Phedra, der edle Raumgleiter

Der Lancia Phedra besitzt alle typischen Eigenschaften, die man sich von einem Van wünscht. So ist der Phedra für den Familien-Ausflug oder für sperriges Transportgut gleichermaßen gut gerüstet: Er bietet jede Menge Platz und ist dabei fast so wandlungsfähig wie ein Chamäleon. Das können zwar andere wie etwa der VW Sharan oder Renault Espace auch, doch bei weitem nicht so elegant.

Vor allem innen. Hier herrscht mit Alcantara und feinen Hölzern ein nobles Ambiente. Selbst seine baugleichen Brüder vom Schlage eines Citroën C8, Fiat Ulysse und Peugeot 807 müssen da passen. Denn wieder einmal ist der Van eine Gemeinschaftsentwicklung zwischen dem PSA-Konzern und der Fiat-Gruppe. Und wie inzwischen gewohnt übernimmt der Lancia die Rolle des edlen Raumgleiters.

Karosserie und Interieur

Karosserie Gegenüber seinem 1994 präsentierten Vorgänger Zeta ist der aktuelle Phedra nur unwesentlich gewachsen. Zwar ist der Neue in der Außenlänge 28 Zentimeter länger, Radstand und Bodengruppe blieben hingegen gleich. Fahrer- und Beifahrer fühlen sich gut aufgehoben. Aufgrund der erhöhten Sitzposition erlaubt der Phedra einen erhaben Blick auf die Straße sowie die mittig platzierten, aber schlecht ablesbaren Instrumente. Dank des serienmäßig in Höhe und Weite einstellbaren Lenkrads findet man schnell eine ordentliche Position. Hinten gehören drei Einzelsitze zum Lieferumfang. Bis auf die eng bemessene Kniefreiheit ist das Platzangebot in Reihe zwei vollkommen ausreichend.

Der Ein- und Ausstieg gelingt bequem über die seitlichen Schiebetüren – besonders praktisch in engen Parklücken. Sie öffnen und schließen beim Phedra sogar elektrisch per Knopfdruck, entweder via Fernbedienung oder vom Innenraum aus. Auf Wunsch ist der Phedra bis zum Siebensitzer erweiterbar. Ein Einzelsitz kostet 450 Euro, zwei gibt es für 780 Euro extra. Variabilität ist ebenfalls kein Thema: Das Mobiliar lässt sich um 15 Zentimeter in der Länge verschieben, bei Bedarf zusammenfalten oder ausbauen. Dann stehen 2948 Liter Stauraum und ein topfebener Ladeboden zur Verfügung. Allerdings sollte das Gepäck nicht allzu schmutzig sein, da der luxuriöse Innenraum mit feinem Alacantara-Stoff und edlen Hölzern das nicht verdient.

Die Bedienung von Schaltern und Hebeln gibt keine Rätsel auf. An die links vom Fahrersitz platzierte Handbremse hat man sich ebenso schnell gewöhnt wie an den auf der Mittelkonsole sitzenden Schalthebel. Er liegt griffgünstig zur Hand. Doppelt gut, da diese Anordnung den Durchgang zwischen den Vordersitzen nach hinten ermöglicht. Als unpraktisch erweist sich hingegen der nicht in die Zentralverriegelung integrierte Tankdeckel. Ein Öffnen oder Schließen erfordert immer den Zündschlüssel. Hier wurde offensichtlich am falschen Ende gespart, ein Bild das überhaupt nicht in das Konzept des Luxus-Vans passt. Wertung: 77 von 100 Punkten

Fahrwerk, Komfort und Sicherheit

Fahreigenschaften Bei forcierter Fahrweise schiebt der Phedra gutmütig über die Vorderräder, schnelle Richtungswechsel fängt das serienmäßige ESP ein. Unterm Strich fährt sich der Phedra handlich und sicher. Wertung: 89 von 100 Punkten

Fahrkomfort Die straffe Federung reagiert auf derben Unebenheiten stößig. Überaus reichhaltig ist die Ausstattung des Italieners: Die getestete Emblema-Version verfügt über Zwei-Zonen-Klimaautomatik, drehbare Vordersitze samt elektrischer Verstellung und Positions-Speicher, Kühlfach, elektrische Schiebetüren, Navigation, Telefon, Radio und CD-Wechsler bis hin zu Xenon-Scheinwerfern. Wertung: 83 von 100 Punkten

Sicherheit Gut: Sechs Airbags, ESP und Bremsassistent. Von den Bremsen haben wir uns allerdings mehr erwartet: 42,2 Meter aus 100 km/h sind für ein neues Fahrzeug im Van-Segment kein Ruhmesblatt. Wertung: 84 von 100 Punkten

Wirtschaftlichkeit Hoch sind der Grundpreis, Wertverlust und die Teilkasko. Angemessen: der Verbrauch. Wertung: 76 von 100 Punkten

Motor und Technische Daten

Antrieb Ein Zweiliter-Aggregat bildet die Basismotorisierung. Der Sechzehnventiler leistet 136 PS und stellt sein maximales Drehmoment von 190 Newtonmeter bei 4100 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung. Ein braver Antrieb, der dem Phedra zu ausreichenden Fahrleistungen verhilft: Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 185 km/h, der Sprint von null auf Tempo hundert dauert 12,2 Sekunden. Für die Elastizitätsprüfung im fünften Gang von 80 auf 120 km/h braucht der Lancia aufgrund der Sprit sparenden Getriebeübersetzung recht lang. Dafür waren seine Trinksitten dem Fahrzeugkonzept angemessen: 10,6 Liter Super genehmigte er sich im Durchschnitt. Wertung: 79 von 100 Punkten

Fazit und Punktewertung

Fazit Wer den Eurovan von Lancia will, muss tief in die Tasche greifen, bekommt dafür ein edles, voll ausgestattetes Auto. Wesentlich günstiger fahren die Brüder Peugeot 807, Fiat Ulysee und Citroën C8. Gesamtwertung: 488 von 600 Punkten