Mitsubishi L200 IV: Gebrauchtwagen-Test
Mitsubishi L200: technisch robust, aber rostanfällig

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Pick-ups sind hierzulande recht teuer, weil man mit ihnen auch als Gebrauchte noch richtig arbeiten kann. Lohnt es sich trotzdem, nach einem in Thailand gefertigten L200 IV Ausschau zu halten?
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
Es kommt auf die Betrachtungsweise an: Für den einen sind die ständigen Hüpfer von der Hinterachse eine wohlige Massage für den Rücken, für den anderen nichts weiter als ein grober Mangel an Federungskomfort. Doch der im thailändischen Mitsubishi-Werk gefertigte L200 unterscheidet sich in diesem Punkt nicht viel von anderen Pick-ups.
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Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Schließlich ist der Zweck nicht größtmöglicher Reisekomfort, sondern größtmögliches Durchhalten – trotz jahrelangen Ritts über buckelige Pisten in Entwicklungs- und Schwellenländern, trotz ständiger Überladung, trotz grober Reparaturtechniken, trotz ausbleibender Wartung. Da sollte man doch meinen, dass so ein Pick-up hier bei uns im Mutterland der Autopflege das ewige Leben hat.
Der größte Feind des Mitsubishi L200 ist das Streusalz
Falsch gedacht, denn hier mögen die Straßen halbwegs ordentlich asphaltiert sein und die gröbsten Schlaglöcher von den Straßenbauämtern schon aus Gründen der rechtlichen Haftung flugs gestopft werden. Doch der größte Feind des Mitsubishi L200 ist nicht das riesige Schlagloch auf der Hauptstraße von Ouagadougou in Burkina Faso, sondern das mitteleuropäische Streusalz.
Sicher, auch das Schlagloch hinterlässt Spuren am nicht gerade überdimensionierten Fahrwerk des L200 der Generation 4, um die es hier geht. Aber in Ouagadougou gibt es keine ernst zu nehmende Kontrollinstanz, die Gelenke und Buchsen der vorderen Einzelradaufhängung und Lenkung untersucht und dann bei Überschreiten der zulässigen Toleranzen einen amtlichen Mängelbericht schreibt.
Der Mitsubishi L200 rostet hierzulande traurig vor sich hin
Bei uns gibt es so etwas durchaus, weshalb hierzulande so manchem L200 – speziell wenn er per Breiträder aufgehübscht wurde – bei der Hauptuntersuchung (HU) eine frische Plakette verweigert wird.
Das zweite HU-relevante Problem hat der L200-Besitzer in Ouagadougou ebenfalls nicht: Rostschäden. Klar, Autos rosten auch in Entwicklungsländern, vor allem wenn diese nahe an der Küste gelegen sind. Doch gibt es dort keine ernsthaften Winter. Und wenn doch, wird zumindest kein aggressives Streusalz auf die Straßen geworfen, das den Verkehr sicherer und flüssiger macht, aber den Rostfraß krass beschleunigt.

210 Millimeter Bodenfreiheit und 33 Grad vorderer Böschungswinkel – da kann man im Gelände auch mal Gas geben.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
Autos kann man vor Korrosion schützen, aber das kostet entweder den Fahrzeughersteller Zeit und Geld oder den Fahrzeugbesitzer – dann nämlich, wenn der den Korrosionsschutz nachträglich aufbringt. Weil das aber nur die wenigsten Erstbesitzer eines L200 tun und dessen werksseitige Rostvorsorge nur den Mindeststandard für sommerlich geprägte Weltregionen erfüllt, rostet dieser Pick-up hierzulande traurig vor sich hin.
Ob Leiterrahmen oder die darauf aufgeschraubte Fahrerkabine oder die abschraubbare Ladepritsche – alles rostet früh, wenn der Vorbesitzer nicht vorgesorgt hat.
Mehrere kleinere Schwachstellen sollten gecheckt werden
Kleinere Schwachstellen, die einer Prüfung bedürfen, hat der L200 darüber hinaus: Knarrt die Lenkung beim Einparken, dann sollte bald ein Kreuzgelenk an der Lenksäule erneuert werden. Weil man dabei das Lenkrad selbst gut betrachten kann, sollte man das tun, denn dessen Oberfläche verträgt sich offenbar schlecht mit Handfeuchtigkeit und UV-Strahlung, was den Lenkradkranz bröckeln lässt.
Nicht selten sieht man außerdem die Airbag-Lampe im Dauerbetrieb, was meist nicht am Airbag selbst liegt, sondern am Kabelbaum – schwer zu lokalisieren.
Technik
Mitsubishi L200 IV
Allradantrieb
Kraftverteilung v:h
Traktionshilfen
Geländeuntersetzung
Aufbauweise
L/B/H
Bodenfreiheit/Wattiefe
Tankinhalt
Anhängelast gebr./ungebr.
Ladepritschenlänge
Unbedingt sollte man Allradantrieb und Geländeuntersetzung prüfen. Diese Bauteile sind zwar so robust wie der im L200 IV verwendete Turbodiesel mit Direkteinspritzung, aber die elektrische Betätigung zum Umschalten neigt bei Wenignutzung zum Festgehen.
Ersatzteilkosten*
Kotflügel vorn
Scheinwerfer
Bremsscheiben vorn (ein Satz)
Bremsbeläge vorn (ein Satz)
Schaltgetriebe (neu)
Teilmotor ohne Anbauteile (neu)
Generator (neu)
Anlasser (neu)
Wasserpumpe (neu)
Auspuff ohne Kat
L200-Besitzer sollten deshalb zumindest einmal im Monat den Allradhebel langsam und nach und nach durch alle Stellungen führen, auch wenn der Einsatz von Allradantrieb oder Geländeuntersetzung gar nicht notwendig ist. In Ouagadougou gäbe es auch dieses Problem naturgemäß nicht.
Fazit
Es ist ein Jammer: Der Dieselmotor hält, das Getriebe hält, der Allrad hält, aber der Rost setzt dem ab Werk nur mangelhaft geschützten L200 richtig zu. Man müsste ein gepflegtes oder nachträglich konserviertes Exemplar finden.
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