Preisattraktive Kompletträder werden aus gutem Grund nicht selten mit minderwertigen Laufrädern verkauft. Schließlich guckt der Kunde erfahrungsgemäß zuerst auf den Rahmen, wohl dann auf die Schaltung – und erst danach auf die verbauten Laufräder. Dass man die Kaufentscheidung maßgeblich von den Laufrädern abhängig macht, ist eher unüblich beim Fahrradkauf. Zumal sich Laufräder leicht und schnell austauschen lassen.
 
Mit einem neuen Laufradsatz aus Carbon kann der Fahrspaß merklich erhöht und das Fahrradgewicht reduziert werden. Die Rechnung geht so: Leichte Carbon-Laufräder wiegen zwischen 1.400 und 1.600 Gramm, natürlich abhängig von Preis, Hersteller und Flankenhöhe. Standard-Laufräder aus Aluminium hingegen bringen gut und gern 500 bis 700 Gramm mehr auf die Waage. Wenn man dann noch einen leichteren und schnelleren Reifen verbaut, spart man nicht nur zweistellige Wattzahlen, sondern auch in Summe bis zu ein Kilogramm beim Systemgewicht. Dieser positive Effekt gilt für Gravelbikes und Rennräder mit Aluminiumrahmen ebenso wie für Carbonmodelle.

Seit über zehn Jahren am Markt

Wie der günstige Nachrüst-Laufradsatz CH 30 Allroad Basic von Leeze zeigt, muss man für so ein lohnendes Upgrade nicht mal extrem tief in die Tasche greifen. Für faire 899 Euro bietet der deutsche Laufradbauer aus dem Münsterland einen konkurrenzfähigen Satz an, der sage und schreibe nur 1.400 Gramm wiegt.
 
Das Unternehmen um die beiden Gründer Frank Decker und Florian Otterpohl hat sich längst einen Namen gemacht in der Szene. Seit über zehn Jahren sind die Carbon-Spezialisten am Markt und bauen längst nicht mehr nur Laufräder zusammen, sondern entwickeln selbst Profile in Zusammenarbeit mit dem Aerodynamik-Experten Professor Eric Helter. Zudem testen die Münsteraner auf eigenen Prüfständen die Qualität ihrer Laufräder. Mittlerweile werden bei Leeze, die letztes Jahr ihr zehnjähriges Firmenjubiläum feierten, auch Laufräder für andere Unternehmen gefertigt.
Einziger Kritikpunkt an der Leeze-Felge: Der Schriftzug (hier noch vollständig) verlor mit der Zeit seine Klebeeigenschaften.
Bild: BIKE BILD

Leeze CH 30 Allroad Basic im Test

Leeze gibt den Laufradsatz CH 30 Allroad Basic frei für 28 bis 55 Millimeter breite Reifen, empfiehlt indes 30 bis 50 Millimeter breite Reifen – aus gutem Grund. Dieser Empfehlung sollten Sie folgen, wie unser Praxistest gezeigt hat. Aber der Reihe nach, wir haben zu Testzwecken insgesamt drei unterschiedliche Reifen montiert:
 
• Pirelli P Zero Race TLR, 28 Millimeter
• Pirelli P Zero Race TLR, 32 Millimeter
• Schwalbe G-One Overland, 40 Millimeter
 
Der 28-Millimeter-Reifen ging zwar – wenngleich recht schwer – auf die Felge drauf, baute für unser Dafürhalten deutlich zu schmal auf und hielt überdies die Luft auch nicht besonders gut. Daher folgten wir der Leeze-Empfehlungen und versuchten nach nur ein paar Probefahrten dasselbe Reifenmodell in 32 Millimeter. Und siehe da, die Montage war leichter, der Reifen schloss bündiger mit der bauchigen Felge ab und hielt die Luft Tage lang bei sich.
 
Durch die großzügige Maulweite von 25 Millimeter baute der Reifen breit und voluminös auf. Auch das Fahrgefühl gefiel uns mit dem 32er-Reifen wesentlich besser. Wir fuhren das Duo fast ausschließlich auf der Straße und waren überrascht, wie geschmeidig und komfortabel wir über (auch ruppigen) Asphalt rollten bei entsprechend niedrigem Luftdruck natürlich.
 
Viele Rennradfahrer scheuen breite Reifen. Tatsächlich ist die Gewichtszunahme nicht unerheblich. Zum Beispiel beim Schwalbe Pro One steigt das Gewicht vom 25er- auf das 32er-Modell pro Reifen um über zehn Prozent. Da die Leeze-Testfelge mit 1.400 Gramm allerdings extrem leicht ist, egalisiert sich die Gewichtszunahme durch einen breiteren Reifen wieder, sodass wir auf dem Allroad-Rennrad nicht das Gefühl hatten, mit Bremsklötzen unterwegs zu sein. An unserem Testmuster waren „nur“ die leichtgängigen Leeze-Standardnaben verbaut, deren dezenter Sound sehr angenehm ist. Wer will, kann ab 200 Euro Aufpreis Keramik-Lager verbauen lassen.
 
Die Felge mit ihrer Höhe von 30 Millimeter will gerade keine Aerofelge sein, sondern in erster Linie ein agiler Allround-Laufradsatz, was ihr tatsächlich vorzüglich gelingt. Für maximale Aero-Eigenschaften gibt es Alternativen – auch im Leeze-Sortiment. Trotzdem rollten die Laufräder auch bei hohen Geschwindigkeit um 40 Stundenkilometer erstaunlich flott über den Asphalt – zum Vergleich zogen wir eine 45 Millimeter hohe DT-Swiss-Felge heran. Seitenwindanfälligkeit der Leeze-Felge geht gegen Null.
Schwalbes G-One Overland (40 Millimeter Breite) baut dank Hookless-Technologie schön rund auf. Das verbessert die Lauf- und Rolleigenschaften.
Bild: BIKE BILD

Vorteile von Hookless-Felgen

Die moderne Leeze-Felge ist hookless, das bedeutet, dass die Flanken der Felgeninnenseite keine Haken mehr besitzen, die den Reifen halten. Das hat zwei wesentliche Vorteile: Die Felgen werden leichter und die Reifen bekommen eine rundere Form und damit mehr Grip; außerdem wird die Seitenwand besser abgestützt. Aber Achtung, Hookless-Felgen dürfen nur mit freigegebenen Reifen und unter Beachtung des maximalen Luftdrucks gefahren werden.
 
Die positiven Hookless-Eigenschaften machten einen besonders stimmigen Eindruck am einfach zu montierenden Gravelreifen von Schwalbe. Durch den Wegfall der Haken nahm nämlich das Reifenvolumen zu, womit der Luftdruck weiter reduziert werden konnte, ohne dass die Rolleigenschaften darunter gelitten haben. Das Ergebnis: Komfort und Grip im Gelände auf höchsten Niveau. Anhand diesem Beispiel wurde uns deutlich, dass es nicht trivial ist, welche Carbonfelge man kauft. In der Praxis kann es eben einen bedeutenden Unterschied machen, ob die Felge hookless ist oder noch nicht.
 
Die Testlaufräder von Leeze kamen erwartungsgemäß tubeless-ready zu uns. Neben dem Standard-Shimano-Freilauf hat Leeze auch den SRAM XDR sowie beide Campagnolo-Varianten (12-fach/13-fach) im Programm. Tubeless-Ventile sind im Lieferumfang nicht enthalten.

Für Bikepacker: Leeze CH 40 Allroad Basic

Aerodynamik, Gewicht, Steifigkeit, Langlebigkeit – Laufräder sind immer ein Kompromiss aus verschiedenen Eigenschaften. Den getesteten Leeze-Laufradsatz sehen wir im Einsatzbereich zwischen Straße und Gravel am Rennrad, Gravelbike oder Allroad-Rennrad. Schwerpunktmäßig ist der Laufradsatz für die Straße ausgelegt. Hierfür (und selbst für alpine Radtouren) spricht das geringe Gewicht von 1.400 Gramm. Daneben gibt es ein weiteres Basic-Modell (CH 40 Allroad Basic) sozusagen spiegelverkehrt – mit Schwerpunkt fürs Gelände. Interessenten müssen sodann mit minimal mehr Gewicht rechnen (1.570 Gramm), bekommen aber im Gegenzug mehr Stabilität für zum Beispiel Bikepacking-Touren. 
Mehr Informationen unter: www.leeze.de
Für 899 Euro bietet Leeze mit dem Basic-Laufradsatz ein Upgrade, das Sie ab der zweiten Pedalumdrehung spüren, sofern Sie bisher auf Aluminium-Laufrädern unterwegs waren. Agilität und Spritzigkeit nehmen gewaltig zu, die Beschleunigung ist rasanter und Sie werden merklich schneller Berge und längere Abstiege erklimmen. All das erhöht den Spaßfaktor beim Fahren um ein Vielfaches. Und abschließend nochmal allgemein: Wohl kein Material-Upgrade ist am Rennrad und Gravelbike lohnender als ein Carbon-Laufradsatz, der Aluminiumlaufräder ersetzt.

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BIKE BILD