Jaguar F-Pace: Gebrauchtwagen-Test
Jaguar F-Pace gebraucht: Sehr eigen, dieser Engländer!
Gebrauchter Jaguar F-Pace im Test
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Feingeister und Ästheten reizt der Jaguar F-Pace. Bietet das SUV vordergründigen Glamour oder echte Substanz?
Dem Landadel verpflichtet: Ab 2015 sicherte sich Jaguar mit seinem ersten Hochsitz F-Pace ein Stück vom boomenden SUV-Geschäft. Optisch zeigten die Engländer einmal mehr, dass sie sich ausgezeichnet auf elegantes Design verstehen. Dazu betrieb man erheblichen konstruktiven Aufwand: Der F-Pace basiert wie die Limousinen XE und XF auf der hauseigenen modularen Jaguar-Land-Rover-Plattform (D8) und besteht aus einer hochfesten Alustruktur.
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Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Schönheit und Karosseriebaukunst reichen auf Dauer jedoch leider nicht aus. Unser im November 2017 erstzugelassener Testwagen fährt als 180 PS starke Dieselvariante 20d mit Prestige-Paket und Hinterradantrieb vor. Neu kostete er mit ein paar Extras angereichert laut Schwacke-Datenbank noble 49.570 Euro. Nach 95.448 Kilometern hat sich der Preis mehr als halbiert, das Mittelklasse-SUV steht beim Autohus in Bockel bei Bremen für erschwingliche 22.480 Euro auf dem Hof.
Jaguar F-Pace gebraucht: Der Fahreindruck ist nicht makellos
Optisch ist diesem günstigen Angebot sein etwas sorgloser Vorbesitzer anzumerken. Tür und Seitenteil rechts sollten aufgrund eines leichten Streifschadens beilackiert werden, was zusammen mit einer gründlichen Aufbereitung gut 1000 Euro kosten dürfte.
Und auch der Fahreindruck ist trotz des aufwendigen Fahrwerks mit Aluminium-Doppelquerlenker-Achse vorn und Aluminium-Integral-Achse hinten nicht makellos. Zwar wirkt das Handling sportlich, doch die Hinterachse poltert vernehmlich, und die Bremse rumpelt – nicht untypisch für einen älteren F-Pace – auf unserer Probefahrt bei kräftigeren Bremsmanövern auf der Autobahn.

Geschmackvoll gestaltetes Cockpit, jedoch im Detail überraschend einfache Oberflächen.
Bild: Christoph Börries/AUTO BILD
Besser kommt der Innenraum weg: Größe und Design haben wenig von der unerwarteten Intimität alter XJ-Limousinen. Hier erlebt man automobiles Cool Britannia. Und auch das Format taugt dazu, vierköpfigen Familien zu gefallen, die aus ihren Mittelklassekombis auf den im englischen Jaguar-Land-Rover-Werk Sullihull gebauten F-Pace schielen. Der Kofferraum ist durch eine 40:20:40 klappbare Fondlehne erweiterbar und bietet mit 650 bis 1740 Liter Stauvolumen mehr als nur reichlich Platz fürs Gepäck.
Die Materialqualität wird dem Premiumanspruch nur eingeschränkt gerecht
Die Materialqualität setzt jedoch eine größere Grundbegeisterung für die Marke voraus: Sie wird dem Premiumanspruch der noblen Briten nur eingeschränkt gerecht. Neben dem nicht ganz up to date wirkenden ICTP-Infotainmentsystem fallen etliche qualitativ durchwachsene Innenraummaterialien ins Auge. Obenherum ist der Eindruck noch recht fein, doch im unteren Bereich, an der Mittelkonsole und um die verschmutzungsempfindlichen Einstiege verbaute Jaguar sehr einfach anmutende Kunststoffe.
Technische Daten
Jaguar F-Pace 20d Prestige
Motor
Ventile/Nockenwellen
Hubraum
Leistung
Drehmoment
Höchstgeschw.
0-100 km/h
Tank/Kraftstoff
Getriebe/Antrieb
L/B/H
Kofferraumvolumen
Leergewicht/Zuladung
Die Sitzflächen der mit Leder bezogenen Vordersitze wirken außerdem seltsam platt gesessen. Zwiespältig wirkt der hauseigene Ingenium-Diesel (Abgasnorm Euro 6), der auch in Modellen der Schwestermarke Land Rover verbaut wird. Trotz ordentlicher Dämmung macht er aus seinem Verbrennungsprinzip keinen Hehl und läuft kalt mit deutlichen Vibrationen im Stand. Ein leichtes Turboloch beim Anfahren stört zusätzlich. Kultivierter sind die 30d-Motoren (ab 2020: D300) mit sechs Zylindern. Doch Vorsicht: Halter berichten wiederholt von Steuerketten- und Turboladerproblemen.
Hohe Unterhaltskosten bei V6- und V8-Varianten
Angesicht der gesalzenen Tarife in Jaguar-Markenwerkstätten und wenigen freien Spezialisten sind Fehlerfreiheit beim Kauf und eine Gebrauchtwagengarantie für angehende Raubkatzenhalter dringend empfehlenswert. Das gilt erst recht für die im Unterhalt nochmals kostspieligeren Versionen mit V6- und V8-Benzinermotoren. Diese bieten enormen Fahrspaß, verursachen dafür jedoch auch Unterhaltskosten wie in der Oberklasse.
Unterhaltskosten
Testverbrauch
CO2
Inspektion
Haftpflicht (23)*
Teilkasko (25)*
Vollkasko (25)*
Kfz-Steuer (Euro 6)
Ersatzteilpreise*
Lichtmaschine (AT)
Anlasser
Wasserpumpe
Zahnriemen
Nachschalldämpfer
Kotflügel vorn links, lackiert
Bremsscheiben und -klötze
Infotainmentbildschirm
4 Sommerreifen (235/65 R 18 Y)
Fazit
Etwas Leidensfähigkeit vorausgesetzt, kann der F-Pace eine individuelle Alternative zu deutschen Premiummodellen sein. Das Defektrisiko wird durch niedrigere Marktpreise kompensiert.
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