Die Lkw-Maut soll dem Bund eigentlich Milliarden-Einnahmen bescheren, doch tatsächlich läuft das System nur mit angezogener Handbremse. Nur ein kleiner Teil der Kontrollgeräte an den Autobahnen ist aktiviert – die vollständige Überwachung ist den Verantwortlichen offenbar zu teuer.

Das ZDF-Magazin "Frontal 21" berichtete am Dienstag (15. Februar) über laxe Mautkontrollen. So seien nur zehn Prozent der rund 300 Mautbrücken täglich im Einsatz. "Eine 100-Prozent-Erhebung wäre angesichts des Aufwands nicht wirtschaftlich", sagte ein Toll-Collect-Sprecher. Je höher die Kontrolldichte, desto mehr Kosten entstünden. Theoretisch sei eine vollständige Kontrolle aber technisch möglich. Daß es einem Lkw gelungen sei, 600 Kilometer auf deutschen Autobahnen gebührenfrei zu fahren, sage nichts über die Kontrolldichte des Mautsystems, so der Sprecher.

Das Konsortium ist vertraglich verpflichtet, täglich mindestens zehn Prozent des Lkw-Verkehrs mit den rund 300 Mautbrücken zu überprüfen. Welche Kontrollbrücken eingeschaltet sind, entscheidet das Bundesamt für Güterverkehr (BAG). Hinzu kämen noch einmal rund 300 Kontrollfahrzeuge des BAG, die einzelne Lkw kontrollierten. Angesichts der doppelten Kontrolle sei die Wahrscheinlichkeit, als Mautpreller erwischt zu werden, ungleich höher als bei Schwarzfahrern im öffentlichen Personennahverkehr, heißt es. Daß der vom ZDF am 2. Februar auf Reisen geschickte Lkw als Gebührenpeller durchgekommen ist, sei Glück für den Sender gewesen.

Nach früheren Angaben des Verkehrsministeriums hat sich der Anteil der Mautpreller bei rund drei Prozent eingependelt. Im Januar überwies Toll Collect rund 200 Millionen Euro Mauteinnahmen an das Verkehrsministerium in Berlin.

Die Lkw-Maut hatte Anfang Januar mit großer Verspätung den Betrieb aufgenommen. Inzwischen sind knapp 380.000 elektronische Mautgeräte, sogenannte On-Board-Units (Obu), in in- und ausländischen Fahrzeugen eingebaut worden. "Rund 77 Prozent der Lkw-Fahrten werden mit einer Obu durchgeführt", sagte Verkehrsminister Manfred Stolpe vergangenen Freitag (11. Februar). 23 Prozent entfallen demnach auf Tickets an Kassenautomaten und das Einbuchen via Internet.