Die Wiege des Tangos liegt in einer schmucken Seitenstraße im Stadtteil San Telmo. Uriges Kopfsteinpflaster, blühende Jacaranda-Bäume, weiß getünchte Fassaden. Hier soll der "anzügliche Tanz", der seit 2009 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört, Ende des 18. Jahrhunderts seine ersten Schritte gemacht haben. Es könnte aber auch ein paar Kilometer weiter unten am Hafen in La Boca gewesen sein. So genau weiß das niemand mehr. Auch Pablo Escartin (31) nicht, der uns heute seine Stadt zeigt, sein Buenos Aires. Pablo ist Marketing-Experte, Focus-Fahrer und die Blaupause eines Argentiniers. Groß und stark wie ein Stier, wuschiges Haar, schwarzer Bart.
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Bernhard Bareiss hält die pure Verführung im Arm

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Video: Ford Focus Aktion (2015)

Mit dem Focus um die Welt (Teil 2)

Bild: AUTO BILD
Neben ihm sitzt Bernhard Bareiss (53), der uns in die 13-Millionen-Metropole am Río de la Plata begleitet hat. Der Elektroingenieur aus Welzheim bei Stuttgart fährt bereits seinen achten Ford, hat vor Kurzem seine Leidenschaft zum Tango entdeckt – und noch vor wenigen Minuten die pure Verführung im Arm gehalten. Die rassige Margarita bat Bernhard zum Tango, und Bernhard schmolz dahin. Mitten in der Fußgängerzone Caminito, in der farbenfrohe Fassaden vom tristen Charme des nahen Arbeiterviertels La Boca ablenken. Einst strandeten hier die ersten italienischen Einwanderer. Heute stellen Künstler ihre Werke aus und locken scharenweise Touristen in die weltbekannte "Puntin" (kleine Brücke). Längst haben Investoren ein Auge auf das bunte Juwel am Hafenbecken geworfen, um es nach dem Vorbild des nahen Jachthafens Puerto Madero in ein mondänes Szeneviertel zu verwandeln. Doch die Bewohner – so heißt es – weigern sich wegzuziehen. Noch.

Der Verkehr ist zäh wie Schleim und folgt keiner Logik

man muss aggressiv fahren, sonst kommt man nie an
Unterwegs auf dem zweitbreitesten Boulevard der Welt – die Avenida 9 de Julio hat zehn Fahrspuren in jede Richtung.
Nur einen Steinwurf entfernt liegt das Estadio Alberto J. Armando, im Volksmund La Bombonera genannt. Heimat der Boca Juniors, deren berühmtester Sohn Diego Maradona – die Hand Gottes – nach wie vor wie ein Heiliger verehrt wird. Buenos Aires ist keine Stadt, die du zu Fuß erkunden kannst. Dafür ist sie einfach zu groß. 48 Stadtteile, 68 Kilometer Ausdehnung von Norden nach Süden, hier wohnen fast ein Drittel aller Argentinier. Also rein in den Focus, rein ins Chaos. Der Verkehr ist zäh wie Schleim, folgt keiner erkennbaren Logik. "Hier musst du aggressiv fahren, sonst kommst du nie an", sagt Pablo und tanzt durch die Autoschlangen wie ein Skiläufer durch die Tore. Zur Rushhour geht nichts mehr. Selbst auf der Avenida 9 de Julio nicht, einem der breitesten Boulevards der Welt, einst angelehnt an die Pariser Champs-Élysées. In der Mitte steht der Obelisco, das Wahrzeichen der Stadt, 1936 von einem deutschen Bauunternehmen errichtet. Mehr oder weniger provisorisch. Tatsächlich sollte der Keil nach drei Jahren wieder abgerissen werden. Er steht noch heute stolz im Herzen der Stadt.
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Auf alle Pkw ab 30.000 Euro wird eine deftige Steuer erlassen

35 Prozent Luxussteuer
Ford hat in Buenos Aires eine lange Tradition. Bereits 1917 wurde hier das erste T-Modell zusammengeschraubt.
Die Autos der Porteños, wie die Einwohner von Buenos Aires genannt werden, sind meist betagt. Und klein. Lkw und Pick-ups rotzen ungehemmt ihren Ruß in die Stadt der guten Lüfte. Wer hier Focus fährt, der ist schon wer. Die Kirchner-Regierung hat auf alle Pkw ab 30.000 Euro eine deftige Steuer erlassen. Unser Focus 2.0 Titanium kostet hier 37.000 Euro, inklusive 35 Prozent Luxussteuer – also fast 10.000 Euro mehr als bei uns. Und das bei einem Durchschnittseinkommen von knapp 1000 Euro pro Monat. Seit dem 10. Dezember 2015 ist der Konservative Mauricio Macri neuer Staatschef. Er setzte sich in einer Stichwahl denkbar knapp mit 51 zu 49 Prozent durch – und teilt das Land. Wieder einmal. Während die eine Hälfte jetzt befürchtet, Macri werde die sozialen Errungenschaften rückgängig machen und die Reichen noch reicher, hoffen die anderen auf wirtschaftlichen Aufschwung. Den Argentinien dringend bräuchte.

Hinter Inflation und Korruption verbirgt sich ein Szeneviertel

kunstvolles Szenenviertel mit hippen Läden
Buenos Aires hat schon bessere Zeiten erlebt. Die Inflationsrate liegt bei knapp 24 Prozent, das größte Problem ist die Korruption.

Längst steht man im Schatten des ewigen Rivalen Brasilien. Man sieht es an jeder Ecke. Inflation und Korruption haben in Buenos Aires ihre Spuren hinterlassen. Die Pracht vergangener Tage sieht aus wie ein ungepflegter Gebrauchtwagen. Doch manche Stadtteile trotzen dem Verfall. Mit Farbe und Stil. Pablo bringt uns zu einem seiner Lieblingsplätze, nach Palermo Soho. Einem neuen Szeneviertel, das dem New Yorker Vorbild alle Ehre macht. Hippe Läden, nette Straßencafés, junge Leute in coolen Klamotten. So ein Kiez in Hamburg, Berlin, München wäre ein Selbstläufer, natürlich mit gnädiger Unterstützung der argentinischen Sonne. Wir haben 28 Grad im Schatten. Es ist Frühsommer. Bernhard, der tanzende Ingenieur, genießt diese neue Welt bei einem kühlen Drink. Seine Füße folgen unterm Tisch einem imaginären Takt. Er könnte schon wieder.