Beim Rüsselsheimer Autokonzern Adam Opel AG zeichnet sich ein Ende der Verhandlungen um einen Standortsicherungsvertrag ab. "Die Gespräche zwischen Vorstand und Betriebsrat über den Zukunftsvertrag sind auf der Zielgeraden", erfuhr die WELT aus unternehmensnahen Kreisen. Eine Einigung ist demnach schon in dieser Woche möglich. In wesentlichen Punkten scheinen sich die Verhandlungspartner den Angaben zufolge bereits angenähert zu haben.

In der Diskussion ist beispielsweise, Tariferhöhungen in der Metallindustrie nur noch in Teilen an die Opel-Arbeiter weiterzugeben. Beträgt die Erhöhung etwa zwei Prozent, würde die Lohnsteigerung der Beschäftigten nur ein Prozent betragen. Die Rüsselsheimer verdienen derzeit bis zu 20 Prozent über Tarif. Ziel ist es, bei Opel die Monatsgehälter der Mitarbeiter nicht anzutasten, dafür aber das Wachstum der Einkommen zu begrenzen. Diskutiert wird offenbar auch über eine Senkung des Weihnachtsgeldes auf rund 70 Prozent. Derzeit zahlt Opel 100 Prozent, während der Manteltarifvertrag nur ein Weihnachtsgeld von 55 Prozent des Monatgehalts vorsieht.

Dem Vernehmen nach soll die Einigung am kommenden Freitag verkündet werden. Allerdings war ein ähnlicher Termin bereits im Februar angesetzt. Der zerschlug sich jedoch, weil die Verhandlungspartner sich nicht einigen konnten. Der Grund für die absehbare Einigung zwischen dem Opel-Management und dem Betriebsrat wird auch in dem jüngsten Besuch von Carl-Peter Forster, Präsident der Opel-Mutter General Motors Europa, in Bochum gesehen.

Im Bochumer Opel-Werk hatte es im vergangenen Jahr einen siebentätigen wilden Streik gegeben, weil die Arbeiter die Schließung der Fabrik befürchteten. Forster hatte den Bochumer Arbeitern bei seinem Besuch den Zuschlag für den Bau neuer Astra-Varianten in Aussicht gestellt. Dem Vernehmen nach habe er bei seinem Besuch viel Vertrauen aufgebaut. Sollte es zu einer Einigung zwischen Opel und Betriebsrat kommen, dürften auch die Chancen steigen, daß in Rüsselsheim die nächste Mittelklasse-Generation von GM Europa gebaut wird. Derzeit wetteifern noch Rüsselsheim und der Saab-Standort Trollhättan um den Zuschlag für die sogenannte Epsilon-Klasse.