Koreaner sein – zum Beispiel ein Hyundai Getz.

Historie, Schwächen, Kosten

Modellgeschichte 9/02 Deutschland-Einführung des kompakten Drei- oder Fünftürers, 1,1-, 1,4- und 1,6-l-Motoren, 63, 82 und 105 PS. ABS, Front- und Seitenairbags sowie elektrische Fensterheber serienmäßig in allen Modellen, im 1,6-Liter auch Klimaanlage 2/03 Einführung der Ausstattungsversion Edition Plus mit Metalliclack und Klimaanlage zum Kampfpreis ab 9990 Euro (63 PS) 8/03 Vorstellung der Dieselausführung CRDi mit 1,5-l-Dreizylinder-Turbodiesel und Common-Rail-Einspritzung 3/04 Leistung des 1,4-l-Motors auf 85 PS angehoben

Schwachstellen • Auspuffanlage überlebt manchmal nicht die Garantiezeit von drei Jahren, insbesondere der kräftig angerostete Rohrbogen am Endschalldämpfer kann bei entsprechender Materialschwächung zu Vibrationsbrüchen führen • Ölverlust am Motor ist oft auf die Ölwannendichtung zurückzuführen, manchmal auf einen defekten Kurbelwellendichtring • Abgasnorm der Getz-Benziner ist eigentlich Euro 4. Aus dem europäischen Ausland importierte Fahrzeuge sind jedoch oft nur nach Euro 3 homologiert, haben gegebenenfalls also keine Steuerbefreiung erhalten • Trommelbremse der Hinterachse kann klopfende Geräusche verursachen. Händler sind informiert, sollen einen Umbausatz einbauen

Reparaturkosten Preise inklusive Lohn und Mehrwertsteuer am Beispiel Hyundai Getz 1.1 GL, 46 kW/63 PS, Baujahr 2003. Verschleiß- und auch die Blechteile für den Getz sind preiswert, dafür sprengen Lichtmaschine und Anlasser den Rahmen für einen Kleinwagen.

Fazit und Modellempfehlung

Fazit "Respekt, mit dem Getz hat Hyundai einen soliden Kleinwagen auf die Räder gestellt, dessen wesentlichster Mangel hausgemacht ist: seine schlechte Preisstabilität. Denn ein neuer 1,1-Liter in GL-Version kostete Ende 2002 10.490 Euro, heute ist ein stärkerer 1,4-Liter in noch umfangreicherer Team-06-Ausstattung billiger: 9990 Euro. Zusätzlich rückt Konkurrenz wie Dacia Logan und VW Fox nach und drückt zusätzlich auf die Preise – der Gebrauchtkäufer freut sich. Hat doch der Getz seine Qualität bereits bewiesen." Hendrik Dieckmann, AUTO BILD-Autor und Kfz-Mechaniker

Modellempfehlung Hyundai Getz 1.1 GL (46 kW/63 PS)

Steuer/Schadstoffklasse: 74 Euro im Jahr/Euro 4 Testverbrauch: 6,8 Liter. Werksangabe: 5,8 Liter (Normal) Versicherung: Vollkasko (17/500 Euro SB): 510 Euro. Teilkasko (13/150 Euro SB): 60 Euro. Haftpflicht (13): 487 Euro (Basis: R&V-Jahrestarife für Regionalklasse Hamburg, 100 Prozent) Inspektion/Kosten: 15.000 Kilometer, etwa 150 bis 500 Euro Wertverlust: Dreijährige verlieren rund 43 Prozent vom Neupreis (Händlerverkaufspreis), danach jährlich um 700 Euro Verlust