Niki Lauda (54), der Mann mit der Kappe. Dreimal Formel-1-Weltmeister, zweimal im Ferrari (1975 und 1977). Das BILD-Interview zum Bruder-Duell.

BILD: Herr Lauda, welcher Schumi wird Weltmeister? Niki Lauda: Ich würde viel dafür geben, das zu erfahren. Trotz seiner elf Punkte Vorsprung hat Michael den Titel nicht sicher. Ralf ist so nah dran wie nie.

Wem drücken Sie die Daumen? Ich würde Ralf den Titel schon gönnen. Wobei der, der in Suzuka die Trophäe bekommt, der hat sie auch verdient.

Was hat Ralf, was Michael nicht hat? Auf jeden Fall das beste Material. Ein stärkeres Paket als das von BMW, also Chassis, Motor, Reifen, gibt es zurzeit nicht. Ferrari kommt da nicht mit.

Viele meinen, es sind nur die Reifen ... Nein, niemals. Alles auf die Reifen zu schieben, wäre viel zu einfach.

Also? Ausgelöst wurde die BMW-Dominanz sicher durch die Klasse der Michelin-Reifen. Aber Woche für Woche haben sie den Vorsprung dann konsequent ausgebaut. Da muss Ferrari jetzt Schritt für Schritt wieder aufholen. Mercedes genauso.

Stichwort Mercedes. Kommt der neue Silberpfeil noch diese Saison? Wenn, dann wohl zu spät. McLaren ist an einem unmöglichen Spagat gescheitert. Einerseits ein neues Auto zu bauen, andererseits das alte noch weiter zu entwickeln. Das geht nicht. Dadurch hat Silber auf beiden Baustellen verloren.

Was ist das Problem beim neuen MP4-18? Ich denke das Monocoque. Das ist jetzt schon zweimal durch den Crashtest gefallen. Und wenn ein Monocoque umgestaltet werden muss, dann muss auch drumherum alles neu angepasst werden. Das kostet Zeit, viel Zeit.

Zurück zu den Schumis. Welche Trümpfe hat Michael noch? Bis auf seinen Vorsprung keinen. Wobei: Nach dem letzten Mammut-Test kann Ferrari jetzt aufgeholt haben. Das wird sich in Silverstone zeigen.

Und fahrerisch? Fahrerisch steht Ralf Michael in nichts mehr nach. Da hat er sich zuletzt unglaublich entwickelt, ist extrem cool geworden. Die WM wird noch eine verdammt spannende Kiste.