Mercedes EQS SUV: Elektro, Test, Motor, Akku, Preis
Das Extremste oder nichts: So fährt das neue XXL-Elektro-SUV
Fahrbericht Mercedes EQS SUV 580
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Das Mercedes EQS SUV ist der neue große Stern am Daimler-Himmel. AUTO BILD war mit dem elektrischen Alleskönner schon unterwegs.
Bild: Mercedes Benz
Jetzt wird's richtig fett. Während alle den Gürtel enger schnallen müssen, hauen sie bei Mercedes noch mal einen raus. 5,13 Meter lang, 2,8 Tonnen schwer und 544 PS stark. Haben die den Schuss nicht gehört? Tatsächlich muss man angesichts der gewaltigen Zahlen, mit denen der neue EQS SUV um sich wirft, erst mal schlucken. Bei genauerer Betrachtung wird der Elektro-Lulatsch dagegen sympathisch.
Als Bruder der Limousine folgt der Neue der eigenen Mercedes-EQ-Formensprache: großflächiger, geschlossener Kühler, weit vorn aufragende A-Säulen, ein mit 3,21 Metern riesiger Radstand und fließende, in sich geschlossene Formen, die der perfekten Aerodynamik alles unterordnen.

Der Mercedes EQS SUV streckt sich bei 3,21 Meter Radstand auf 5,13 Meter – das schafft viel Platz für bis zu sieben Passagiere.
Bild: Daimler AG
An die Limousine, die mit einem cw-Wert von 0,20 Weltmeister ist, kann ein SUV zwar schon bauartbedingt nicht heranreichen, ein Wert von 0,26 ist dennoch eine Ansage. Zum Vergleich: 1989 war der Opel Calibra mit demselben Wert Weltmeister – im Vergleich zu dem riesigen Benz-SUV ist das ein rollender Unterlegkeil.
Im EQS SUV ist mächtig viel Platz
Das "Purpose-Design" schafft auch innen viel Raum. Fürstliche Platzverhältnisse vorn und hinten machen den EQS SUV zum perfekten Reisegleiter für die ganze Familie. Auf Wunsch falten sich im Kofferraum zwei zusätzliche vollwertige Sitze aus dem Boden.
Und auch sonst lässt der Kofferraum jede Verwandtschaft zur eher engen Limousine vermissen. Je nach Stellung der Bank lassen sich im Fünfsitzer 645 bis 2100 Liter verstauen. Im Siebensitzer sind es immer noch 565 bis 2020. Nur bei voller Bestuhlung legen die verbleibenden 195 Literchen einen Anhänger nahe.
Fahrzeugdaten
Modell | Mercedes EQS SUV 580 |
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Motor | je ein E-Motor vorn und hinten |
Leistung | 400 kW (544 PS) |
max. Drehmoment | 858 Nm |
Batteriekapazität | 108,4 kWh (netto) |
Ladeleistung | bis 210 kW (DC) |
Antrieb | Allradantrieb, Einganggetriebe |
Länge/Breite/Höhe | 5125/1959-2157/1718 mm |
Leergewicht | 2810 kg |
Kofferraum | 645–2100 l |
0–100 km/h | 4,6 s |
Vmax | 210 km/h |
Verbrauch (WLTP) | ab 20,2 kWh/100 km |
Reichweite (WLTP) | 609 km |
Preis | ab 135.291 Euro |
Doch da ist er wieder, der Haken mit dem Haken. Der "einfache" EQS 450 SUV mit Hinterradantrieb darf gerade einmal kümmerliche 750 Kilogramm ziehen. Ein Witz. Die Allradversionen gestatten für ein Elektroauto ordentliche 1,8 Tonnen. Alle Boots- und Pferdebesitzer müssen weiterhin zu den Verbrennern G und GLS greifen, um die in dieser Klasse standesgemäßen 3,5 Tonnen zu bekommen.
Die Beschleunigung ist Wahnsinn
An mangelnder Kraft liegt es nicht. Schon der 450er leistet 360 PS, die seine 2,7 Tonnen in 6,7 Sekunden auf Tempo 100 reißen. Die 4,6 Sekunden des noch mal 100 Kilogramm schwereren 580ers verspotten geradezu die Physik.

Elektro-Rakete: In gerade einmal 4,6 Sekunden stürmt der 2,8 Tonnen schwere EQS SUV 580 4Matic aus dem Stand auf Tempo 100.
Bild: Daimler AG
Auch an die anderen Annehmlichkeiten gewöhnt man sich gern. Der riesige "Hyperscreen", der auf 1,41 Metern die beiden äußeren 12,3-Zoll-Bildschirme sowie den 17,7 Zoll großen Zentralmonitor beherbergt, wurde in der Zero-Layer-Bedienlogik, nach der für alle wichtigen Funktionen immer nur ein Tastendruck genügen soll, abermals verbessert.
Das Beifahrerdisplay zeigt jetzt auch Bewegtbilder. Linst der Fahrer zu oft rüber, wird die Vorführung aber automatisch beendet – die Kamera sieht alles.
Als ideales Extra entpuppt sich einmal mehr die Hinterradlenkung, mit der sich der EQS in Parklücken geradezu hineindreht. Der Wendekreis schrumpft von 11,9 auf glatte elf Meter.
Der EQS ist ein Langstreckenprofi
Je nach Fahrweise sollen bis zu 600 Kilometer drin sein, der 108,4-kWh-Akku kann mit bis zu 210 kW Ladestrom in 31 Minuten auf 80 Prozent aufgeladen werden.

In einer guten halben Stunde lässt sich der Akku auf 80 Prozent laden. Seine 108,4 kWh sollen für 600 Kilometer reichen.
Bild: Daimler AG
Und das ist gut so, denn der EQS ist ein Langstreckenprofi. Dank serienmäßiger Luftfederung frisst der EQS die Kilometer lautlos in sich hinein, schwebt mühelos dahin. Dass er auf Wunsch auch richtig dynamisch werden kann – geschenkt. Er ist der perfekte Gleiter, der mit seinem schieren Drehmoment auch den letzten Verbrennerfreund ins Grübeln bringt.
In Fahrt ist der EQS flüsterleise
Auch weil sie bei Mercedes gründlich darauf geachtet haben, die übrigen Geräuschquellen zu eliminieren. Dick ausgekleidete Radhäuser schlucken jedes Steinchen, schlanke Fugen sperren Windgeräusche aus. Dazu rollt er leise und wie auf Samtpfoten ab.

Unglaublich leise: Selbst bei höheren Geschwindigkeiten bleibt man als EQS-Passagier akustisch in ganz dicke Watte gepackt.
Bild: Daimler AG
Die Arbeit hat sich gelohnt, selbst bei Richtgeschwindigkeit ist es im Innern leiser als in einer Kathedrale. Und zur Not kraxelt er dank intelligentem 4Matic-Antrieb auch steilste Hänge hinauf.
Bei den Preisen wird es heftig
Natürlich hat so ein ingeniöser Brocken seinen Preis. Mindestens 110.658 Euro kostet der EQS 450+, 114.466 Euro der 450 4Matic, satte 135.291 Euro der 580 4Matic. Sehr viel Geld. Aber eben auch extrem viel Auto.
Fazit
Über die Sinnhaftigkeit des 2,8-Tonnen-EQS lässt sich streiten. Über die Vorzüge kaum. Er bietet Platz, Komfort und Power im Überfluss. Dazu stimmt die Reichweite. Leider hat das alles einen sehr hohen Preis.
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