(dpa/cj/lhp) Die Pkw-Nachfrage in Deutschland ist im Jahr 2018 wegen der massiven Probleme einiger Hersteller bei der Umstellung auf die strengeren Abgasmessregeln WLTP aus dem Tritt geraten. Allerdings fiel der Rückgang bei den Neuanmeldungen nicht so hoch aus wie befürchtet: Der Absatz schrumpfte lediglich um 0,2 Prozent auf 3,44 Millionen Fahrzeuge, wie aus der neuen Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) in Flensburg hervorging. Zum Jahresschluss fiel der Absatz im Dezember zwar um 6,7 Prozent auf rund 237.000 Wagen – damit war das Minus aber nicht mehr so groß wie im November (minus zehn Prozent). Im September, dem Monat der Einführung des neuen Abgasmesszyklusses, waren die Zulassungen noch um fast ein Drittel eingebrochen.

Abschluss der WLTP-Zertifizierungen im Frühjahr

WLTP bremst Zulassungen aus
Immer mehr Hersteller haben die Probleme mit dem neuen Abgasmessverfahren WLTP überwunden. Die Neuzulassungen könnten schon bald wieder Fahrt aufnehmen.
Laut Branchenvertretern haben die Probleme mit WLTP inzwischen nachgelassen. Es stehen mehr Fahrzeuge zur Verfügung, die nach den neuen Regeln zertifiziert sind, auch wenn noch immer nicht alle Modelle mit dem neuen Prüfsiegel lieferbar sind. Vor der WLTP-Einführung, also bis August 2018, hatten mehrere Hersteller Neuwagen mit teils hohen Preisnachlässen verkauft und so für ein kräftiges Zulassungsplus gesorgt. Das trug dazu bei, dass der Rückgang zum Jahresende moderat ausfiel. Autoexperte Peter Fuß von der Unternehmensberatung EY schätzt, dass der Pkw-Markt an Fahrt gewinnen wird, wenn im Frühjahr alle Hersteller die WLTP-Zertifizierung abgeschlossen haben. Allerdings könnte sich die Nachfrage bei einem Konjunkturabschwung auch rasch wieder eintrüben. Unterm Strich wäre ein Neuwagenabsatz auf dem Niveau des Vorjahres schon ein guter Erfolg, so der Experte.

Weniger als ein Drittel entfällt auf Diesel

Ein weiterer Bremsklotz anno 2018 war die Entwicklung bei den Dieselautos. Deren Anteil sank im abgelaufenen Jahr auf 32,3 Prozent (Vorjahr 38,8 Prozent). Noch vor drei Jahren war fast jeder zweite Neuwagen ein Selbstzünder. EY-Experte Fuß rechnet damit, dass der Dieselanteil weiter sinken wird, sollten weitere Städte Fahrverbote verhängen. Fast zwei Drittel der neu zugelassenen Wagen hatten einen Benzinmotor unter der Haube. Trotz der Debatte über Klimaschutz und Luftreinhaltung in Städten haben alternative Antriebe hierzulande weiter nur eine Nischenrolle – ihr Anteil steigt jedoch. Knapp vier Prozent der Neuwagen hatten eine Hybridantrieb aus Verbrennungs- und Elektromotor (plus 53,8 Prozent). Davon entfiel ein Anteil von 0,9 Prozentpunkten auf Plug-in-Hybride, deren Akku an der Steckdose aufgeladen werden kann. Lediglich ein Prozent der Neuzulassungen waren reine Elektroautos; mit plus 44 Prozent war der Zuwachs allerdings ebenfalls hoch.

WLTP und RDE für genauere Verbrauchsangaben

Der neue Prüfzyklus WLTP ist seit September 2017 für neue Typzulassungen entscheidend und seit September 2018 für sämtliche Neuwagen bindend. Von September 2019 an werden zudem die realitätsnahen Straßen-Abgastests RDE (Real Drive Emissions) Pflicht. Die Maßnahmen sollen deutlich genauere Verbrauchs- und Emissionswerte liefern als das bisher gültige Verfahren NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus). Dieses ist deutlich kürzer und findet nur auf dem Rollenprüfstand statt (alles zu den Unterschieden zwischen den alten und neuen Messverfahren lesen Sie hier).