Knaus Sport Traveller 500: Wohnmobil-Test
Gebrauchter Knaus-Alkoven-Camper im Check

—
Der kompakte Knaus Sport Traveller 500 war seinerzeit das Einstiegsmodell der Marke aus Jandelsbrunn. Ist der Alkhoven als Youngtimer empfehlenswert?
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Bei der Schnäppchenjagd in der Hochsaison empfiehlt es sich, dass Beuteschema auf ältere Wohnmobil-Semester auszudehnen. Denn manchmal finden sich unter den altgedienten Exemplaren in der zweiten Reihe interessante Typen aus behütetem Vorbesitz. Unser Testexemplar von der Wohnmobil-Galerie im schleswig-holsteinischen Hohenaspe wurde vor 20 Jahren erstmals zugelassen. Nun wäre er für 19.900 Euro zu haben.
Dass man zu diesem knapp kalkulierten Kurs keinen Schönerwohnen-Preis gewinnen oder Qualitätsrekorde aufstellen dürfte, erklärt sich von selbst. Mit ein wenig Glück findet sich jedoch ein betagtes, aber gut gepflegtes Reisemobil, wie dieses Exemplar beweist. Die Laufleistung ist vergleichsweise moderat: In 20 Jahren sind nur 133.400 Kilometer zusammengekommen. Und die Vorbesitzer haben zum Glück nichts grundlegend verbastelt.
Knaus Sport Traveller 500: Schlafplätze für vier Personen
Das ist er: Ein Traditionalist mit Familiensinn. Vor 22 Jahren lancierte Knaus die Sport-Traveller-Modelle, um im wachsenden Billigsegment Paroli bieten zu können. Das Rezept war einfach, aber erfolgreich: Ein konventioneller Alkovengrundriss auf Fiat-Ducato-Basis ermöglichte ein komplett ausgestattetes Reisemobil für vier Personen zu Preisen ab 30.000 Euro ohne Extras.
Konstruktiv geht die Sport-Traveller-Modellreihe auf die bereits Mitte der Neunziger vorgestellten Traveller-C-Modelle zurück. Ein üppiger Alkoven raubt einerseits das letzte Quäntchen Fahrdynamik, ermöglicht dafür jedoch erstaunlich viel Wohnraum für ein nur 5,29 Meter langes Reisemobil. Auch die Stehhöhe von mindestens 2,09 Meter ist üppig.

Durch seinen großzügigen Alkoven-Aufbau gewinnt der Sport Traveller an nutzbarem Raum, verliert jedoch gleichzeitig spürbar Fahrdynamik.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Zwei Schlafplätze befinden sich über dem Fahrerabteil im Bug. Die Schlafzone lässt sich leicht über eine Leiter entern und taugt mit einem Bettenmaß von 210 Zentimeter Länge bzw. 160 Zentimeter Breite auch für groß gewachsene Personen. Um einiges unkomfortabler ist das zweite Doppelbett. Dieses muss bedarfsweise durch Umbau der viersitzigen Dinette hergerichtet werden und bildet ein nicht zu 100 Prozent ebenes Schlaflager. Ein Topper wäre daher für den nächtlichen Familienfrieden im Urlaub einmal mehr eine heiße Kaufempfehlung.
Schlichter Knaus mit guter Bauqualität zum fairen Preis
Das hat er: Urlaubsideen für eine vierköpfige Familie. Wer feine Hölzer, perfekte Passformen oder ein besonders aufwendiges Heizungssystem in Verbindung mit perfekter Dämmung sucht, ist beim Sport Traveller 500 an der falschen Adresse. Der schlichte Knaus sprach neu preissensible Kunden an, die gute Bauqualität zu einem fairen Preis suchten.

Angenehmes Raumangebot mit breiter Sitzgruppe. Polstermuster und Möbelbau wirken bestenfalls retro.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Da der Grundriss gut durchdacht ist, kann man sich auch heute noch trotz der schlichten Foliendekor-Holzfronten und geschmacklich grenzwertigen Polsterstoffe wohlfühlen. Ausstattungstechnisch erfüllt der Sport Traveller damalige Mindeststandards: viersitzige Dinette, Küchenblock mit Einbaukühlschrank, Dreiflammen-Gaskochfeld und Spüle sind genauso mit an Bord wie ein kompaktes Bad mit Thetford-Toilette und (hoffentlich nicht rissiger) Duschtasse. Gut: Sat-Antenne, Fahrradträger und Markise erhöhen den Urlaubswert. Das Stauraumangebot ist alles andere als überragend, reicht angesichts der knappen Zuladung von nur 407 Kilogramm aber voll aus.
Mit nur 90 PS geht dem Drei-Tonnen-Knaus frühzeitig die Puste aus
So fährt er: Für seinen Namen eigentlich zu unsportlich. Mit nur 90 PS und knapp unter 200 Newtonmetern Drehmoment taugt dieser Drei-Tonnen-Knaus als fahrender Steigungsmesser. Frühzeitig geht ihm die Puste aus, mehr als Dauertempo 100 ist kaum empfehlenswert. Und Fahrassistenten? Bis auf eine Servolenkung gibt es de facto keine. Vorsicht: Bei einigen Fahrzeugen wurde sogar die Stotterbremse ABS eingespart. Und Komfortextras wie Klimaanlage oder Infotainment sind serienmäßig ebenfalls nicht mit an Bord. Aber all das nehmen die abenteuerlustigen Gebrauchtinteressenten hoffentlich sportlich.
Technische Daten
Motorisierung
Leistung
Hubraum
Drehmoment
Höchstgeschwindigkeit
Getriebe/Antrieb
Tankinhalt/Kraftstoffsorte
Länge/Breite/Höhe
Radstand/Bereifung
Leergew. fahrbereit/Zuladung (Testmobil)
Anhängelast (gebremst/ungebremst)
Material Wand/Dach/Boden
Liegefläche Alkoven L x B
Liegefläche Mitte L x B
Kühlschrank inkl. Eisfach
Herd
Bordbatterie
Frisch-/Abwassertank
Gasvorrat/Heizung
Testverbrauch
Grundpreis (2002)
Fazit
Für ein Preiswert-Reisemobil ist der Sport Taveller erfreulich gut gealtert. Seine Ausstattung langt für einen Familienurlaub mit vier Personen. Der hohe Gebrauchtpreis ist bedingt durch die hohe Nachfrage.
Service-Links