Opel Calibra Turbo 4x4
Ein Opel für die linke Spur

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245 km/h in einem Großserien-Opel – und Allrad ist auch an Bord. Warum hat den Calibra Turbo 4x4 eigentlich keiner mehr auf der Rechnung? So was fehlt uns heute – Calibra B, wo bist du?
Als eine blutjunge Steffi Graf auf der IAA vor 20 Jahren den Calibra enthüllte, war alles klar: Da ist er, der Manta C, nach klassischer Machart geplant und gebaut. Schicke Schale über solider Technik, 2+2 Sitzplätze, anständig motorisiert und volksnah ausgepreist. Ein Coupé, wie es von Opel erwartet wurde. Heute stehen wir dem Calibra ein wenig unentschlossen gegenüber – auch wenn ihn die Alt-Opel-Fraktion längst in den Kreis der schützenswerten Modelle aufgenommen hat. Ja doch: Er kam, als bei Opel das Ende der Zuverlässigkeit anbrach. Husch, husch und billige Materialien hinterließen auch beim Calibra erste Spuren. Außerdem klang der Name immer nach Herrendeo vom Discounter. Andererseits: Der Calibra entstand zu einer Zeit, als Opel sich was traute.
Als Manta-Erbe blieb der Calibra ohne Nachfolger

So ein Calibra B fehlt uns heute

Historie
Der Calibra wird auf der IAA 1989 vorgestellt und kommt im Juni 1990 in den Handel. Im Gegensatz zum Vorgänger Manta B verfügt der Aerodynamik-Weltmeister Calibra (cW-Wert 0,26) über quer eingebaute Vierzylinder-Motoren (115 bis 204 PS) und Frontantrieb. Das bisherige Topmodell Calibra 4x4 wird 1992 vom Calibra Turbo 4x4 abgelöst. 1996 endet die Produktion des Turbo 4x4, 1997 läuft die Calibra-Baureihe ersatzlos aus. Gesamtstückzahl: 238.647 (inkl. 12.677 Turbo 4x4).
Plus/Minus
Der starke Calibra ist im guten wie im schlechten Sinne ein typischer Opel seiner Zeit. Aufgrund der konstruktiven Nähe zum populären Vectra A ist die Versorgung mit Ersatzteilen kein Problem, allerdings hat das Coupé auch vielerlei Schwächen von der Limousine übernommen – nachlässige Detailverarbeitung, Rost und unansehnlich alternde Materialien im Innenraum gehören dazu. Als exotischer High-End-Technologieträger innerhalb der Calibra-Baureihe bietet ein gehegter Turbo 4x4 heute jedoch viel Leistung und geballte Ingenieurkunst für wenig Geld. Dem gegenüber stehen ein schmales Angebot und die labile Allradtechnik.
Ersatzteile
Die Ersatzteilsituation für den Opel Calibra lässt im Grunde genommen keine Wünsche offen. Vertragshändler, Zubehörhandel und Internet sind bestens sortiert, dank des Opel-Baukastens passen viele Technikteile auch von anderen Modellen. Selten und teuer sind hingegen die modellspezifischen Turbo- und Allrad-Teile. Ein Verteilergetriebe, die ultimative Schwachstelle des Vierradantriebs, kostet neu rund 6000 Euro.
Marktlage
Ja, es gibt noch reichlich Calibra Turbo 4x4. Nein, original sind keine zehn Prozent der angebotenen Fahrzeuge, selbst wenn sie auf den ersten Blick so aussehen. Denn kaum ein Calibra blieb unfrisiert – Chiptuning, Innenraum-Umbauten und Fahrwerkänderungen sind fast immer dabei. Taucht doch einmal ein unbehandelter Turbo 4x4 auf, steht er dennoch eine Weile. Die Klassiker-Klientel hat den Ober-Calibra noch nicht auf der Rechnung. Deshalb kosten auch sehr gute Stücke kaum mehr als 6000 Euro.
Empfehlung
Selbst ein hochgezüchteter Calibra Turbo 4x4 trägt die Gene des Volkssportlers in sich. Anspruchsvolle Technik und viel Leistung paaren sich mit einem geringen Neid-Faktor und reisetauglichen Platzverhältnissen. Da ist der Helden-Status programmiert. Lieber etwas mehr Geld in die Hand nehmen, länger suchen und den optimalen Wagen mit wenig Vorbesitzern kaufen. Dann fahren, genießen und abwarten – billiger wird dieser Typ nicht.
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