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Video: Lamborghini Aventador SV (2015)

Brutaler Lambo

Bild: AUTO BILD
Ehrenwort! SV steht nicht für Super-Verdienstspanne. Auch wenn Lamborghini beim Aventador SV für 50 Kilogramm weniger und 50 PS mehr als im Basismodell mal eben 68.000 Euro Aufschlag verlangt. SV steht für "super veloce". Was frei übersetzt sauschnell bedeutet und dennoch eine unverschämte Untertreibung darstellt. Der Ober-Lambo ist brutal. Das macht schon allein dieses monumentale und in drei Stufen verstellbare Carbon-Leitwerk am Heck klar, auf dem wahlweise 73 Blaumeisen, 24 Ringeltauben oder vier Albatrosse nebeneinander Platz finden. Zudem verbessert es die, nun ja, ziemlich speziellen Sichtverhältnisse ein wenig. Der Flügel hilft beim Rückblick als Peilkante. Beim Einstieg helfen nur Beweglichkeit oder Beten. Flügeltür hoch, Hintern runter, rechtes Bein in Richtung Mittelkonsole schwingen, alles sacken lassen, erst jetzt linkes Bein nachziehen. Klemmt, zwackt, hat null Luft. Nun bitte mit der einen Hand den Gurt ins Schloss klicken und mit der anderen die Tür vom Himmel holen. Aufgeregt? I wo! Aber du kannst dich plötzlich atmen hören, spürst das Pochen der Halsschlagader, greifst mit feuchten Fingern zum Zündschlüssel.

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300 km/h sind nach brutalen 24,0 Sekunden erreicht

Lamboooah!
Der gewaltige Flügel und ein mächtiger Diffusor beherrschen die Heckansicht, die Karosserie zeigt reichlich Carbon.
Ein Druck, und der frei atmende 6,5-Liter-V12 tätowiert dir kraft seiner 750 PS und 690 Newtonmeter schon im Leerlauf die Zündfolge zwischen die Schulterblätter. Ein Zug an der rechten Schaltsichel, und das Getriebe prügelt den ersten Gang ins Spiel, als wäre es beim obersten Auspeitscher des Königs von Karthago in die Lehre gegangen. Schon ein halbes Augenzwinkern später fordert die grelle Hochschaltanzeige im Bologna-bei-Nacht-Kombiinstrument die nächste Fahrstufe, und dann gleich wieder, und wieder. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h ist ein 2,8 Sekunden kurzes Zeitraffer-Erlebnis. Nur 5,8 Sekunden später marschiert der SV auf 200 km/h. Nach 24,0 Sekunden ist die 300-km/h-Marke erreicht – mit weiteren 50 km/h Luft nach oben. Das Limit dieses Lambo findest du definitiv erst auf der Rennstrecke. Nur hier kann man den Zwölfzylinder auch in den großen Gängen ausdrehen, die Verzögerung der Carbon-Keramikbremsen im Familienpizza-Format auf den Körper wirken lassen, das sequenzielle Siebenganggetriebe durch die Schaltgassen peitschen. Im Gegensatz zur fixen Achslastverteilung (57 Prozent hinten) ist die elektronisch gesteuerte Drehmomentverteilung voll variabel. Im Extremfall zerren die 20 Zoll großen Vorderräder den Wagen bereits aus der Kurve, während die hinteren 21-Zöller noch mit der Querkraft kämpfen.

Knapp 400.000 Euro kostet der schärfste Aventador

Die von Audi abgeguckte Drive-Select-Regelmimik kennt drei verschiedene Fahrprogramme: "strada", "sport" und "corsa". Angesteuert werden Motor, Getriebe, Differenzial, Dämpfer, ESC und die vom Huracán übernommene Dynamiklenkung. Das klingt vielversprechend, doch selbst in der verbindlichsten Abstimmung stellt das betonharte Fahrwerk den Sitz von Plomben und Perücken auf eine ernste Probe. Die größte Herausforderung beim SV ist dennoch eine andere. Er kostet ab 389.356 Euro.

Fazit

von

Georg Kacher
Aventador SV, das bedeutet großes Abenteuer: sehr schnell Auto fahren ohne Netz und doppelten Boden. Schärfer, puristischer, extremer und lauter geht’s kaum. Unvernünftiger allerdings auch nicht. Aber darüber diskutieren wir im nächsten Leben.

Von

Georg Kacher