F-Bel-Beteiligung auf Drängen Schusters

In der Korruptionsaffäre beim Volkswagen-Konzern weisen VW-Personalvorstand Peter Hartz und Ex-Betriebsrats-Chef Klaus Volkert Vorwürfe der Verstrickung hartnäckig zurück. Hartz stellte die Vermutung, daß Volkswagen Betriebsräte gekauft haben soll, als "absurd" dahin – im Vorstand seien solche Vorgänge keinem bekannt. Und: "Niemand im Vorstand hätte sie gebilligt."

Auch der vor wenigen Tagen überraschend zurückgetretene Volkert äußerte sich zu den Vorwürfen. Über seinen Anwalt erklärte er, er habe mit den angeblichen Verstrickungen in unsaubere Geschäfte und in das Geflecht von Tarnfirmen nichts zu tun. "Mich mit solchen Vorgängen auch nur im Entferntesten in Verbindung zu bringen, ist eine infame Verleumdung." Ein Eigentor – denn zugleich gestand er ein, sich auf Drängen des Ex-Skoda-Personalchefs Helmuth Schuster zur Übernahme eines Gesellschafteranteils an der tschechischen Firma F-Bel bereit erklärt zu haben. Das bedaure er, gleichzeitig empfindet er die Sache jedoch als harmlos: F-Bel habe sich um die Einrichtung des Skoda-Forums in Prag beworben, bislang aber keine Geschäfte getätigt.

Nebenbei schwelt eine Affäre ganz besonderer Art: Ex-VW-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer, ebenfalls in den Tarnfirmen-Skandal verwickelt, soll nach Angaben der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) als Mitarbeiter von Peter Hartz im Konzern "eine Art Chefanimateur für die Betriebsräte" gewesen sein. In dieser Rolle habe er nicht nur Reisen, Essen und Konferenzen organisiert, sondern angeblich auch Prostitutierte und Unterkünfte für Geliebte, schreibt die FAZ.

Harte Belastungsprobe für den Betriebsrat

Bezahlt wurde laut BILD teils über die Firmenkreditkarte Gebauers. Dessen Anwalt Wolfgang Kubicki betont gegenüber BILD grundsätzlich: "Mein Mandant hat sich nichts vorzuwerfen. Er hat ausschließlich auf Anweisung von Dr. Peter Hartz bzw. dessen Mitarbeitern gehandelt." Hartz habe die klare Anweisung gegeben, dem Betriebsrat unter anderem für Dienstreisen ein Budget zur Verfügung zu stellen, dessen Verwendung nicht kontrolliert worden sei, berichtet Spiegel Online unter Berufung auf die "Financial Times Deutschland" ("FTD"). Den Etat, dessen Höhe bislang nicht bekannt ist, konnten die Betriebsratsmitglieder dem Blatt zufolge nach eigenem Gutdünken verwenden.

Hat auch Klaus Volkert den unterstellten "Extra-Service" in Anspruch genommen? "Soweit versucht wird, mein Privatleben zum Gegenstand öffentlicher Erörterung zu machen, bin ich nicht bereit, mich hierzu einer Diskussion auszusetzen", blockte der Ex-Betriebsrats-Chef ab. Klarere Worte findet VW-Personalvorstand Peter Hartz, der bestreitet, von solchen Vorgängen überhaupt gewußt zu haben. Der "Bild" sagte er: "Die Unterstellung, ich hätte Kenntnis von derartigen Vorgängen oder würde sie gebilligt haben, ist absurd."

Unterdessen wurde Bernd Osterloh zum Nachfolger Volkerts als Vorsitzender des Betriebsrats im VW-Stammwerk Wolfsburg gewählt. Der 48jährige sagte, er übernehme das Amt in einer Zeit, die vermutlich die "härteste Belastungsprobe" für Betriebsratsarbeit bei VW bedeute. Die Wahl zum Vorsitzenden des Konzernbetriebsrats folgt zu einem späteren Zeitpunkt. Den Beschäftigten wird es recht sein: Nicht nur das Vertrauen in "die da oben" ist schwer erschüttert, sondern auch in die Vortänzer aus den eigenen Reihen.

Fragen zum Werk in Visakhapatnam

Osterloh erklärte, der Betriebsrat widerspreche mit "aller Entschiedenheit" in den Medien pauschal geäußerten Vermutungen, wonach der Betriebsrat gekauft oder geschmiert worden sei. Dies seien "grenzenlose Verleumdungen". Ob das so ist, prüft zum einen die hausinterne Revision, zum anderen die Staatsanwaltschaft. Bei den Ermittlungen um mögliche Bestechung und Untreue im Volkswagen-Konzern geht es auch um ein VW-Projekt in Indien. Vor allem dort läge der Verdacht krimineller Handlungen nahe, erfuhr die WELT aus Ermittlerkreisen.

In der Stadt Visakhapatnam in der Provinz Andra Pradesh sollte eine Fabrik für VW-Nutzfahrzeuge entstehen. In Indien wurde ein Investitionsvolumen von 40 bis 50 Milliarden Rupien (zwischen 770 und 960 Mio. Euro) behauptet. Über einen Vermittler sollen VW-Mitarbeiter rund drei Millionen Euro von der Provinzregierung kassiert haben. Bewiesen ist bislang nichts, vielleicht bringt der ehemalige Skoda-Personalvorstand Helmuth Schuster Licht in die Sache: Er will mit der Staatsanwaltschaft Braunschweig zusammenarbeiten. "Wir sind grundsätzlich kooperationsbereit", sagte Schusters Rechtsanwalt Ferdinand Gillmeister der WELT. Sein Mandant mache eine Aussage aber davon abhängig, wann und unter welchen Voraussetzungen die Staatsanwaltschaft Akteneinsicht gewähre.

Von

Michael Voß