Schumi: "Hab' ich schon sieben?"

GP von Australien (6. März): Beim Saisonstart in Melbourne dreht sich alles um Michael Schumacher. Auf die Frage, ob er seinen achten WM-Titel anpeile, reagiert er überrascht: "Also habe ich schon sieben? Toll! Aber Sie wissen ja, ich interessiere mich nicht für Statistiken." Nur 19 Autos sind am Start. "Wir wissen halt noch nicht, ob Pizzonia oder Heidfeld unser zweites Cockpit bekommt", erklärt BMW-Williams. Was FIA-Präsident Max Mosley hoch erfreut: "Davon können die anderen Teams nur lernen, denn so werden Kosten gespart."

GP von Malaysia (20. März): BMW-Williams ist in der Frage des zweiten Fahrers neben Webber weitergekommen: Zusätzliche Vergleichstest zwischen Pizzonia und Heidfeld sollen bald eine Entscheidung bringen. Im Rennen hagelt es Motorschäden. Obwohl nach neuem Reglement die Triebwerke erst nach jedem zweiten Rennen gewechselt werden dürfen. Doch nach nur 20 Runden geht der letzte Zehnzylinder in Rauch auf. Schumi gewinnt wie schon zuvor in Australien, kriegt diesmal aber wegen der zu kurzen Fahrt nur die halbe Punktzahl. Max Mosley euphorisch: "Das ist die Formel-1-Zukunft – wir sparen nicht nur Geld, sondern auch noch Punkte."

GP von Bahrain (3. April): Eine Woche vor Beginn des ersten Trainings gelingt es, die Piste von Sakhir samt Fahrerlager und Tribünen wieder aus dem Wüstensand auszugraben. Ralf Schumacher hat Probleme bei der Einreise. Den frommen Scheichs liegt noch immer sein kurzes Beate-Uhse-Engagement im Magen. Toyota-Sponsor Wella rettet die Lage mit der Spende von 100 Dosen Haarspray, womit der Treibsand am Rande der Piste fix gebunden werden kann. Der große Schumi wird wieder Erster, warnt aber: "Die halben Punkte von Malaysia könnten mich am Ende die WM kosten." Dagegen ist Heidfeld bezüglich kurzfristiger Wahl des zweiten Fahrers bei Williams "sehr zuversichtlich".

GP von San Marino (24. April): Ferrari setzt zu Beginn der Europa-Saison erstmals sein neues Modell ein. Der Typ F2005 ist doppelt so schnell wie der Vorgänger, der in der 2004er Saison 15 von 18 Rennen gewann. Schumi spricht von einer "guten Grundlage", aber im Werk müsse man sich sputen, um das schlummernde Potential zu wecken. Sir Frank Williams will sich "in Kürze" zwischen Pizzonia und Heidfeld entscheiden. Es dürfe aber nicht überbewertet werden, daß Heidfeld zuletzt im Nassen klar schneller war als Pizzonia im Trockenen. Der Sieg geht nach einem frühen Abdrängmanöver gegen McLaren-Mercedes-Neuling Montoya an Schumi ("Also ich hab' keinen gesehen!").

Pizzonia und Heidfeld zum Psycho-Test

GP von Spanien (8. Mai): Erstmals laufen sich die neuen McLaren-Kollegen Räikkönen und Montoya über den Weg. Der Kolumbianer brummt: "Was guckst du?" Der Finne fragt erstaunt bei Teamchef Ron Dennis nach: "Wer war das denn?" Der verspricht, die beiden einander vorzustellen, sobald die Motorenprobleme des neuen Wagens gelöst seien. Verhindert wird das Treffen von anderem Ärger, wie Testpilot Alex Wurz offenbart: "Das Cockpit ist so eng, in schnellen Kurven stoße ich immer mit den Knien an den Helm. Das irritiert!" Schumi siegt, obwohl ein Auspuff bricht, drei Gänge und fünf Zylinder ausfallen. Webber fleht Frank Williams an: "Ich brauche endlich einen Teamgefährten!"

GP von Monaco (22. Mai): "Ich will nicht noch einmal in die Falle eines Nachzüglers tappen", sagt Schumi und fordert eine zusätzliche 100-Watt-Birne im Tunnel. FIA-Chef Mosley lehnt wegen Kostendrucks ab. Großzügig löst Schumi-Manager Willi Weber den Fall: "Notfalls gebe ich für Michael mein letztes Hemd!" Von der Pole fährt der Weltmeister das Feld in die Formationsrunde. Oben am Kasino überrascht er die 18 Kollegen – Williams ziert sich weiter mit seiner Pizzonia-Heidfeld-Entscheidung – mit einer Bremsprobe. Die Folge: eine Massenkarambolage. Toyotas Trulli wird zum Sieger erklärt, weil er auf drei Rädern am weitesten den Berg zur nächsten Kurve runterrollt. Abends wird Willi Weber gesehen, wie er klammheimlich mit Klappleiter Richtung Tunnel hastet...

GP von Europa (29. Mai): Williams verlangt von Pizzonia und Heidfeld einen Psycho-Test. Eine Teamsprecherin: "Wir denken nicht daran, überstürzt zu handeln." TV-Komiker Stefan Raab kriegt kein VIP-Ticket. Aus Solidarität der Nürburgring GmbH mit dem von ihm verunglimpften Ehepaar Ralf und Cora Schumacher. Ring-Chef Dr. Kafitz diplomatisch: "Wir haben Herrn Raab nicht diszipliniert, sondern uns nur distanziert."

GP von Kanada (12. Juni): Webber gewinnt vor dem Toyota-Duo Schumi II und Trulli. Sir Frank Williams erklärt: "Wir haben einen Doppelsieg verschenkt. Den hätten wir mühelos erzielt, wenn auch Pizzonia oder Heidfeld mitgefahren wären." Schumi ist erst Vierter, dann doch Sieger. Grund: Webber, Schumi II und Trulli werden disqualifiziert. Ihre Bremskühlschächte waren innen illegal mit Sonnenöl beschmiert, um den Luftstrom zu beschleunigen.

Juan Pöblo im Cafe "Schmollwinkel"

GP der USA (19. Juni): Stefan Raab schickt Ralf Schumacher "mit ganz lieben Grüßen" einen nachrüstbaren Airbag. Der aufblasbare Gummiartikel von Beate Uhse wird bei der technischen Abnahme aber beschlagnahmt. Begründung: "Bei Unfällen könnten die Helfer von der Arbeit abgelenkt werden." Heidfeld wünscht sich eine Entscheidung "vor Hockenheim". Taktisch geschickt nennt er keine Jahreszahl. Die US-Fans strömen in Scharen herbei. Denn: Jeder Besucher bekommt einen Doppel-Whopper und 50 Dollar auf die Kralle.

GP von Frankreich (3. Juli): Ferrari hat zwei neue – unterirdische! – Testpisten eingeweiht und fünf weitere Testfahrer angeheuert. "Die Rennen sind nicht so wichtig wie die Tests", erklärt Sportchef Jean Todt ernst. Im Qualifying kommt Schumi nur auf Rang sechs hinter dem Renault-Duo Alonso/Fisichella, Webber im nach wie vor einzigen BMW-Williams und dem McLaren-Mercedes-Gespann Räikkönen/Montoya. Und Schumi siegt doch – wieder mal dank der besseren Strategie. Er legt diesmal fünf statt (im Vorjahr vier) Boxenstopps ein und gewinnt bei jedem eine Position. Hinterher wundert sich der Rekordchampion bühnenreif: "Eigentlich sollte ich nur einmal tanken. Erst beim letzten Halt hat das Team mich eingeweiht." Derweil wird bei BMW-Williams laut über einen Losentscheid in der Frage Pizzonia/Heidfeld nachgedacht.

GP von England (10. Juli): Weil Bernie Ecclestone donnerstags im Stau nach Silverstone steckenbleibt, verlegt er das Rennen kurzfristig in die Londoner City. Worauf Sir Frank Williams schleunigst zwei Wagen anmeldet. Der Ritter Königin Elizabeths voller Pathos: "Wir kennen unsere Verantwortung bei diesem nationalen Ereignis. Deshalb wird bis zu einer endgültigen Lösung Nigel Mansell neben Mark Webber für uns fahren." Dank Ausnahmegenehmigung darf Williams das Mansell-Auto nach jeder Ausfahrt inklusive "Old Nige" heim ins Werk nach Grove transportieren. Denn nur dort kann sich der füllig gewordene Ex- Champ mittels Spezialwerkzeug und Fettpresse aus dem Cockpit pellen. Jenson Button, Lokalheld zwei, fährt mit einem Helm in olivgrüner Tarnfarbe – sein dezent verpackter Nationalstolz auf Englands Sieg im Zweiten Weltkriegs vor 60 Jahren.

GP von Deutschland (24. Juli): Weil Mutter Montoya McLaren-Boß Ron Dennis in Silverstone mit einer Stricknadel den rechten Bizeps durchgestochen hat, gilt für den gesamten Moy-Clan Motorhome-Verbot. Aus Solidarität verzieht sich Sippenchef Juan Pöblo kurz vor dem Start mundfaul ins pistennahe Cafe "Schmollwinkel". Da fehlt plötzlich auch Teamkollege Kimi Räikkönen. Augenzeugen berichten: Der Finne torkele mit einer halbleeren Flasche Johnny Walker bewaffnet (Red Label, zwölf Jahre gereift!) Richtung Mercedes- Tribüne. "Jenni hat mich schon wieder verlassen!", soll er dabei geblökt haben. Ron Dennis gegenüber den Medien: "Bei der Optimierung der Performance unserer beiden Stammpiloten liegen wir abseits der Rennstrecke offensichtlich immer noch nicht ganz im Optimum." Williams plagt auch wieder ein Fahrerproblem: Nigel Mansell hat gekündigt, weil man ihm eine höhere Pendlerpauschale für den längeren Trip von Hockenheim ins Werk zum Aussteigen (mit Fettpresse!) verweigert. Schumi siegt – achter WM-Titel geschafft.

Spa wird überdacht

GP von Ungarn (31. Juli): "Was ihr bis jetzt gesehen habt, war erst der Anfang", frohlockt Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo. Während sich Schumi gegen hartnäckige Rücktrittsfragen wehrt: "Ich habe die WM jetzt mehrmals gewonnen. Wie oft, weiß ich nicht, denn ich interessiere mich nicht für Statistiken." Manager Weber verrät indes: "Damit ich alle Titelstreifen auf die Kappe kriege, mußten wir den Schirm verbreitern." Und machte das begehrte Fan-Objekt auch noch gleich um 20 Euro teurer. Trotz "Michelin-Wetter" mit mehr als 40 Grad gewinnt Bridgestone-Speerspitze Schumi, der während des Rennens kurzfristig auf Kein-Stopp-Strategie umgestellt wurde. Jean Todt: "Weil wir auch einen Beitrag zum Kostensenken leisten wollten, haben wir uns die Boxenstopps gespart. Das Thema ist damit hoffentlich vom Tisch." Worauf FIA-Präsident Max Mosley androht, nicht zurückzutreten, wenn seine Wünsche nicht bald erfüllt würden.

GP der Türkei (21. August): Vor den Zugängen zum Fahrerlager bilden sich lange Menschenschlangen. Die Drehkreuze sind durch türkischen Honig verklebt. Bernie Ecclestone schreitet einfach unter einer Sperrstange durch und spricht von "geringfügigen Kinderkrankheiten". Schon freitags ist die nagelneue Anlage ausverkauft – alle Tickets der Kategorien "Güld", "Sülbür" und "Brünze", also die "Stühplütze", sind vergriffen. Alle wollen Schümü am Steuer seines Fürrürü sehen. Inzwischen hat man sich daran gewöhnt, daß die Autos des Teams Red Bull ohne Front- und Heckflügel antreten. Boß Dietrich Mateschitz: "Wir haben alle Flügel verliehen." Max Mosley droht mit Ein-Liter-Zweitaktmotoren ab 2006. Eddie Jordan läßt Istanbuls Basar und Schrottplätze in den neuen Bundesländern nach Trabi-Motoren absuchen. Williams will sein zweites Cockpit "so schnell wie möglich" besetzen. Kandidaten: Pizzonia/Heidfeld. Sieger: Schumi.

GP von Italien (4. September): Einen Tag vor Trainingsbeginn lädt Luca di Montezemolo zum F1-Versöhnungsgipfel nach Maranello ein. Nach einer sechsstündigen Debatte mit 450 Wortmeldungen ist klar: Ferrari möchte nichts ändern. McLaren-Mercedes will die WM in eigener Regie fortsetzen. Williams spricht sich im Gegensatz zu Motorenpartner BMW für das "bewährte" System der Ein-Fahrer-Teams aus. Renault möchte alle WM-Läufe nach Frankreich verlegen. Sauber verhält sich neutral. Red Bull spricht sich für eine Erhöhung des Gaudi-Faktors durch Sprungschanzen aus. Toyota schlägt Ralf Schumacher (unverbindlich) als Nachfolger seines Bruders als Champion vor. Jordan bittet um Finanzhilfe von der Heilsarmee. Minardi fordert zehn Prozent aller WM-Punkte. Max Mosley ist generell einverstanden – falls die Kurvengeschwindigkeiten der F1-Autos gedrosselt würden. Obwohl Michael Schumacher 20 Minuten verspätet startet (er hatte mit Manager Weber seine F1-Vertragslage bis 2014 diskutiert), gewinnt er überlegen.

GP von Belgien (11. September): Einstimmig fordern die 21 F1-Piloten (für Williams dürfen auch Pizzonia und Heidfeld abstimmen), die Piste von Spa bis 2006 zu überdachen. Außerdem soll das Gelände aus Sicherheitsgründen eingeebnet werden. Daneben spricht sich die Fahrergewerkschaft für Begradigungen der Kurven aus. Bei allen Maßnahmen soll sichergestellt werden, daß der einzigartige Charakter der Ardennenpiste erhalten bleibt. Max Mosley signalisiert die Zustimmung der FIA, falls genügend Schikanen eingebaut würden. Williams beauftragt Ex-Technikchef Patrick Head, Gutachten über Heidfeld und Pizzonia anfertigen zu lassen. Um eine Serie von Reifenschäden à la 2004 zu vermeiden, liefert Michelin seinen Teams Vollgummi- Pneus. Räikkönen siegt. Bei der Jubelfeier im McLaren- Mercedes-Motorhome fehlt Montoya. Er hockt längst bei seinem Familienclan auf dem Campingplatz "Les Combes".

Schneeketten in Sao Paulo

GP von Brasilien (25. September): Christijan Albers hat sich wie zuvor im DTM-Team von Mercedes auch bei Minardi einen Namen gemacht mit Tobsuchtsanfällen. Die nötige Selbstüberschätzung untermauert sein neuer Nebenjob als Schlagersänger. Für seine erste Single "Ja fährt denn der alte Schumichl noch?" bekommt er gleich eine Goldene Schallplatte. Bei Williams liegt das Pizzonia/Heidfeld-Gutachten von Patrick Head vor. Ein zweites Prüfprotokoll soll nun der neue Cheftechniker Sam Michael anfertigen. In Sao Paulo herrschen Minusgrade. Auf geschlossener Schneedecke wird hinterm Safetycar, einem Mercedes-Geländewagen, gestartet. Nach zwei Stunden und fünf Runden fällt die Zielflagge. Schumi siegt, wird aber wegen illegal aufgezogener Schneeketten disqualifiziert. Neuer Erster: sein Bruder Ralf.

GP von Japan (9. Oktober): Zum Dank für Toyotas ersten Sieg wird Schumi II von Japans Kaiser mit dem "Orden wider den tierischen Frust" ausgezeichnet. Beim Verlassen des Palastes in Tokio fällt dem Deutschen ein Bettler auf, der ein T-Shirt mit der Aufschrift "Vorne-Ralle" trägt. Während eines Handgemenges verliert der Mann seine dunkle Brille und entpuppt sich als Stefan Raab. Um endlich Ruhe vor ihm zu haben, nimmt Ralf Schumacher ihn als Hofnarren unter Vertrag. Zum Thema Besetzung des zweiten Cockpits verhängt Williams eine Nachrichtensperre. Schumi gewinnt, nachdem Ferrari-Kollege Barrichello mit dem ersten Saisonsieg vor Augen einen Heulkrampf bekam und ins Kiesbett raste.

GP von China (16. Oktober): Donnerstags rutscht Mark Webber beim Duschen auf einem Stück Seife aus und verstaucht sich den Steiß: Fahrverbot. Williams nominiert überraschend Heidfeld und Pizzonia. Heidfeld siegt vor Pizzonia. Frank Williams finster: "Das Ergebnis macht uns die Fahrerwahl 2006 nicht leichter." In einer schummerigen Nachtbar stoßen Montoya und Räikkönen vorm Herrenklo zusammen. Mit glasigen Augen stammelt der Finne: "Dich kenne ich irgendwoher." Montoya keift zurück: "Zisch ab, Alter!" McLaren-Boß Dennis, der den beiden gerade auf Mercedes-Kosten einen Kennenlern-Drink spendieren wollte, fällt am Tresen in Ohnmacht.