Hyundai baut überragende Autos. Zumindest in der Höhe, wenn der neue ix20 neben dem bekannten Honda Jazz parkt. Konkret ragt der Koreaner acht Zentimeter weiter nach oben, streckt sich 20 Zentimeter länger und sieben Zentimeter breiter. Eine halbe Nummer größer. Dennoch lässt sich der Japaner nicht einschüchtern, schließlich fährt er als Hondas Bestseller vor. Eine echte Größe bei den Micro-Vans, der mit seinem Verwandlungstalent schon viele größere Konkurrenten gefaltet hat. Geschickt, wie er mit zwei Handgriffen zum geräumigen Frachter wird, der mit 1396 Liter Stauraum selbst vor einer Waschmaschine nicht kapituliert. Großes Kino, wenn bei hochgeklappten hinteren Sitzflächen ein Fahrrad quer im Fond verschwindet.

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So flexibel ist der Hyundai nicht. Hier lässt sich die geteilte Fond- Bank "nur" verschieben, die geteilten Lehnen unterschiedlich steil arretieren und eine ebene Fläche zaubern – wenn der verstellbare Ladeboden hoch einrastet. Dann schluckt der ix20 immerhin 90 Liter mehr, allerdings muss das Gepäck über eine neun Zentimeter höhere Kante gehievt werden. Den Mitfahrern macht der Hyundai dagegen den Zustieg leicht, sie entern das ausgesprochen luftige Abteil über weit öffnende Pforten. Platz gibt es in Hülle und Fülle auf bequemen, großzügig bemessenen Sitzmöbeln. Im Fond fühlen sich sogar Hünen im Klitschko-Format gut untergebracht. So weitläufig geht es im kompakten Honda nicht zu, doch selbst Erwachsene haben auf der Rückbank kaum Grund zu klagen. Eher schon Qualitätsfanatiker, die sich an den rustikalen Spaltmaßen des Armaturenträgers stören – der sieht aus wie ein Puzzle aus Hartplastik-Stückchen.

Überblick: Alle News und Tests zum Hyundai ix20

Hyundai ix20
Da bietet der Koreaner dem Auge mehr. Seine harten Kunststoffe zeigen zumindest teilweise einen handschmeichelnden Softlack-Überzug, außerdem bringt Metalldekor etwas Glanz ins Grau. Ein erfreulicher Anblick, genauso wie das übersichtliche und logisch zu bedienende Cockpit, da sitzt jeder Handgriff auch ohne stundenlanges Studium der Bedienungsanleitung. Erfreulich schlicht fällt auch Hyundais Preisliste aus. Schon der mittleren Version "Comfort" fehlt nichts Wesentliches: Klima, CD-Radio, elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung – alles serienmäßig. Macht beim ix20 blue 1,4 exakt 18.460 Euro, dabei haben wir die 16-Zoll-Räder des Testwagens (560 Euro extra) schon eingerechnet. Ein vergleichbar ausgestatteter Honda Jazz 1.4 Elegance mit Klimaautomatik ist bereits ab 17.790 Euro zu haben, rollt allerdings auf 15-Zöllern. Der Hyundai kompensiert den Mehrpreis jedoch mit seiner fünfjährigen Garantiezeit einschließlich kostenloser Inspektionen. Auf Dauer fährt der ix20 somit billiger. Aber auch besser?
Mit leichtgängiger, jedoch gefühlloser Lenkung wuselt der Hyundai locker durch den Verkehr, lässt sich vom Hochsitz aus problemlos dirigieren und rollt etwas geschmeidiger über Kopfsteinpflaster und Kanaldeckel als der Honda. Sein 90 PS starker 1,4-Liter macht jedoch einen müden Eindruck, tritt verhalten an und wirkt bei hohen Touren wie zugeschnürt. Das kurz übersetzte Fünfganggetriebe kaschiert diese Schwäche ein wenig, treibt aber auf der Autobahn Lärm und Verbrauch hoch. Im Normalfall genügen dem ix20 dank sanfter Start-Stopp-Automatik 6,7 Liter. Der zehn PS stärkere Honda-Vierventiler schluckt im Schnitt ein Zehntel weniger, macht aber mindestens doppelt so viel Spaß.
Er geht schon untenrum munter zur Sache, dreht willig und verliert nie die Contenance. Mit sportlich-straffer Abstimmung und gefühlvollerer Lenkung flitzt der Jazz zudem viel frecher um die Ecken und bügelt Holperstrecken souveräner aus als der kräftig wippende Hyundai. Bei flotter Fahrt über zerfurchte Landstraßen harmonieren dessen straffe Federn nicht so recht mit der laschen Dämpfung. So schafft der Jazz letztlich ein Patt – der Hyundai überragt den kleineren Honda tatsächlich nur beim Parken.

Die weiteren Duelle des großen Zweikampfs Japan gegen Korea erreichen Sie über die Links in der Tabelle.

Fazit

von

AUTO BILD
Ein verdientes Unentschieden Mit seinem ausgewogener abgestimmten Fahrwerk, dem wesentlich spritzigeren Antrieb und mehr Flexibilität egalisiert der kleine Honda den Vorsprung des Hyundai. Der Koreaner punktet mit mehr Platz und günstigen Kosten.

Von

Uli Holzwarth