Durchtrainierter denn je

Von ganz oben kam er, Ehefrau Erja eingehakt. Den Designerkinderwagen schob das Kindermädchen vor sich her. Ex-Weltmeister Mika Hakkinen schlenderte den Berg vom Fürstenpalast hinunter, wo er nahe der königlichen Residenz mit seiner Familie in einer Luxuswohnung zur Miete lebt. So sieht ein Formel-1-Fahrer im Vorruhestand also aus: Volles Gesicht, leicht gebräunter Teint, das Hemd spannt am Körper. Rund vier Kilo hat er seit seinem vorerst letzten Rennen in Suzuka/Japan vergangenes Jahr zugenommen. Er wirkt nicht mehr so ausgemergelt wie früher, sondern durchtrainierter denn je. Er stehe noch "voll im Training", sagt er, "man weiß nie".

Mika Hakkinen beim Grand Prix von Monaco auf Stippvisite bei seinen ehemaligen Kollegen: Er wollte - oder musste seinem Arbeitgeber McLaren-Mercedes zuliebe (das weiß man bei ihm nie so genau) - das Rennen in seiner Wahlheimat zur Öffentlichkeitsarbeit nutzen. Es war wie immer. Hakkinen umkurvte verbal alle Fragen, er redete viel, ohne etwas zu sagen. "Nein", betonte der Finne, "es ist noch keine Entscheidung gefallen, ob ich jemals wieder in die Formel 1 zurückkehren werde." Und als im futuristischen Motorhome peinliches Schweigen aufkam, beantwortete McLaren-Chef Ron Dennis die Nachfrage an den 33-Jährigen. "Er ist im Urlaub, das ist genau sein Zustand."

Ein Urteil über die Misere beim britisch-deutschen Rennstall fiel Hakkinen schwer. Das Problem liege sicher nicht an den Fahrern, "die machen einen guten Job". Dabei hatte er seinen Landsleuten das Debakel schon Mitte der vergangenen Saison prophezeit. "Das Auto wird nicht gut", sagte er damals. Nur in Bezug auf Ferraris Stallorder in Österreich geriet Hakkinen in Plauderlaune. "Ferrari hat Mist gebaut. Es war schlecht, Michael Schumacher so offensichtlich an Rubens Barrichello vorbeizuwinken. Es war schlecht für die Fahrer und schlecht für die Formel 1."

Zweifel an Hakkinens Rückkehr

Nach einer halben Stunde stieg er vom Podium. Pflicht erfüllt. Viele Fragen blieben offen. Zurück blieb auch ein fader Beigeschmack, als Erja und Mika Hakkinen den Kinderwagen von Sohnemann Hugo vor das Motorhome rollten, umringt von den Piloten David Coulthard und Kimi Räikkönen sowie Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Mit Hakkinen wollte McLaren Sympathiepunkte sammeln, die das Siegerteam von einst seit Anfang der Saison einbüßt. Die Spekulationen, dass der Finne seine Karriere endgültig beenden wird, sind neu aufgekeimt, auch wenn Frau Erja kein Geheimnis daraus macht, dass ihr die Formel 1 sehr fehle.

Zwingende sportliche Gründe für eine Rückkehr ihres Mannes gibt es indes nicht. David Coulthard hat einen Vertrag bis 2003 und die Blöße, Hakkinen-Nachfolger Kimi Räikkönen wieder zum Testfahrer zu degradieren, nachdem man ihn für rund sieben Millionen Euro aus einem laufenden Vertrag beim Sauber-Team herausgekauft hatte, wird sich McLaren-Mercedes nicht geben wollen. Also bleibt Hakkinen wohl nur die Zuschauerrolle. Sie scheint ihm nicht unangenehm zu sein. Das kaum repräsentative erste Training im Fürstentum schaute er sich relaxt im Motorhome an. Vorne lag Jarno Trulli im Renault vor dem Toyota von Allan McNish. David Coulthard wurde Dritter, Teamkollege Kimi Räikkönen nur 19., weil der 22-Jährige den McLaren schon in Runde sechs in die Leitplanken der Rascasse-Kurve gelenkt hatte. Die Ferrari-Piloten Rubens Barrichello und Michael Schumacher belegten die Plätze sieben und elf.

Der riesige Unterschied zwischen Fahrer und Fan schrumpft für Mika Hakkinen immer mehr auf Bildschirmgröße. Rennen vor dem Fernseher zu beobachten, "regt mich mehr auf als das Fahren", sagt er. Mika Hakkinen bleibt dabei merkwürdig gleichgültig. Sein Körper spricht eine andere Sprache. Den Eindruck, sich unbedingt wieder ins Cockpit eines Silberpfeils setzen zu wollen, vermittelt er jedenfalls nicht mehr.