Mal husch, husch zum Bäcker, mal kurz auf die Bank, mal schnell in die Apotheke. Für viele dickfellige Zeitgenossen ist das alles kein Problem. Motto: Mit uns stehen Sie in der zweiten Reihe. Der Klassiker: Weil die Ladezone dicht ist, parken Lieferanten und Handwerker einfach auf der Straße. Folge dieser Unsitte: In den Innenstädten herrscht vor allem während des Berufsverkehrs heilloses Chaos. Dabei ist die Rechtslage eindeutig: Halten und Parken in zweiter Reihe ist verboten (§ 12 Abs. 4 StVO). Wer sich nicht daran hält, wird – wenn auch viel zu selten – abgezettelt (bis 35 Euro) oder bei Verkehrsbehinderung abgeschleppt. Ausnahmen gelten nur für Müllabfuhr, Post und Taxen.

Raubtierartige Parkraumbewirtschaftung in den Städten

Parken in zweiter Reihe
In Berlin haben die Behörden vor den Wildparkern anscheindend kapituliert. Fluchende und hupende Autofahrer auf dem Ku'damm, in der Friedrichstraße oder der Prenzlauer Allee gehören zum Straßenbild. Ordnungsamt-Koordinator Jürgen Freund hilflos: "Wir appellieren an das verantwortungsvolle und rücksichtnehmende Verhalten der Verkehrsteilnehmer." In Hamburg hat die Polizei vor einiger Zeit eine Task-Force gegen die Rambo-Parker eingesetzt – allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Anders in Düsseldorf. Dort macht seit 2001 die Vespa-Staffel des Ordnungsamtes mit 24 Motorrollern Jagd auf Zweite-Reihe-Parker. Ergebnis: Die Zahl der Parkrüpel ist stetig zurückgegangen, von 58.973 (2004) auf 43.469 im vergangenen Jahr.
Parken in zweiter Reihe
Für mehr Park-Disziplin soll auch das Modell der Stadtväter von Bad Homburg (Hochtaunuskreis) sorgen: Handwerker dürfen mit Sonderausweis für 305 Euro pro Jahr im eingeschränkten Halteverbot, auf Anwohnerparkplätzen oder gebührenfrei an der Parkuhr parken. Eberhard Haas, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft: "Das Handwerker-Parken erleichtert die Arbeit unserer Betriebe erheblich und verbessert den Service für die Kunden." Ob schärfere Sanktionen (Bußgeld, Punkte in Flensburg) die Park-Rambos zur Räson bringen können, ist unter Verkehrspolitikern umstritten. "Schuld an der Misere sind doch die Städte selbst mit ihrer raubritterartigen Parkraumbewirtschaftung", sagt Klaus Lippold (CDU), Vorsitzender des Bundestags-Verkehrsausschusses. "Gäbe es mehr und billigeren Parkraum, hätten wir das Parken in der zweiten Reihe nicht in diesem Ausmaß." Das sieht SPD-Verkehrsexpertin Heidi Wright ganz anders: "Wir reden am eigentlichen Problem vorbei: Die Autos müssen raus aus den Innenstädten. Deshalb kann die Lösung für die Zukunft nur lauten: City-Maut!"