China ist wohl das einzige Land auf der Erde, in dem das Qualitätssiegel made in China dem Kunden kein leicht schadhaftes Lächeln ins Gesicht zaubert. Der wirklich billige Plastikkram kommt natürlich aus Vietnam. Und davon gibt es in Chongqing reichlich. Kleine, bunt leuchtende Püppchen mit großen Augen, über unseren Köpfen schweben hektisch blinkende Drohnen, am Hafen werden sogar Styropor-Jets vorgeflogen – alles Billigware aus Vietnam. Liebevoll aufgedrängt von jungen, zierlichen Damen, verkauft für wenige Yuan, haltbar wie ein Schmetterling im Monsun. Qualität aus China sieht anders aus.

Made in China

Tag 3: Klaus liebt Shopping in Chongqing
Tinnef, bunt und schnell kaputt, meist made in Vietnam.
Klaus klettert aus dem Ford Focus, stapft direkt ins Einkaufszentrum von Yuzhong. Hübsch gemacht, schmiegt es sich elf Etagen hoch in den Hang, kopiert den alten chinesischen Baustil. Vier bis sechs Fahrstühle bringen die Kunden zu ihren Wünschen. Aber, Eile mit Weile, bitte. Es muss ja Zeit für die Vorfreude bleiben. Die Fahrstühle legen ein Tempo an den Tag, als würden sie von einer Schar Weinbergschnecken nach oben gezogen. Zweite Etage: Damenoberbekleidung, Schmuck und andere scharfe Sachen. Ein Juwelier lockt mit schicken Uhren. Die kleine Dame führt uns ihre Kollektion vor. Eleganz mit großen Namen: IWC, Rolex, Omega. "Good quality", preist sie ihre besten Stücke an. Klaus guckt, staunt, fragt, bekommt Antworten. Alle made in China, den Originalen zum Verwechseln ähnlich, Preis: 500 Yuan, knapp 70 Euro. Wer fleißig handelt bekommt sie auch billiger, viel zu billig.

Original neben Fälschung

Willkommen in China, hier ist nicht alles so echt, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Chinesen sind eben nicht nur Weltmeister im Drängeln, kopieren können Sie noch viel besser. Und, es wird natürlich immer nur das Beste nachgebaut. Eine große Ehre für den Kopierten, der das meist nicht ganz so locker sieht. Auf der Straße erleben wir das auch. Mercedes, BMW, Porsche geben sich hier ein Stelldichein. Original lebt neben Fälschung, jeder erkennt es, keinen stört es. Lustiger Gipfel: ein dreirädriger Schrumpf-Polo, gern als Taxi benutzt. Zum Glück ist unser Ford Focus ein garantiertes Original. Egal ob Copywatch oder Copycar, Klaus kauft lieber eine chinesische Seidenbluse für seine Frau. Chinesische Seide genießt nun wirklich Weltruf und ist auch gar nicht so billig.

Brodelnder Feuertopf

Tag 3: Klaus liebt Shopping in Chongqing
Klaus liebt chinesisches Essen.
Der Hunger treibt uns an die Futterkrippe. Feuertopf wünscht sich Klaus. Das ist die chinesische Variante unseres Fondue. Nur statt Fett brodelt im Topf Brühe.  Sprachprobleme gibt es nicht. Die Bedienung im Restaurant zeigt, dass China eine Hightech Nation ist: Sie spricht chinesisch in ihr Handy, drückt einen Knopf und das Handy quäkt die Übersetzung in englischer Sprache – oder zumindest so etwas ähnliches. Funktioniert umgekehrt genauso gut und wir kommen zu unserem Feuertopf. Gefährlich rot brodelnde Suppe, Hühnerfüße, Entenköpfe, Schaf und einige andere Tiere von innen – so mögen es die Eingeborenen. Das Schlimmste konnten wir dank Übersetzungscomputer noch verhindern. Statt Füßen, Köpfen und Innereien zappeln nun Krabben am Spieß, wartet frisches Rind und etwas Fisch aufs Bad in der Suppe. Rein damit. "Nur ganz kurz!", quäkt der Computer unserer besorgten Bedienung. Sie sieht wohl schon Flammen aus unseren Mündern schlagen. Klaus' Rindfleisch ist vom Spieß gerutscht, Aber wo ist das Stück abgetaucht? Er fischt in der trüben Brühe, angelt etwas Rind, steckt es in dem Mund – und? Seine Augen rutschen ein Stück heraus, das Gesicht nimmt eine gesunde Farbe an, schlucken, durchatmen, aufatmen, lecker. Klaus liebt chinesisches Essen und wartet auf den Nachbrenner.

Luxus-Shopping in Chongqing

Szenenwechsel, wir fahren im Focus ins Luxus-Universum. Gongyuan Road. Wolkenkratzer, Prada, Gucci, Apple. Bunt blinkende Leuchtreklame. Willkommen im modernen China. Konsum steht hier ganz oben auf der Wunschliste der meisten Chinesen und – bitte möglichst teuer. Was sollen bitte die lieben Nachbarn denken, wenn die Schuhe nicht von Jimmy Cho stammen, der Duft von Chanel? Hier gibt es das gleiche, wie in allen Metropolen der Welt. Und es kostet auch genauso viel. Nicht mal Apple-Produkte sind preiswerter, obwohl sie hier, im Reich der Mitte hergestellt werden. Qualität made in China hat eben ihren Preis. Auch in Chongqing. Der letzte Tag neigt sich dem Ende und Chongqing verabschiedet sich mit einem Lichtspektakel, wie Sie es nur in China erleben können. Unbeschreiblich bunt, extrem strahlend. Schauen Sie sich am Besten die Bilder an.

Xie xie China

Wir steigen nun wieder in unseren Focus, der uns zurück zum Flughafen bringt. Vor dem langen Heimflug noch ein wenig entspannen. China behalten wir in guter Erinnerung. Chongqing hat uns zwar nur einen kleinen Ausschnitt gezeigt, der war aber ganz anders als erwartet. Sauber, nette, fröhliche Menschen, bei Ein- und Ausreise überraschend unbürokratisch. Nein, wir sagen an dieser Stelle nicht Tschüß. Das bedeutet in China nämlich: Scher dich zum Teufel. Lieber bleiben wir beim klassischen Aufwiedersehen. Zai jian Chongqing. Xie xie China, danke für drei viel zu kurze Tage. Danke auch an Klaus, den großen Blonden aus Lotte, der sicher gerne wiederkommt.