Erlkönig-Fotografen haben einen spannenden Job, für den sie einen guten Riecher brauchen. Denn die Hersteller halten die Teststrecken ihrer begehrten Fotomodelle so geheim wie möglich. Bis auf Kia. Das neue Kompakt-SUV werde zwar erstmals im September auf dem Pariser Autosalon enthüllt, berichten die Koreaner in einer Pressemitteilung. Aber, pssst, unter uns Apothekertöchtern: "Er ist bereits jetzt auf Europas Straßen unterwegs", meldet die deutsche Pressestelle. Das klingt ja spannend.

Und dann geht Kia ins Detail. Einige Fahrzeuge seien bei Dauertests im Einsatz, "unter anderem auf Eispisten im Polarkreis, auf kurvigen Landstraßen um Colmar im Elsass und auf der berühmten Nordschleife des Nürburgrings". Na, schönen Dank für den Tipp. Doch der Hersteller warnt: "Damit das Design des Kompakt-SUV bis zur Weltpremiere eine Überraschung bleibt, sind die Erlkönige derzeit noch stark getarnt." Und ein Foto davon wird auch gleich mitgeliefert.

So viel Zuneigung zum Motorjournalisten macht schon misstrauisch. Irgendwo muss ein Haken sein, und tatsächlich: "Wir wären Ihnen sehr dankbar", heißt es im letzten Satz, "wenn Sie die Skizzen dieses Autos, die wir Ihnen vor drei Wochen zugeschickt haben, nicht mehr verwenden würden." Hintergrund: Die vorschnell veröffentlichten Zeichnungen (siehe Bildergalerie) haben offensichtlich nicht viel mit dem Original gemeinsam, deshalb wurden sie wieder zurückgezogen. Und falls der Pressefotograf keine Lust auf Polarkälte hat, wurde noch schnell eine passende Erlkönig-Geschichte konstruiert, inklusive Foto. Und die Spannung? Ist futsch. Wir warten lieber auf Paris.