Pilote Aventura G 600 LPA: Wohnmobil-Test
Gebrauchtes Pilote-Wohnmobil im Check

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Kaum breiter als ein Kastenwagen, dennoch sehr individuell, zielte der vollintegrierte Pilote G 600 LPA auf die Nische. Ist er gebraucht ein guter Kauf?
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Das ideale Standardformat gibt es im Reisemobilbau bis heute nicht. Umso spannender ist es zu sehen, in welchen Nischen selbst renommierte Firmen wie die französische Firma Pilote in den letzten Jahrzehnten einen Markt erspürten. Der hier getestete Pilote Aventura G 600 LPA gehört mit Sicherheit zu den kleinsten vollintegrierten Wohnmobilen am Markt.
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Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Nach gut zwölf Jahren und 74.500 Kilometern ruft die Wohnmobil-Galerie aus dem schleswig-holsteinischen Hohenaspe 39.900 Euro auf. Was darf man für dieses Geld erwarten?
Pilote Aventura: für einen Vollintegrierten ungewöhnlich kompakt
Das ist er: Ein kompaktes Kerlchen. Sechs Meter Länge und 2,05 Meter Breite sind für einen Vollintegrierten ungewöhnlich moderat. Böse Zungen könnten behaupten, dass das Seitenprofil grob an UPS-Auslieferungsfahrzeuge oder amerikanische Eiswagen erinnert. Doch die steilen, mit Styrofoam gedämmten GFK-Sandwich-Außenwände haben auch messbare Vorzüge: Insbesondere in der vorderen Reihe fühlt sich der Pilote dank seiner XL-Panorama-Frontscheibe ein wenig nach Liner an. Dabei ist sein Zuschnitt deutlich volkstümlicher.

Trotz der geringen Breite von 2,05 Metern ist das Raumgefühl angenehm.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Als Technikspender dient die beliebte Sevel-Transporterbaureihe, ein 131 PS starker Common-Rail-Turbo-Diesel sorgt für ausreichenden Vortrieb. Als klassischer 3,5-Tonner spricht der Pilote ohnehin speziell Fahrer mit Pkw-Führerschein der Klasse B an.
Der Grundriss ist auf zwei Personen ausgelegt
Das hat er: Zwölf Jahre und 74.500 Kilometer auf dem Buckel. Diese stellen durch einen offenkundig sorgfältigen Vorbesitzer und eine gründliche Aufbereitung durch den Händler jedoch kein Problem dar. Wir entdecken weder Feuchtigkeitsschäden noch rissige Nahtabdichtungen oder auffällige Gerüche.
Die konsequente Auslegung auf zwei Reisende tut dem Grundriss gut, die Innenstehhöhe beträgt volle zwei Meter. Im Bug über den Vordersitzen, wo theoretisch Raum für ein Hubbett wäre, befindet sich lediglich ein mittig montiertes, offenes Regal. Die Sitzgruppe bietet bei gedrehten Vordersitzen bis zu fünf Personen bequeme Sitzgelegenheiten, was gemütliche Spieleabende und gemeinsame Essen bei schlechtem Wetter problemlos ermöglicht.
Ob die gut erhaltenen Polster des Typs "Ganache" und das helle Furnierholzmobiliar dem heutigen Massengeschmack entsprechen, ist zumindest diskussionswürdig. Zwiespältig fällt der Eindruck im Fahrzeugheck aus. Auf der Fahrseite ist längs ein 130 Zentimeter breites und nur 190 Zentimeter langes französisches Bett als Schlafabteil für zwei Personen verbaut. Der flache Stauraum darunter ist durch eine Klappe auch von außen zugänglich.
Abstriche bei Küche und Bad
Beim sich nach hinten verjüngenden Küchenblock drängt sich trotz vollwertiger Einbaugeräte stets der Eindruck eines Provisoriums auf: Nutzt man Spülbecken oder Gaskochfeld, fühlt man sich zwangsläufig eingeengt durch das gegenüberliegende Bett, die Schränke sowie die benachbarte Tür zum schlauchförmigen Badabteil. Letzteres sollte aufgrund seiner schmalen Bauform ohnehin eher als Gelegenheitslösung eingeplant werden.

Im Heck-Längsbett können zwei nicht zu große Personen nächtigen.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Positiv ist, dass der Vorbesitzer etliche Extras zusätzlich spendierte: Neben einer großen Markise hat der Pilote einen großen Heckträger, ein Infotainmentsystem mit Google Maps und Freisprecheinrichtung sowie eine Solaranlage für höhere Autarkie mit an Bord. Eine automatische Satellitenanlage garantiert außerdem gute Unterhaltung an langen Abenden auf dem Stell- oder Campingplatz.
Moderate Breite ist auf schmalen Straßen ein Vorteil
So fährt er: Zwölf Jahre merkt man diesem Pilote keinesfalls an. Das Fahrwerk ist polterfrei, die Bremse spricht ohne zu rubbeln an. Mit dem 2,3 Liter großen Common-Rail-Turbodiesel ist man ausreichend motorisiert, um größere Autobahndistanzen mit Tempo 120 zu absolvieren, ohne dass dabei die Dieselabrechnungen zu große Löcher in die Urlaubskasse reißen.
Spätestens wenn die Straßen schmaler werden, freut man sich außerdem über die vergleichsweise moderate Fahrzeugbreite von nur 2050 Millimetern: Seine überdurchschnittlich gute Handlichkeit und die Klimaanlage im Fahrerhaus machen den Pilote auch für Städtetouren in Südeuropa empfehlenswert. Und wenn der Routenverlauf mal unklar ist, freut man sich über das vor nicht allzu langer Zeit nachgerüstete Infotainmentsystem mit Google Maps.
Technische Daten
Pilote Aventura G 600 LPA | |
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Motorisierung | Vierzylinder-Turbo/vorn quer |
Leistung | 96 kW (131 PS) bei 3600/min |
Hubraum | 2287 cm3 |
Drehmoment | 320 Nm bei 2000/min |
Höchstgeschwindigkeit | 145 km/h |
Getriebe/Antrieb | Sechsgang man./Vorderrad |
Tankinhalt/Kraftstoffsorte | 90 l/Diesel |
Länge/Breite/Höhe | 6000/2050/2750 mm |
Radstand/Bereifung | 3800 mm/215/70 R 15 C |
Leergew. fahrbereit/Zuladung (Testmobil) | 2855/645 kg |
Anhängelast (gebremst/ungebremst) | 2000/750 kg |
Material Wand/Dach/Boden | GFK/GFK/GFK |
Liegefläche Heck L x B | L x B 1900 x 1300 mm |
Kühlschrank/inkl. Eisfach | 97 l/– |
Herd | 2 Flammen, Gas |
Bordbatterie | 12 V/105 Ah |
Frisch-/Abwassertank | 100/95 l |
Gasvorrat/Heizung | 2 x 11 kg/Truma |
Testverbrauch | 10,5 Liter D/100 km |
Neupreis (2010, inklusive Extras) | ca. 62.000 Euro |
Fazit
Wer ein Mobil für zwei sucht und sich nicht zwischen Kastenwagen und Vollintegriertem entscheiden kann, für den ist der Pilote spannend. Mankos sind der hinten enge Grundriss und die betagte Innenoptik.
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