Auf dem Autosalon in Genf (März 2002) drückten sich ­die Besucher ihre Nasen platt. Der Grund dafür stand hinter Panzerglas und gilt­ als die luxuriöseste Versuchung unter den Automobilen. Der neue Maybach. Lediglich einer kleinen Gruppe Auserwählter erlaubte man den Blick ins Dunkel des Panzerglasaquariums. Zu ihr gehörte Hermann Walter Sieger. Er selbst besitzt einen Maybach DS8 Zeppelin Jahrgang 1933. Das prunkvolle Pullman-Cabrio ist für den Konsul ein Beweis automobiler Perfektion. Aber nun: Dinge ändern sich. Heute heißt für ihn die Spitze des Automobilbaus zwar noch immer Maybach ­- aber made by Mercedes. Sieger saß auf den edlen Ledersitzen im Maybach-Fond.

Maybach made by Mercedes

Mythos Maybach
Reisen wie in der First-Class: ausziehbare Fondsitze im Maybach von Mercedes-Benz.
"Es war wie auf einem First-Class-Flug mit Singapour Airlines oder mit der Concorde. Die zu Liegesitzen verstellbaren Einzelsitze waren so bequem, ich drohte einzuschlafen." Und das Innenleben vorn? Bislang wurde jeder Blick darauf untersagt. "Auch hier ist alles mit edelsten Materialien bestückt, die viel zitierten Gold-Details finden sich auch hier." Unterschied zum alten Zeppelin: Auf der "alten" vorderen Sitzbank ging es eher eng zu. Das war "nur" der Arbeitsplatz des Chauffeurs. "Heute genießt man die Fahrt vorn wie einen Flug in der Buisinessclass, bequem und komfortabel, aber eben nicht königlich. Letztendlich ist es eine große S-Klasse." Der Fond dagegen zeigt Parallelen.
Heute wie damals geht es hinten prunkvoll und königlich zu. Kein Wunder: der Maybach, der im Herbst kommt, misst 6,16 Meter bei einem Radstand von 3,83 Meter. Gibt es weitere Gemeinsamkeiten zwischen einst und jetzt? "Natürlich. Auch heute ist beim Maybach alles möglich ­so wie beim Hausbau. Der Kunde sagt dem Ingenieur seine Wünsche. Der entwickelt nach diesen Ideen das Traummodell. So ist jeder Maybach zwar keine Villa, aber wegen der herrlich edlen Anmutung ein fahrbarer Arbeitsplatz voller Luxus." Nur: Wer braucht einen solchen Arbeitsplatz?

Auf Knopfdruck hilft der Kundenbetreuer

"Die potenziellen Kunden sehe ich unter den Spitzenmanagern, Topstars und Regierungschefs. Menschen mit Zeitdruck, die im Maybach auf angenehme Art, ohne Zeitnot, arbeiten können." Dafür sorgen ein Zwölfzylinder-Biturbo-Motor mit 5,5 Liter Hubraum, 550 PS und einem Drehmoment von 900 Nm unter der Haube. Hält der Antrieb, was die Zahlen versprechen? "Das kann ich nicht beurteilen, fahren konnte ich ihn nicht. Auch der Blick unter die Haube wurde uns verwehrt."

Mythos Maybach
Das Prunkstück im Fuhrpark von Konsul Hermann Walter Sieger, Vorsitzender des Maybach-Club: das Pullmann-Cabrio.
Bei Preisen ab 300.000 Euro erwartet die Kundschaft vom neuen Maybach mehr als nur einen großen Namen und 550 Biturbo-PS. Im Innenraum ist Hightech angesagt. Internet, DVD, Telefon, Minibar, Zigarren-Humidor - haben wir etwas vergessen? Sollten Sie noch andere Ideen und das nötige Kleingeld haben, sprechen Sie ruhig im Center of Excellence in Sindelfingen vor. In der Wiege des Maybach klingt kein Wunsch der betuchten Kundschaft zu anspruchsvoll, alles trifft auf offene Ohren. Verkaufsprospekte erhält man vielleicht als S-Klasse-Käufer. Der Maybach-Kunde wird vom Personal Liaison-Manager betreut. Der kümmert sich 24 Stunden lang an sieben Tagen in der Woche um die Wünsche und Belange der Maybach-Besitzer.

Ein Tastendruck am Autotelefon genügt, um die Verbindung herzustellen. Das gilt auch bei eventuellen Pannen. Auf Knopfdruck schickt der Kundenbetreuer ein Spezialisten-Team selbst in die entlegensten Landstriche. Die Maybach-Manufaktur gewährt vier Jahre Fahrzeug- und lebenslange Mobilitätsgarantie. Wartungs- und Reparaturarbeiten müssen den Besitzer nicht kümmern. Die Edelkarosse wird direkt vor der Haustür abgeholt und wieder angeliefert. Sorgenfreier geht es nicht. Nur den Kaufpreis muss man sich noch selbst erarbeiten. Schade.