Es sind Momente, wie es sie nur im Cab­rio gibt, Momente, in denen du alles ab­schüttelst, ohne wirklich schnell zu sein. Ob im schaumigen Vollbad eines SL 500, ob druckbetankt durch einen 911 Carrera S, wenn einen allein schon der Klang der drei Ziffern damit überschüttet; oder eben ganz britisch wie Nieselregen im XK, wo es einen nach und nach, am Ende aber umso mehr durchtränkt. Bei allen ist Glück Prinzip, Berufung und zugleich Beweis dafür, dass es offenbar nicht von allein kommt, sondern bis zu vollkommener Seligkeit reifen muss.
Jaguar XK 5.0 Cabrio
Jaguar XK 5.0 Cabrio ist mit 385 PS das schwächste Glied in der Kette.
Jaguar XK 5.0 Cabrio Mit 385 PS ist er der Schwächste im Ver­gleich. Und wahrscheinlich ist genau das seine größte Stärke. Ein Sprint mit ihm ist ver­schenkte Zeit, eine Ideallinie nur das, womit man Kurven kastriert, und Alter etwas, das man ihm stellenweise vielleicht anmerkt, für das er sich aber nicht zu schämen braucht in einer Welt, in der neuerdings sogar A-Klassen jung sein wollen. Erst der Dynamikmodus küsst ihn wach. Dann, wenn er innerlich en­ger zusammenrückt, der Fünfliter ganz nah ans Gaspedal rutscht und die feine Automatik aktiv mitspielt, statt nur Regie zu führen, lässt sich ansatzweise erspüren, wie sein Uropa einst in Le Mans gewann.
Porsche 911 Carrera S Cabrio
Seit 1948 baut ihn Porsche, seit 49 Jahren als 911. Er beweist, dass nicht retro sein muss, wer sich treu bleibt.
Porsche 911 Carrera S Cabrio Die Geschichte des 911 verläuft genau um­gekehrt. Sein Konzept kommt von ganz un­ten, malocht am Wirtschaftswunder mit, mo­bilisiert die Massen und ist heute selbst deren größter Held. Seit 1948 baut ihn Porsche, seit 49 Jahren als 911. Er beweist, dass nicht retro sein muss, wer sich treu bleibt. Lüfterrad und Saugrohr haben sich im Zuge seiner Evolution zwar abgeschafft, der Stilbruch, den sei­ne Jünger deswegen stets schon im Vorfeld begreinen, passiert ihm jedoch nie. Seine Konstante ist das physikalische Paradoxon des Heckmotors, variabel grundsätzlich nur das, was ihn optimiert. Und auch wenn vor jedem Modellwechsel die Ansicht hochkocht, dass das nicht gehen könne, haben sie es nun zum sechsten Mal gemacht.
Mercedes SL 500
Mercedes führt mit 435 PS und einem Drehmoment von 700 Newtonmeter zumindest auf dem Papier.
Mercedes SL 500 Selbst für einen SL 500 geht es trotz 35 PS Vorsprung nur darum, den Rückstand eini­germaßen einzudämmen. Zwar fußt auch seine Geschichte im Rennsport der Fünfziger, wie der Jag ist er mit den Jahren aber doch deutlich ruhiger geworden. Alles beginnt 1954 mit einem der schnellsten Sportler seiner Zeit, jener Coupé-Legende, die immer alle überflügeln wird und nach neun Jahren als Roadster ausklingt. Mit der Pagode wird der SL schließlich ganz Cabrio, in den Neunzi­gern erstmals mit Metall überdacht und jetzt auch endlich wieder das, was er als Initialen am Hintern trägt. Für sich genommen klingen 1,7 Tonnen zwar nicht übertrieben superleicht, in Relation zum Vorgänger jedoch sind sie es alle­mal. Mehr Bilder und Informationen gibt es oben in der Bildergalerie.

Fazit

von

Stefan Helmreich
Ein Fünfliter-XK ist das Cabrio für den Moment, der SL 500 eines, das ewig bindet, und der Carrera S das für die, bei denen auch die beste Zeit immer eine Bestzeit sein muss. Was eint, ist nur die Erkenntnis, dass man Glück zwar tatsächlich kaufen kann, es jedoch erst einmal kaufen können muss.

Von

Stefan Helmreich