Am Hybrid-Lexus ist vieles anders als bei anderen Allradautos: kein Anlasser, keine Kupplung, kein Wandler, keine Getriebeübersetzungen, keine Kardanwellen, kein Verteilergetriebe. Stattdessen Frontantrieb über einen 123 kW leistenden Elektromotor und einen 249-PS-V6-Benziner plus zusätzlicher Hinterradantrieb mittels eines 50-kW-Elektromotors. Der RX 450h fährt immer elektrisch an, und wenn der Strom aus der knapp 2 kWh kleinen Hybridbatterie gerade nicht reicht, wird ohne Anlassergewimmer der 3.5-V6 angeworfen, der dann einen Generator antreibt, der wieder um die zum Anfahren benötigten Elektromotoren mit ordentlich Strom versorgt. Nur wenn es richtig steil bergauf geht oder dabei gar ein schwerer Anhänger am Haken hängt, gibt der Hybrid-Lexus leise summend auf. In unserem Test mit dem für den RX 450h zulässigen Zweitonnen-Anhänger war beim dritten Anfahrversuch an einer 14-Prozent Steigung Schluss. Der Antrieb meldet dann im Display eine Überhitzung des Hybridsystems. Dann muss man warten.

Nach einigen Tagen Standzeit macht die Starterbatterie Probleme

Lexus RX III
Zuverlässig: Der Hybrid-Lexus bleibt so gut wie liegen. Allerdings ist die kleine Starterbatterie nicht immer dienstbeflissen.
Leichtere Einsätze verkraftet der Hybrid-Lexus aber auch nach Leserangaben problemlos – und dauerhaft zuverlässig. Die Pannenquote ist geradezu vorbildlich: Praktisch nie bleibt dieses Auto unterwegs liegen. Es gibt lediglich einige Startversager. Die gehen allerdings praktisch ausnahmslos auf die kleine Starterbatterie zurück. Denn der RX 450h startet nicht mit Hilfe der größeren Hybridsystem-Batterie, sondern ganz herkömmlich mithilfe einer zusätzlichen 12-Volt-Batterie. Und die ist zum einen ab Werk sparsam dimensioniert, zum anderen verkraftet sie längere Standzeiten offenbar nicht gut. Die Lexus-Besitzer melden Startversager infolge einer zu schwachen Starterbatterie nach drei bis zehn Tagen Standzeit. Je älter diese 12-Volt-Batterie, desto kürzer die verkraftbare Standzeit. Das ist auch das einzige Problem, das der RX 350 ohne Hybridtechnik hat.
Überblick: Alles zum Lexus RX

Elektrisches Fahren beschränkt sich aufs Rangieren und Einparken

Eines sollte Hybrid-Fans – und solchen, die es werden wollen – jedoch klar sein: Der Hybrid-Lexus ist kein Auto, dass durch längeres Fahren mit reinem Elektroantrieb fasziniert. Denn dazu ist zum einen die Akkukapazität von weniger als 2 kWh einfach viel zu gering, zweitens halten Lexus und die Markenmutter Toyota das auch gar nicht für sinnvoll. In der Praxis beschränkt sich das rein elektrische Fahren daher auf lautloses Rangieren und Einparken sowie auf ein motorloses Ausrollen vor einer roten Ampel oder vor einem Ortsschild. Schon bei minimalem Gaspedaldruck wirft das System den Benzinmotor an. Das stört aber nur wenig, denn zum einen entfällt das altertümliche Anlassergejaule, zum zweiten läuft der V6-Benziner schön sanft und kultiviert. Ausnahme: Beim kräftigen Gasgeben wird er zu erhöhter Drehzahl genötigt und tönt dann unflätig.

Alle 15.000 Kilometer muss der Lexus zur Wartung

Lexus RX III
Ungewöhnlich: Gerade bei den Vielfahrern halten die Bremsen lange, bei den Wenigfahrern dagegen verschleißen sie überraschend schnell.
Die überaus konservative Batterietechnik des Lexus hat allerdings auch ihre Vorteile: Sie hält offenbar ein Autoleben lang. Kein einziger Leser hat bislang von einem Ausfall der simplen Nickel-Metallhydrid-Batterie mit ihren 288 Volt berichtet. Dabei gibt es mehrere Vielfahrer, die bereits über 300.000 Kilometer zurückgelegt haben. Ungewöhnlicherweise halten gerade bei den Vielfahrern die Bremsen lange, bei den Wenigfahrern überraschend kurz. Deshalb liegen die Wartungsintervalle der Bremsen zwischen 30.000 und 150.000 Kilometern. Das liegt möglicherweise daran, dass die Vielfahrer gelernt haben, verschleißfrei mit wenig getretener Fußbremse zu verzögern, wobei dann nur die Elektromotoren im Generatormodus bremsen und gleichzeitig die Hybridbatterie aufladen. Erst bei stärkerem Druck auf das Bremspedal arbeiten die konventionellen Bremsen – gut zu beobachten am linken Zeigerinstrument. Grundsätzlich muss der Lexus alle 15.000 Kilometer zur Wartung. Das ist ein nicht unerheblicher Kostenfaktor, denn der durchschnittliche Preis für eine große Inspektion wird mit rund 690 Euro angegeben. Doch die Leser vergeben insgesamt gute Noten für die Toyota/Lexus-Vertragswerkstätten. 78 Prozent sind zufrieden mit ihnen und ihrer Arbeitsleistung.Mit dem RX selbst sind die Besitzer ebenfalls zufrieden. Manche berichten geradezu euphorisch davon, wie sehr der Lexus ihre Fahrweise und sogar ihr Lebensgefühl umgekrempelt habe – vom Saulus zum Paulus. Kein Wunder, dass die Wiederkaufquote aus Lexus-Sicht erfreulich hoch ist: Drei Viertel wollen wieder einen RX. Nur Bodenfreiheit (175 bis 225 mm bei Luftfederung) und eben die geringe Zugwageneignung stören.

Fazit

von

Martin Braun
Den komplexen Hybrid-Lexus einfach am Telefon kaufen? Das kann man wagen, wenn man vorher einfach nach einem komplett gestempelten Wartungsheft gefragt hat. Sehr zuverlässig ist auch der RX 350 ohne Hybrid.

Von

Martin Braun