Oha, was war das denn für ein Einstand für den Porsche 911 GT3 RS? Erster Vergleich und gleich mal Platz zwei – oder wie man in Zuffenhausen wohl sagen würde: first loser! Okay, die Schlappe gegen den AMG kann man sicherlich mal hinnehmen; so ein GT R ist schließlich kein Nasenbohrer vor dem Herrn. Was aber de facto schmerzte, war der indirekte Abgleich zum zivileren GT3. Denn der hatte den Sachsenring einst keine drei Zehntel langsamer umrundet.

Auf den richtigen Sohlen wird der GT3 RS zum Racingtool

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Video: Porsche 911 GT3 RS (2018)

GT3 RS knackt Rekord

Ja, richtig gelesen, keine 0,3 Sekunden. Kennen Sie das, wenn man sich den Allerwertesten mal so richtig aufreißt und am Ende trotzdem nicht mehr als ein schmachvolles "Ist das alles?" dabei herausspringt? Nun, ohne den GT3 RS jetzt in Schutz nehmen zu wollen, aber die 1:31,05 Minuten waren bestimmt nicht alles, was er auf seinen Serienreifen zu leisten vermag. Zum einen bewegt sich der gesamte Elfer-Clan mittlerweile in derart elitären Regionen, dass es immer mehr auf Feinheiten ankommt. Und zu diesen Feinheiten gehören halt auch die Bedingungen, die im Falle des GT3 einst deutlich besser waren. Kühlere Witterung, mehr Runden zum Einschießen. Zum anderen musste der RS direkt nach seiner Vergleichsrunde auch noch schnell umsatteln: auf seinen Optionsreifen, auf dem er hier und jetzt seinen Supertest bestreitet.

Die Aerodynamik sollte auf den Reifen abgestimmt werden

Porsche 911 GT3 RS
Luftleitwerk: Für die Runden auf dem Sachsenring bekommt der Porsche die volle Packung Abtrieb.
Nun könnte man natürlich hergehen und das einstellbare Gewindefahrwerk mit all seinen spielfreien Uniball-Gelenken auf die Anforderungen der jeweiligen Pneus einjustieren – diese Möglichkeit bietet einem jedes GT-Modell aus Zuffenhausen. In unserem Fall blieb jedoch schlicht keine Zeit, um Spur, Sturz sowie die Höhe bedarfsgerecht zu optimieren. Heißt also: Der Porsche hat beide Runden mit ein und demselben Set-up bestritten; und dieses scheint eher auf den optionalen Michelin Cup 2 R eingestellt gewesen zu sein. Nur in einem Punkt haben wir nachjustiert, und zwar bei der Aerodynamik, die analog zu den beiden Reifen eingestellt wurde. Heißt: Der Serienpneu ging mit flacher Flügelstellung auf die Runde, während der – O-Ton Porsche – "Rundstreckenreifen mit Straßenzulassung" nun die volle Packung Abtrieb bekommt. Zwei Dinge, die sich in diesem Zusammenhang zu erwähnen lohnen: Zum einen lässt sich der Flügel im Vergleich zum GT2 RS einen Tick steiler stellen, sodass der GT3 RS denselben Maximalabtrieb erreicht – trotz seiner fast 30 km/h niedrigeren Vmax.Zum anderen: Auch wenn das monumentale Arschgeweih anderes vermuten lässt, so drückt die Luft beileibe nicht nur auf den Hintern. Dank der vorderen Radhausentlüftungen sowie der verbreiterten Bugspoilerlippe entfällt rund ein Drittel des Gesamtabtriebs auf die Vorderachse. Zum Verständnis: Das entspricht bei Tempo 300 rund 150 Kilo, die die chronisch leichte Front beschweren.
Alle Details zum Supertest des Porsche 911 GT3 RS finden Sie in der Bildergalerie.

Von

Manuel Iglisch