Zu viel Gewicht, zu unsportlich – so lautete die gängige Kritik am Mercedes SL. Die neueste Generation des Roadsters soll gerade mit Leichtigkeit überzeugen: Zwar baute Mercedes in den 50ern 29 Alu-Flügeltürer auf, doch nun besteht erstmalig in der 60-jährigen SL-Historie der Rohbau fast komplett aus Aluminium. Außerdem kommt Magnesium zum Einsatz, sodass der SL 500 rund 140 Kilogramm abspeckt. Trotzdem bleibt er ein Brocken, der vollgetankt noch immer fast 1,8 Tonnen auf die Waage wuchtet.
Mercdes SL 500
Trotz Leichtbau bleibt der SL ein Brocken, der vollgetankt fast 1,8 Tonnen auf die Waage wuchtet.
Gegenüber seinem Vorgänger wird der SL fünf Zentimeter länger, 5,7 Zentimeter breiter und 1,8 Zentimeter höher. Da hat Mercedes offenbar eine neue Diät erfunden: Der Wagen nimmt ab, wird aber trotzdem dicker. Vor allem am Hintern. Das Stauvolumen hat laut Daimler von 365 auf 504 Liter zugenommen. Hatte der R 230 vorn eine breitere Spur als hinten, haben die Ingenieure die Verhältnisse nun umgekehrt. Das soll neben der Optik auch das Handling verbessern. Die reine Stahlfederung hat Mercedes ausgemustert. Stattdessen gibt es nun eine semiaktive Verstelldämpfung – und damit eine komfortable oder sportliche Abstimmung per Knopfdruck. Daneben bleibt der Wankausgleich "Active Body Control" (ABC) optional im Programm.
Auch bei den Motoren müssen SL-Fans umdenken. Der SL 500 (387 PS) ist kein 5,5-Liter-Sauger mehr, sondern ein 4,6-Liter-Biturbo mit 435 PS. Wann kriegen Benz-V8-Fahrer wieder Autos, in denen drinsteckt, was außen draufsteht? So wie beim SL 350. Der hat tatsächlich 3,5 Liter Hubraum und leistet 306 PS. Nur 6,8 Liter Spritkonsum nennt das Werk für den Sechszylinder. Das sind fast 30 Prozent weniger als bisher. Der 500er soll bis zu 22 Prozent sparen. Erzielt werden die Verbrauchsfortschritte durch Leichtbau, neue Motoren und die elektromechanische (statt hydraulische) Direktlenkung. Sie soll den SL zudem agiler machen und das Rangieren erleichtern.

Das kostet der neue SL

Die Zeiten, in denen ein neuer Mercedes SL automatisch zum Traumwagen ausgerufen wurde, sind vorbei. Dafür ist zu viel passiert: Roadster-Faszination mit Stern gibt es beim SLK für weniger als 40.000 Euro, und die Heldenrolle für offene Mercedes-Fantasien hat inzwischen der 200.000 Euro teure SLS übernommen. Mit 93.534 Euro für den SL 350 und 117.096 Euro für den 500er liegt der R 231 genau dazwischen. Ein schweres Erbe also, das die siebte SL-Generation anzutreten hat. Die erste Sitzprobe im neuen Mercedes SL gibt es in AUTO BILD 50/2011 – ab 16. Dezember im Handel.