Phoenix Top-Liner 8900: Wohnmobil-Test
Dank Luftfederung schwebt der Phoenix wie ein fliegender Teppich

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Auf dem Chassis des neuen MAN TGL entstehen in Aschbach wahre Verwöhnmobile. AUTO BILD REISEMOBIL schwebt eine Runde mit dem Phoenix Top-Liner 8900!
Bild: Jochen Gerhardt / AUTO BILD
Albus Dumbledore, der beliebte Zauberer aus der Harry-Potter-Saga, hat auch einen Phönix. Der heißt Fawkes und ist mit seinem goldroten Gefieder nicht nur schön anzusehen, sondern auch ein sehr treues Haustier. Und er kann, wie Dumbledore weiß, immens schwere Lasten tragen.
Goldrot ist der Phoenix, den wir an diesem sonnigen Wintertag in Oberfranken fahren, zwar nicht. Aber schweben kann auch er – dank Luftfederung. Ebenso ist er sehr treu – der selbsttragende Aufbau kommt mit zehn Jahren Dichtigkeitsgarantie. Und schwere Lasten sind für ihn ein Klacks, das Chassis stammt vom MAN TGL.
Dieser Phoenix heißt mit vollem Namen Top-Liner 8900 BM-MB. Er gehört damit zur zweitgrößten Baureihe des Herstellers und hat ein mittig im Heck stehendes Queensbett. Davor eröffnet sich seinen Bewohnern ein großzügiges Raumbad mit Duschkabine über Eck, Waschtisch, Festtank-WC (2390 Euro) und Wäscheschrank. Der ist hier passend platziert, weil sich das Bad nach vorne und hinten schließen lässt und so auch als Ankleide dient.
Weiter in Fahrtrichtung folgt die Küche. Deren Highlight ist, im wahren Wortsinn, die beleuchtete Acrylglasrückwand (450 Euro), die die Arbeitsfläche aus Mineralstoff so richtig schön zum Schimmern bringt. Den Übergang zum Cockpit schließt dann eine große L-Sitzgruppe, die die luftgefederten Pilotensessel einbindet.
Phoenix Top-Liner 8900: viel Liebe zum Detail
Das ist er: Vor allem stabil. Wo immer der kritische Blick bei diesem Wohnmobil hinfällt, was die Hände auch berühren – es wirkt massiv. Im doppelten Boden sind Wasserleitungen verlegt, die mit denen einer Hausinstallation vergleichbar sind. Die 4,2 Zentimeter starken Alu-PU-Sandwichplatten sind an entscheidenden Stellen edelstahlbewehrt.
Homogene Spaltmaße außen wie innen zeugen von Liebe zum Detail. Und am Mobiliar fallen dicke Multiplexplatten mit Aluprofilen angenehm auf, was allerdings zu erwarten ist: Die Firmengründer Johannes und Oliver Schell sind Schreinermeister mit jahrzehntelanger Reisemobilerfahrung. Auch deswegen ist die Erfüllung von Sonderwünschen für den seit 1997 existierenden Familienbetrieb keine große Sache.

Sieht lässig aus? Ist es auch: Trotz seiner Größe bietet der Liner überraschend zuvorkommendes Handling und ebensolchen Komfort.
Bild: Jochen Gerhardt / AUTO BILD
Passenderweise wurde der bei der Aufbaukonstruktion betriebene Aufwand kürzlich von Chassislieferant MAN geadelt: Deren derzeit gültige Aufbaurichtlinien und -normen sind bei Phoenix alle auditiert. Daneben gibt es auch Iveco-Basisfahrzeuge, bei Alkoven (auf die das Gros der Phoenix-Produktion entfällt) steht zudem der Mercedes Sprinter zur Auswahl.
Wohngefühl wie in einem Haus
Das hat er: Eigentlich alles, was ein Haus auch hat. Nur sind unten Räder dran. Über denen befindet sich ein abgesenkter Rahmen, auf dem der 38,5 Zentimeter hohe Doppelboden beginnt. Darin ist viel Technik untergebracht, aber auch Stauraum – alles über Außenklappen leicht zugänglich. Aus der Heckstoßstange lässt sich ein versteckter Grundträger für Zweiräder ziehen.

Himmel- oder Hubbett? Sehr komfortabel jedenfalls. Und ausziehbar!
Bild: Jochen Gerhardt / AUTO BILD
Der durchgehend ebene Laufboden besteht aus glasfaserverstärkten Wabenplatten, belegt mit PVC in Eichendekor. Passend gekettelte Teppiche liegen zudem lose bei. Besonders angenehm und edel wirkt der atmungsaktive Stoff, mit dem Wände und Decke bezogen sind – und der abgehängte Baldachin, in dem Spots und indirekte Beleuchtung formschön installiert sind.
Vorderes Hubbett bis auf 1,40 Meter Breite ausziehbar
Die Betten warten mit viscoelastischen Schaumstoffmatratzen auf, das vordere Hubbett (2860 Euro) ist auf 1,40 Meter Breite ausziehbar. Und während ohnehin überall im Aufbau Konvektoren der Alde-Warmwasserheizung verteilt sind, gibt es im Bad zusätzlich noch einen Handtuchheizkörper.
Technische Daten
Phoenix Top-Liner 8900 | |
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Motorisierung | MAN TGL 8.220 |
Leistung | 162 kW (220 PS) bei 2300 U/min |
Hubraum/Drehmoment | 4578 cm3/850 Nm bei 1400 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 100 km/h (> 3,5 t) |
Getriebe/Antrieb | Sechsgang automatisiert/Hinterrad |
Tankinhalt/Kraftstoffsorte | 180 l/Diesel + 35 l AdBlue |
Länge/Breite/Höhe | 9050/2450/3480 mm |
Radstand/Bereifung | 4500 mm/235/75 R 17,5 |
Leergew. fahrbereit/Zuladung (Testmobil) | 6885/605 kg |
Anhängelast (gebremst/ungebremst) | 3500/750 kg |
Material Wand/Dach/Boden | Alu/Alu/GFK |
Stärke Wand/Dach/Boden | 42/42/42 mm |
Isolierung Wand/Dach/Boden | PU/PU/PU |
Liegefläche Heck L x B | 2000 x 1500 mm |
Liegefläche Hubbett L x B | 2000 x 1200-1400 mm |
Kühlschrank/Eisfach | Kompressor, 195/44 l |
Herd | Gas, 2 Flammen/Induktion 1 Flamme |
Bordbatterie | 2x LiFe, 12 V/210 Ah |
Frisch-/Grau-/Schwarzwassertank | 230/230/230 l |
Gasvorrat/Heizung | 2 x 11 kg/Alde 3020 HE + Eberspächer Warmwasser-Standheizung |
Preis/Testwagenpreis | ab 312.300 Euro/416.658 Euro |
In der ausgewachsenen Küche lassen sich auch mehrgängige Diners zaubern, wobei ein thermostatisch geregelter Dachlüfter allzu appetitanregende Gerüche zuverlässig abführt. Damit dem nicht so schnell der Saft ausgeht, sind zwei 210-Ah-Gelakkus serienmäßig – überwacht von hochwertigen Votronic-Komponenten.
In unserem Testwagen war das LI-Power-Paket mit zwei 210-Ah-Lithium-Ionen Akkus inklusive Wechselrichter und zusätzlichen Steckdosen ein gebaut (11.250 Euro), das die Unabhängigkeit nochmals erhöht.
So fährt er: Es ist eher ein Schweben, wir hatten's ja bereits. Durch die fein ansprechende Hinterachs-Luftfederung und den komfortablen Schwingsitz fühlt sich die Maschinerie auf den ersten Metern etwas entkoppelt an, was sich aber fix legt und – der guten Übersichtlichkeit, großer beheizter Spiegel und Fensterflächen sei Dank – viel Vertrauen aufkommen lässt. Dabei helfen optional auch die von kleineren Mobilen bekannten Assistenzsysteme wie Abstandsregeltempomat oder automatisiertes Getriebe.
Fazit
So ein Phoenix ist schon was Besonderes. Nicht effekthascherisch, sondern mit liebevoller Machart, Solidität und auf größte Gemütlichkeit abgestimmtem Interieurdesign weiß er zu überzeugen. Schade, dass wir seine Treue nicht ganz lange testen konnten.
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