Wie ist es, Deutschlands bester Autofahrer zu sein? Wie fühlt es sich an, wie verändert es das Leben? Sieger von damals schwärmen und erzählen von ihren Erfahrungen.
"Für mich war’s finanziell ein Riesengewinn", erinnert sich Thomas Pfau (heute 46), der 1990 den Titel holte. Der Informatiker aus Neupotz in Baden-Württemberg hatte gerade sein Studium beendet. Er verkaufte den gewonnenen Passat G60. "Davon konnte ich meine Studienschulden bezahlen und mir noch einen schönen Gebrauchten leisten. "Fahrlehrer Jörg Paulsen aus Hamburg (heute 49), der im Jahr 1992 siegte, erinnert sich noch lebhaft an die "Spannung bis zur letzten Sekunde: Die Platzierung wurde ja von hinten bekannt- gegeben". Aber er erlebte auch Neider: "Einige sagten: 'Das kann ja jeder, das ist doch alles abgekartet‘", doch auch viele positive Reaktionen. Und beim Finale, "da gab’s keine Schlechtigkeiten, das war ein schönes Miteinander".
Losglück aus 100.000 Bewerbern
Die Urkunde hängt heute noch in der Fahrschule. Holger Middeldorf aus Velbert, heute 42 und Leiter eines Wasserwerks, war Busfahrer, als er 1996 DbA wurde. Seine Firma machte "ein bisschen PR" mit ihm. "Da mischen sich Neid und Trubel. Drei bis vier Wochen lang wird man um viele Interviews gebeten“, sagt Middeldorf, "aber das flacht auch ganz schnell wieder ab. "Die Mercedes E-Klasse hat er behalten. Sein Resümee: "Die ganze Aktion war Klasse – 'ne coole Lebenserfahrung!" "Völlig überrascht" war KfZ-Meister Markus Nafziger (heute 35) aus Bottenbach in Rheinland-Pfalz, als er 1997 siegte. Er fuhr seinen SLK knapp zwei Jahre lang und verkaufte ihn fast zum Neupreis. Hobbymäßig, "so wie ein anderer Kreuzworträtsel löst", füllt er bis heute Bewerbungen für automobile Wettkämpfe aus.
Aus Nafzigers' Nachbardorf kam ein Jahr später Deutschlands bester Autofahrer: Dirk Hahn (heute 44). Der Industriekaufmann sagt: "Am Anfang war es sensationell! Ich war überrascht, wie viel Presse, wie viele Bekannte sich melden, was an Werbematerial geschickt wird." Und er fragte sich sogar, "ob ich den Titel wirklich verdiene – aus über 100.000 Bewerbern, von denen ja nicht jeder mein Losglück hatte". Die Reaktion der Leute? "Nur positiv!" Unvergessen ist ihm der Wettbewerb nicht nur wegen des Preises: "Wann im Leben hat man schon mal die Chance, so seine Leistungsfähigkeitzu testen?!“
Simply the Best – Der erste DbA-Sieger ist heute noch ein Traum-Typ
Die Saat ist aufgegangen, und wir sind gerührt und ein kleines bisschen stolz. Ein PR-Mensch hätte es sich nicht schöner erträumen können, doch die Geschichte ist wirklich wahr: Der allererste AUTO BILD-Leser, der vor 19 Jahren den Titel "Deutschlands bester Autofahrer" gewann, verbringt heute noch jedes zweite Wochenende mit Sicherheitstrainings. Jetzt allerdings als Trainer. Ehrenamtlich. Unermüdlichund mit Begeisterung. Er sagt: "Wenn ich auch nur einen Unfall verhindere, habe ich mein Ziel erreicht." Doch der Reihe nach.
Der Mann, von dem hier die Rede ist, heißt Walter Schömig. Er ist heute 46, lebt immer noch in Würzburg, arbeitet immer noch als Polizist, wie damals, als ihn seine Kollegen nach dem siegreichen Finale mit einem "Herzlich willkommen"-Riesenbanner am Polizeigebäude empfingen. Damals war Schömig einfacher Streifenpolizist, heute macht er als Kriminalhauptkommissar bei der Kripo Computerauswertungen. "Ein reiner Schreibtischjob", sagt er bescheiden und begründet damit auch zum Teil, weshalb es ihm so viel Spaß bringt, am Wochenende auf dem Übungsplatz die Reifen quietschen zu lassen. Dass er "Deutschlands bester Autofahrer" geworden war, hatte sich natürlich herumgesprochen, die Verkehrswacht Würzburg hatte bald angefragt, ob er Lust hätte, mitzumachen. Schömig hatte.
Einen besseren Sieger kann man sich nicht wünschen
Er absolvierte eine Ausbildung zum Fahrsicherheitstrainer. Heute leitet er alle Fahrtrainingsprojekte
der Verkehrswacht Würzburg. Auch jenes im Rahmen der bayerischen Aktion "Könner durch Erfahrung", speziell für 18- bis 25-Jährige und kostenlos. "Ich bekomme Bauchschmerzen, wenn ich sehe, wie junge Leute heute fahren", sagt Walter Schömig. "Wie viele glauben: "Hey, ich kann alles.' "Und das bei höheren Geschwindigkeiten und zunehmender Rücksichtslosigkeit... "Ich bringe sie auf den Boden der Tatsachen zurück, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger." Er bietet den jungen Leuten Übungen mit Aha-Effekt an, "damit sie’s selbst merken, ohne dass ich sie vorführe oder belehre." Einen besseren ersten Sieger hätten wir uns wirklich nicht wünschen können.