Die Luft in vielen Städten ist schlecht. Große Filteranlagen am Straßenrand sollen die Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid zumindest punktuell reduzieren und damit Fahrverboten vorbeugen.
Habichtstraße, Ecke Dieselstraße: Robert Krüger hat seine Filterstation an einem Hamburger Schadstoff-Hotspot aufgestellt. Der 4,50 Meter lange und 2,20 Meter hohe Apparat saugt die von Abgasen verunreinigte Luft von der Straßenkreuzung und bläst sie auf der Fußgängerseite als gereinigte Brise aus. "Meeresluftqualität", sagt Krüger. Ein System aus Staubfiltern und Aktivkohlefiltern soll 85 Prozent der Schadstoffe eliminieren, sowohl Feinstaubpartikel der Kategorien PM10 und PM2,5 als auch gasförmige Stoffe wie Stickoxide.
Stündliches Volumen von 500 Omnibussen
Werbedisplays könnten die Anschaffung der Reiniger (ab ca. 80.000 Euro) refinanzieren helfen.
Krügers "Stadtluftreiniger" ist mittels Trailer oder Lkw mobil einsetzbar und passt in eine normale Parklücke. Dank Methanol-Brennstoffzelle und Solarzellen auf dem Dach funktioniert das Gerät auch autark, falls es keinen Stromanschluss gibt. In der höchsten Leistungsstufe werden so stündlich 40.000 Kubikmeter Umgebungsluft gereinigt, das entspricht dem Volumen von 500 Omnibussen. Noch läuft der Riesenfilter im Testbetrieb. Jedoch sei man bereits mit mehreren deutschen Städten – etwa Kiel, Mainz und Potsdam – in Verhandlungen, so Krüger: "Als Zielgruppe wollen wir zunächst Kommunen ansprechen, die von erhöhter Stickstoffdioxidbelastung betroffen sind." (Wo überall Fahrverbote beschlossen sind und wo sie drohen, lesen Sie hier.) Für sein Unternehmen Purevento sucht er nach Investoren.Während Umweltschützer die Entstehung von Abgasen an der Quelle – etwa mittels Nachrüstung älterer Diesel – fordern, scheint sich für die Riesenfilter ein Markt zu entwickeln: Am Stuttgarter Neckartor, einer der dreckigsten Ecken Deutschlands, ließ die Stadt auf einem 350 Meter langen Straßenabschnitt 17 Filtersäulen von Mann + Hummel aufstellen. In den nächsten zwei Jahren wird untersucht, ob damit die Feinstaubbelastung und gegebenenfalls die Tage mit Grenzwertüberschreitungen reduziert werden können. Das Verkehrsministerium und die Landeshauptstadt unterstützen das Projekt mit je rund 200.000 Euro.