Fieberhafte Arbeit am Vectra GTS V8

"Wir verbrennen kein Geld." Die Stimme von Ernst Moser (43) wird energisch. Nein, natürlich werde bei Opel die DTM nicht abgewickelt, versichert der neue technische Leiter. Auch oder besser gerade angesichts des angekündigten Rückzugs aus Deutschlands Top-Tourenwagenserie am Saisonende wird im DTM-Center in Bobingen mit Hochdruck am Vectra GTS V8 gearbeitet. "Wir wollen beweisen, daß Opel noch siegen kann. Das sind wir unseren Fans und uns selber schuldig", bekräftigt Moser.

Schließlich gehe es auch darum, mit Erfolgen Opels motorsportliche Zukunft zu sichern. "Unser Vorstand hat ja betont, daß es auch nach der DTM Werks-Motorsport bei Opel geben soll. Gleich wo und wie das sein wird, können wir mit unserer Arbeit die nötigen Argumente dafür liefern."

Im Januar hat der in der Eifel heimisch gewordene Schwabe die Nachfolge des in die Formel 1 zurückgekehrten Günther Steiner (Red Bull) übernommen. Zu spät, um eigene Vorstellungen am zuletzt wenig erfolgreichen DTM-Blitz umzusetzen. "Aber jetzt alles umzuwerfen, wäre völlig falsch", weiß Moser. Er muß mit dem Erbe des Österreichers leben und dennoch die Erwartungen von Opel-Sportchef Volker Strycek erfüllen: "Günther Steiner hat gute Arbeit geleistet. Jetzt liegt es an Ernst Moser und seinem Team, das auf der Rennstrecke umzusetzen."

"Moser ein hervorragender Techniker"

Daß er mit Steiners Vorgaben leben kann, daran läßt Moser keinen Zweifel. Und erlaubt sich doch einen Hauch von Kritik. "Günther Steiners Arbeit war gut. Aber er hat uns im falschen Moment verlassen." Er sagt nicht im Stich gelassen.

Mit Moser als Technikchef bevorzugt Opel nach dessen extern angeworbenen Vorgängern Wiet Huidekoper und Steiner nun die interne Lösung. "Die Wahl ist logisch. Moser ist ein hervorragender und erfahrener Techniker. Wir arbeiten seit Jahren angenehm, eng und vertrauensvoll zusammen", lobt Strycek seinen neuen Macher.

Um den Aufgaben als technischer Leiter in Bobingen und Phoenix-Teamchef in Meuspath gerecht zu werden, muß Ernst Moser künftig pendeln. Drei Tage DTM-Center, zwei Tage Eifel lautet die Arbeitsteilung des Kfz-Meisters. "Hier wie da sind gute Teams an der Arbeit, gibt es Leute, auf die ich mich verlassen kann."

Eigentlich wollte Moser selber als Rennfahrer Karriere machen – auf dem Motorrad. Es reichte aber nur zu einem kurzen DM-Gastspiel 1980. "Ich habe schnell gemerkt, daß mir fürs Rennenfahren Geld und Beziehungen fehlten." Es folgten einige "wilde Jahre", über die Moser nicht gern spricht. Im Iran-Irak-Krieg wollte er Anfang der 80er mit Nachschubtransporten das schnelle Geld machen. "Verrückte Träume eines Jungen", nennt er das heute. Allein bei der Erinnerung daran gruselt es ihn jetzt noch.

"Das neue Auto ist konstruktiv fertig"

Zurück in Deutschland, lockte wieder der Motorsport. 1988 begann Mosers DTM-Karriere als Schrauber bei AMG-Mercedes. Ausgerechnet am Auto von Johnny Cecotto, vor seinem Umstieg auf vier Räder Motorrad-Weltmeister 1975 (350-cm³-Klasse) und 1977 (750-cm³-Klasse), Ernst Mosers großem Idol, begann er seine Mechaniker-Laufbahn. In nur drei Jahren arbeitete er sich erst zum Chefmechaniker, dann zum Teamleiter im AMG-West-Team hoch.

Auch nach dem Wechsel zu Zakspeed 1992 blieb er der DTM treu. Bis 1995 weiter mit Mercedes, 1996, im letzten Jahr der alten DTM, dann mit Opel. Es folgte 1998 ein Jahr in der FIA GT (Porsche), ehe Moser 1999 sein Phoenix-Team gründete. Mit zwei in Australien gekauften Audi A4 für die STW wagte er den Schritt in die Selbständigkeit.

Seit dem Comeback der DTM im Jahr 2000 ist Ernst Moser mit Phoenix für Opel aktiv. Zunächst als Semi-Werksteam, ab 2001 als offizielle Werksmannschaft. Daran ändert sich auch 2005 nichts. Zwei Autos werden weiter von der in Meuspath ansässigen Mannschaft betreut. Weil Opel allerdings alle vier Autos unter dem Label des Opel Performance Center (OPC) laufen lassen will, firmiert die Phoenix-Truppe in dieser Saison unter dem Namen OPC-Nord. Die beiden anderen Vectra werden direkt von OPC unter dem Namen OPC-Süd eingesetzt.

"Das neue Auto ist konstruktiv fertig. Wir feilen nur noch an der finalen Aerodynamik. Jetzt geht es um die Umsetzung des Potentials unseres 2005er Vectras auf der Rennstrecke. Dafür ist Ernst Moser genau der richtige Verantwortliche", glaubt Volker Strycek an die Rückkehr auf den Erfolgsweg.

Kurzvita Name: Ernst Moser • Geboren Ernst Moser im Kurz-Portrait • Geboren: 6. März 1961 • Geburtsort: Vaihingen-Enz • Wohnort: Mertloch/Eifel • Nationalität: Deutsch • Familienstand: verheiratet, Sohn (14), Tochter (9) • Erlernter Beruf: Kfz-Meister • Hobbys: Motorsport, Wasserski, Skifahren