Drei Preisschübe in einer Woche

Die Wut wächst im Gleichschritt mit den Wucherpreisen. Denn Tanken war in Deutschland noch nie so teuer wie heute. Der Literpreis für Diesel nähert sich der 1-Euro-Schwelle, der für Super plus der 1,25-Euro-Marke. Allein zwischen dem 10. und 15. Februar verteuerte sich der Treibstoff an den Tankstellen in drei Preisschüben um sieben Cent.

Alles nur wegen der Irak-Krise? Tatsächlich spielen die Ölmultis Pontius Pilatus. Schuld am teuren Sprit seien nicht sie, sondern die hohen Rohöl- und Produktpreise in Rotterdam, sagt Esso-Sprecher Karl-Heinz Schult-Bornemann. So oder ähnlich erklären auch seine Kollegen bei den anderen Ölmultis, warum sie einträchtig an der nach oben offenen Preisskala drehen.

Die Begründung ist nur zum Teil richtig. Tatsächlich erreichten die Rohöl-Preise im Sog der Irak-Krise Rekordmarken. 32,33 Dollar für ein Barrel (159 Liter) bedeuteten am 15. Februar den höchsten Wert seit November 2000. Ein Wert, der unnötig hoch ist, denn nach Ansicht der EU-Energiekommissarin Loyola de Palacio sind Spekulanten an den internationalen Rohstoffbörsen dafür verantwortlich: "Es gibt heute kein Risiko der Lieferunterbrechung." Statt derzeit gut 32 Dollar wäre ein Barrel-Preis von 20 bis 22 Dollar angemessen. Auf dem Weltmarkt ist Rohöl in ausreichender Menge verfügbar, aber die Märkte handeln das Öl mit einem Irak-Krisenaufschlag von fünf bis zehn Dollar.

Kann das Bundeskartellamt helfen?

Im Windschatten der "spekulativen Bewegungen" an den Börsen (de Palacio) geben auch die Ölmultis bei den Preisen Gas. Für Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) hat diese Preispolitik "was Zynisches an sich". Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland kritisiert: "Die Ölkonzerne machen derzeit Sonderprofit mit der Angst." Jürgen Albrecht, Benzinmarktexperte beim ADAC, erkennt in den Preisaufschlägen der Mineralölkonzerne nur einen Grund, "nämlich die Gewinnsituation zu verbessern".

Das Drehen am Spritpreis hat das Bundeskartellamt hellhörig gemacht, das laut Behördensprecher Stephan Siebert die Preispolitik "intensiv" beobachtet. Das Ergebnis ist nichts Neues: "Wir haben derzeit keine Anhaltspunkte für Preisabsprachen." Es sei häufig so, dass Ölkonzerne kurz hintereinander die Preise anheben. Ja, und?

Diese Aussage verwundert auch den FDP-Vize Rainer Brüderle: "Der Gleichschritt der Konzerne ist auffällig. Mit einem Saddam-Zuschlag sind die skandalösen Preise nicht zu rechtfertigen." Stimmt, sie haben schon ein gewisses (Bei-)G'schmäckle.

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