Killer-Kältemittel R1234yf
Daimler in der Zwickmühle

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Mercedes verzichtet weiter auf das Killer-Kältemittel R1234yf – obwohl es gesetzlich vorgeschrieben ist. Eine Bewertung durch die EU-Kommission steht noch aus.
Bild: Werk
(rtr/sb/fr) Daimler hofft im Streit mit der EU-Kommission über das neue Klimaanlagen-Kältemittel R1234yf weiter auf ein Moratorium der Brüsseler Behörde. "Wir sind in Gesprächen mit der Kommission und haben noch keine Reaktion erhalten", sagte ein Daimler-Sprecher in Stuttgart. Daimler hatte einen sechsmonatigen Aufschub für das Verbot des alten, klimaschädlichen Kältemittels R134a in neuen Fahrzeugmodellen beantragt, weil das neue Mittel R1234yf nach Überzeugung der Stuttgarter zu Fahrzeugbränden führen kann. Während des sechsmonatigen Moratoriums will Daimler technische Alternativen wie etwa den Einsatz anderer Kältemittel prüfen.
Kältemittel HFO-1234yf
HFO-1234yf
HFO-1234yf (2,3,3,3 Tetrafluorpropen) wird als Nachfolger des Kältemittels R134a in Auto-Klimaanlagen eingesetzt. Der Vorteil von HFO-1234yf: Es hat ein geringeres Treibhauspotenzial.
Global Warming Potential
Das Global Warming Potential (GWP) oder auch Treibhauspotenzial gibt an, wie stark ein Gas zum Treibhauseffekt beiträgt. Das GWP von R134a beträgt 1300, das von HFO-1234yf liegt bei 4. Seit Anfang 2011 dürfen in Neuwagen nur noch Kältemittel mit einem GWP kleiner als 150 eingesetzt werden.
Universität von Ohio
HFO-1234yf wurde 1946 an der Universität von Ohio erstmals synthetisiert. Die Einzelsubstanz galt bis vor wenigen Jahren wegen ihrer Reaktivität als ungeeignet für Pkw-Klimaanlagen.
Patente
Die meisten Patente für HFO-1234yf liegen bei den US-Chemiekonzernen Honeywell und Dupont, die zurzeit gemeinsam in China eine Fabrik errichten. Diese wird ab dem vierten Quartal 2012 große Mengen des neuen Kältemittels herstellen – gut ein Jahr später als ursprünglich geplant.
Alternativen
Mögliche Alternativen zu HFO-1234yf sind CO2 (R744), Propan (R290) und Butan (R600).
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Aus einem Schreiben der EU-Kommission an die Bundesregierung geht hervor, dass man "keinen Grund" sehe, Autobauern wie Daimler mehr Zeit zur Umsetzung der EU-Vorgaben zu gewähren – die Kommission beharre auf ihrem Zeitplan. Was zunächst wie eine Absage wirkt, wird im zweiten Teil des Schreibens relativiert: Die EU-Kommission werde die Untersuchungen der deutschen Hersteller mit in eine endgültige Bewertung einfließen lassen, die bisher noch ausstehe.
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