Merinowolle und Funktionsfasern: Unterhemden für Radfahrer im Vergleichstest
Langarm-Baselayer für Radfahrende im Winter

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Das Unterhemd entscheidet darüber, ob Sie beim Radfahren frieren oder nach kurzer Zeit schwitzen. Wir haben 16 Baselayer-Shirts mit langen Ärmeln miteinander verglichen.
Bild: Jozef Kubica
Inhaltsverzeichnis
Die entscheidende Schicht befindet sich direkt auf der Haut. Ein Baselayer (neudeutsch für Unterhemd) sorgt beim Radfahren im Winter dafür, dass Sie nicht frieren oder ins Schwitzen kommen, nass werden und dann auskühlen. Dafür kommt in den getesteten Unterhemden – uns lagen alle Modelle in Herren- und Damenversion vor – nicht etwa die gute alte Baumwolle zum Einsatz. In dieser würden Sie höchstwahrscheinlich schneller in das Wechselspiel aus Schwitzen und Frieren geraten. Moderne Baselayer bestehen aus Kunstfasern (Polypropylen, Polyester, Polyamide), Merinowolle oder, was meistens der Fall ist, einer Mischung aus Kunst- und Naturfasern.
Fazit: Mit dem Wool-Tech Light haben die Unterwäscheexperten von Falke mal wieder geliefert. Das Langarm-Shirt mit 55 Prozent Wollanteil ist – der Name lässt es vermuten – schön leicht und hält den Körper beim Sport im Winter dennoch ausgezeichnet warm. Auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt noch problemlos einsetzbar. Einzigartig im Test: Der Baselayer von Falke ist made in Germany. Mit nur 148 Gramm (Größe M) passt das müffelfreie Wool-Tech Light in jede Bikepacking-Tasche. Perfekt für die Reise, Sport im Winter oder den täglichen Weg zur Arbeit.
Fazit: Obwohl Agu dieses Shirt als Merino-Baselayer bewirbt, beträgt der Anteil der Naturwolle nur 35 Prozent, der Polyesteranteil ist gleich groß. Macht nichts. Das Winterday-Shirt liegt schön am Körper an, ohne zu reiben oder irgendwo zu locker zu sitzen. Wenngleich Agu hier von
Regular Fit spricht, würden wir dieses Fahrrad-Unterhemd eher am sportlichen Ende unseres Spektrums verorten. Preis und Leistung befinden sich im richtigen Verhältnis. Wenngleich das Shirt auch an wärmeren Tagen funktionieren soll, könnte es an Vielschwitzern bei über 10 Grad schnell nass werden.
Regular Fit spricht, würden wir dieses Fahrrad-Unterhemd eher am sportlichen Ende unseres Spektrums verorten. Preis und Leistung befinden sich im richtigen Verhältnis. Wenngleich das Shirt auch an wärmeren Tagen funktionieren soll, könnte es an Vielschwitzern bei über 10 Grad schnell nass werden.
Fazit: Das Alé Intimo Wool besteht zu 45 Prozent aus Wolle. Der weiche Stoff wärmt auch an kälteren Tagen gut und fühlt sich auf der Haut angenehm an. Die Passform ist auf sportliches Radfahren geschnitten, schmiegt sich eng an und wirft unter anderer Kleidung keine Falten. Grund dafür ist der 15-prozentige Anteil von Polyamid (Nylon). Etwas höher geschlossen, wäre das Shirt noch besser an kalten Tagen. Mit dem Alé Intimo Wool am Körper fährt man trocken und warm durch die ungemütliche Jahreszeit. Eine gute Ausstattung für Sekundenjäger, die gern aerodynamisch unterwegs sind.
Fazit: Artilect setzt auf Nuyarn-Merinowolle. Leichter, wärmer, schnelltrocknender – so das Versprechen des neuen Strickverfahrens. In der Praxis funktioniert das Flatiron-Shirt (91 Prozent Wolle) sehr gut und leistet sich kaum Schwächen. Das Shirt ist etwas dicker als die fahrradspezifischen, dünnen Baselayer der Konkurrenz. Dafür gibt es die Möglichkeit, zur Belüftung den Reißverschluss zu öffnen. Sehr sportlich Radfahrenden dürfte der Artilect-Baselayer etwas zu weit und am Rücken zu kurz geschnitten sein. Speziell für ein bequemes E-Citybike jedoch ein toller Tipp.
Fazit: „Ein komfortabler Woll-Baselayer zum Wandern und zum leichten Training.“ Das Bergans-Shirt besteht zu 100 Prozent aus Merinowolle. Trotzdem ist die Konstruktion recht aufwendig, so sind unter den Armen Mesh-Öffnungen, die für zusätzliche Belüftung sorgen. Überdies wirbt Bergans mit dem Responsible Wool Standard, der Tierschutz sicherstellen soll. Im Outdoor- und Bergsportbereich ist Bergans ein große Marke – zu Recht, auch für Radfahrende ist das Inner Pure Longsleeve eine tolle Anschaffung.
Fazit: Obwohl zu 100 Prozent aus Polyester, fühlt sich dieses Unterhemd von Castelli sehr schön flauschig an – wie Wolle. Unter den Armen gibt es Mesh-Einsätze, sodass sich Schweiß dort nicht sammeln kann. So geht auch intensives Training. Die Passform ist zu einhundert Prozent für den Einsatz auf dem Rennrad ausgelegt, das Flanders Warm LS liegt sehr eng an und ist am Rücken etwas länger geschnitten. Toll für Radsportler im Wintertraining, aber nix fürs Hollandrad. Das Flanders Warm LS funktioniert am besten bei hoher körperlicher Anstrengung und hält dann warm und trocken.
Fazit: DeMarchi ist in Deutschland nur Radsport-Kennern ein Begriff, die italienische Marke gehört zu den Haute Couture-Marken der Szene, entsprechend hochpreisig sind Trikots und Bib-Shorts von DeMarchi. Der Baselayer indes ist preislich zwar kein Schnäppchen, liegt aber voll im Rahmen unseres Testfelds. Dass das Carezza-Unterhemd zu 100 Prozent aus Merinowolle besteht, macht es sogar schon zu einem der interessanteren Produkte in unserem Testfeld – auch für Pendler. Gar nicht schlecht, was da aus Italien kommt. Das DeMarchi-Shirt überzeugt in den Punkten Preis-Leistung und Qualität gleichermaßen.
Fazit: Das Baabaa-Funktionsshirt der schottischen Marke Endura spricht in unserem Testfeld die Fahrerinnen und Fahrer der Mountainbikefraktion an. Der Schnitt ist insgesamt leger, am Rücken ist der Baselayer auch nicht so lang wie die Rennrad-Pendants. Der Anteil Merinowolle beträgt 20 Prozent, die restlichen 80 Prozent sind Lyocell, ein nachwachsender, biologisch abbaubarer Rohstoff. Die Baabaa-Baselayer von Endura gibt es endlich mal nicht nur in Schwarz oder Grau, sondern in vielen bunten Farben. Und ist damit auch im Sommer allein gut anzuziehen.
Fazit: Mit 60 Prozent Nylon und 30 Prozent Polypropylen (sowie 10 Prozent Elastan) gehört das Chrono LS Baselayer von Giro zu den synthetischen Kandidaten in unserem Test. In puncto Funktionalität erstmal kein Problem, das Unterhemd der Radsport-Marke Giro performt so, wie man es von Marken-Sportartikeln erwartet. Eine gute Wahl für alle, die sich im Winter viel bewegen. Giro richtet sich eher an Radsportler als an Pendler, das muss aber kein Ausschlusskriterium sein.
Fazit: Belüftungslöcher an den Stellen, an denen man sie benötigt – Hersteller Gonso hat mitgedacht. Unter den Armen bleibt es zwar trocken, mitunter wurde es an diesen Stellen aber auch kalt. Das Peniche/Lissabon-Shirt besteht zu 100 Prozent aus Polyester, fühlt sich auf der Haut nicht so weich wie Produkte der Wettbewerber an. Die Passform ist eng anliegend, jedoch keinesfalls einengend. Ein gelungenes und vergleichsweise günstiges Modell, das sich für Radfahrer aller Kategorien eignet. Die Farbauswahl lässt zu wünschen übrig, den Gonso-Baselayer gibt es nur in Schwarz.
Fazit: Gore verfolgt mit diesem Thermoshirt einen recht klassischen Ansatz für Sportler: ein eng anliegendes Langarmshirt aus Funktionsfaser, 92 Prozent Polypropylen. Dadurch ist dieser Baselayer zwar schön leicht und trägt Schweiß gut nach außen. Für den mehrmaligen Einsatz, zum Beispiel Pendelbetrieb, ist er aufgrund von Müffelgefahr aber nur bedingt geeignet. Auch in Schwarz erhältlich. Eher etwas für Radsportler, Läufer oder Wintersportler, die sich mit hoher Intensität bewegen und die Klamotten nach der Aktivität in die Waschmaschine werfen.
Fazit: Löffler setzt bei seinen Transtex-Produkten auf ein Zweilagenprinzip: innen Polypropylen, außen Merinowolle. Dies soll warm halten, Schweiß abtransportieren und schnell trocknen. Darüber hinaus ist das Material geruchsneutral. Gut gelungen sind auch die besonders weichen Nähte, die für ein angenehmes Gefühl auf der Haut sorgen. Laut Löffler ideal für Stop-and-go-Aktivitäten draußen. Löfflers Transtex-Kollektion kommt zwar ein wenig in Schlafanzug-Optik daher (bei Baselayern egal), funktioniert aber einwandfrei bei Aktivitäten im mittleren Intensitätsbereich.
Fazit: Wie Artilect setzt Odlo auf Merinowolle, die im neuen Nuyarn-Verfahren gestrickt wurde. Diese Spinntechnik soll die Vorteile von Merinowolle verbessern, Nuyarn verspricht eine schnellere Trocknung und bessere Wärmeisolierung. Auch soll das Nuyarn-Material deutlich langlebiger als herkömmlich gestrickte Merinowolle sein – gut für die Nachhaltigkeit. Auch gut: erhältlich in drei Farben. Ganz stark, was Odlo da entwickelt hat. Der Revelstoke-Baselayer funktioniert nicht nur hervorragend, das in modischen Farben erhältliche Shirt sieht auch super aus.
Fazit: Es sah bestimmt ein bisschen witzig aus, wie unser Testfahrer versuchte, das Q36.5-Shirt auf der Testfahrt im Wald erstmalig anzuziehen: Wo vorn und hinten, beziehungsweise außen und innen bei diesem Shirt ist, lässt sich nur sehr schwer feststellen. Wenn es einmal sitzt, ein tolles Teil: Der lange Kragen hält den Hals schön warm, der radsportspezifische Schnitt sorgt für eine optimale Passform auf Rennrad und Gravelbike. Kein Alltagsheld, an- und ausziehen sind relativ umständlich. Der Baselayer von Q36.5 performt an langen Wochenendtagen im Winter.
Fazit:Die Outdoormarke Skinfit überzeugt in puncto Qualität in jedem unserer Tests – egal ob Baselayer, Regenjacken und -hosen oder Sommerbekleidung. Das Skinfitprinzip besagt, dass Teile möglichst beliebig miteinander kombinierbar sind, so soll jeder die für sich beste Kombination aus Basis-, Mittel- und Außenschicht bei jedem Wetter finden. Skinfit ist immer eine gute Wahl – leider auch oft recht teuer, dafür sind alle Bekleidungsstücke vielseitig einsetzbar und qualitativ hochwertig.
Fazit: Woolpower steht mit dem Crewneck 200 an der Spitze der Wollprodukte in unserem Test. Dieser schicke Baselayer mit 60 Prozent Merinowollanteil kommt fast wie ein Pullover daher und kann problemlos auch solo in der Freizeit getragen werden. Das relativ dicke Material macht bei schweißintensiven Trainingseinheiten keine so gute Figur und wird schnell nass, kalt und klebrig. Perfekt für E-Biker und alle, die draußen nicht so viel schwitzen. Der Baselayer der schwedischen Firma sieht nicht nur schick aus, er macht sich auch auf vielen Fahrten bezahlt.
Das Material entscheidet darüber, wie ihr Baselayer funktioniert. Hochentwickelte Funktionsfasern sind toll für Radsportler bei intensiven Einheiten. Schweiß wird von den dünnen Fasern schnell vom Körper weggeleitet, so kann sich die Feuchtigkeit nicht sammeln. Da Sportler bei ihren Einheiten selbst viel Wärme produzieren, isolieren die dünnen Shirts weniger gut als die Produkte aus Naturfasern.
Merinowolle werden ähnlich gute Eigenschaften nachgesagt, weshalb das Material seit ungefähr einem Jahrzehnt für Sport- und Outdoor-Equipment sehr angesagt ist. Zwar ist die Wolle etwas schwerer und auch nicht ganz so formstabil wie die besten Funktionsfasern. Dafür hat Merinowolle einen entscheidenden Vorteil: Sie stinkt nicht. Ein Merinoshirt macht problemlos eine Arbeitswoche mit und muss zwischendurch nur gelüftet werden.
Merinowolle werden ähnlich gute Eigenschaften nachgesagt, weshalb das Material seit ungefähr einem Jahrzehnt für Sport- und Outdoor-Equipment sehr angesagt ist. Zwar ist die Wolle etwas schwerer und auch nicht ganz so formstabil wie die besten Funktionsfasern. Dafür hat Merinowolle einen entscheidenden Vorteil: Sie stinkt nicht. Ein Merinoshirt macht problemlos eine Arbeitswoche mit und muss zwischendurch nur gelüftet werden.
Unser Baselayer-Check hat gezeigt, dass es – grob gesagt – zwei Konzepte gibt, die für Radfahrende in Frage kommen: Shirts für Sportliche und vielseitige Outdoor-Unterhemden. Radsport-Baselayer sind für die Position auf dem Rennrad geschnitten, mit einer verlängerten Rückenpartie und eng gefertigten Ärmeln. Überdies sollen sie direkt am Körper anliegen und sind für eine bessere Belüftung und Feuchtigkeitsabfuhr konstruiert. Beispiele in unserem Testfeld sind die Baselayer von Agu, Castelli oder Gore.
Den sportlichen Unterhemden gegenüber stehen die Outdoor-Allrounder: Baselayer, die nicht speziell für Radsportler geschnitten sind, also ebenso gut zum Wandern oder Skifahren angezogen werden können. Sie sitzen meist etwas lockerer und passen besser zu einer aufrechten Sitzposition. Artilect, Bergans oder Löffler beispielsweise stellen solche vielseitig einsetzbaren Baselayer in unserem Test.

Design und Farbe sind bei Unterwäsche zweitrangig, in erster Linie müssen die Baselayer funktionieren,
Bild: Jozef Kubica
Grundsätzlich gilt: Je höher das Aktivitätsniveau, desto leichter darf der Baselayer auch im Winter sein und umso mehr kommen die Vorteile von Funktionsfasern zum Tragen. Wer entspannter unterwegs ist, womöglich sogar auf dem E-Bike nicht so sehr ins Schwitzen kommt, der fährt mit einem höheren Wollanteil im Baselayer besser. Für Vielfahrende sollte die nicht stinkende Marinowolle zumindest einen größeren Anteil im Baselayer haben. So vermeiden Sie häufige Waschgänge. Das schont nicht nur die Umwelt und spart Energie, sondern verlängert auch die Lebensdauer der Produkte.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Funktionsunterhemden
Was sind die Vorteile von Unterhemden aus Merinowolle?
Merinowolle, die von Merinoschafen gewonnen wird, ist eine Naturfaser. Auf der Haut fühlt sie sich weicher an als normale Schurwolle. Im Sommer wirkt das Material kühlend im Winter isoliert es die Wärme. Besonders beliebt ist Merinowolle im Outdoor- und Fahrradbereich, weil sie auch nach mehrmaligem Tragen nicht zu stinken anfängt. In der Regel reicht es aus, die Baselayer, Trikots oder T-Shirts nach der Aktivität gut zu lüften.
Ist Merinowolle besser als Funktionsfaser?
Unser Test hat gezeigt: Merinowolle kommt in puncto Atmungsaktivität und Schweißabtransport schon sehr nah an die besten Synthetikfasern heran. Ob Merinowolle besser als Funktionsfaser ist, lässt sich pauschal nicht sagen, hier kommt es auf die Qualität des Produkts und den Materialmix an. Im Vorteil ist Merinowolle bei der Alltagstauglichkeit, da sie auch nach mehrmaligem Tragen nicht so leicht zu stinken anfängt.
Welche Ärmel sind für Baselayer am besten?
Funktionsunterhemden gibt es ärmellos, mit kurzen Ärmeln (T-Shirt) oder als Langarm-Baselayer (von uns getestet). Im Sommer sind ärmellose Baselayer für den Einsatz unter dem Radtrikot die beste Wahl. Im Winter kommt es darauf an, wie warm ihre Radjacke ist, beziehungsweise wie empfindlich Sie auf Kälte reagieren. Bei einer gut isolierenden Radjacke kann ein Kurzarm-Baselayer bisweilen die bessere Option sein.
Wie sollte ich mich im Winter auf dem Fahrrad anziehen?
Mehr ist nicht zwangsläufig besser! Bedenken Sie, dass Sie beim Radeln warm werden. Egal ob zwei, drei oder gar vier Schichten: Beim Start sollten Ihnen etwas kühl sein, wenn Sie nach fünf Minuten auf "Betriebstemperatur" sind und dann nicht übermäßig zu schwitzen anfangen, haben Sie alles richtig gemacht.
Was ist die beste Bekleidung fürs E-Bike-Fahren im Winter?
Auf dem E-Bike kommen Sie weniger ins Schwitzen als auf dem Fahrrad und produzieren dementsprechend auch weniger Wärme. Hier können Sie sich mehr an Ihrer Winter-Alltagskleidung orientieren und müssen sich nicht so dünn anziehen wie auf dem Trekkingrad oder Gravelbike.
Disclaimer
Dieser Produkttest wurde unterstützt von Agu, Alé, Artilect, Bergans, Castelli, DeMarchi, Endura, Falke, Giro, Gonso, Gore, Löffler, Odlo, Q36.5, Skinfit und Woolpower. Unsere Standards zu Transparenz und journalistischer Unabhängigkeit finden Sie hier.