Porsche 911 Sport Classic: Test, Motor, Preis
Und ewig lockt der Entenbürzel: Porsche 911 Sport Classic im Test

—
Zum 50. Jubiläum des Carrera 2.7 baut Porsche einen weiteren Elfer mit Bürzel: den 992 Sport Classic. AUTO BILD hat den Sportler getestet.
Bild: Markus Werner / AUTO BILD
Pünktlich zum runden Geburtstag des Carrera 2.7 legt Porsche den Bürzel neu auf – und das erstmals seit 2009, als die auf 250 Exemplare limitierte Sonderserie des 997.2 innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war. Den Neuen gibt es ebenfalls mit durchnummerierter Plakette, die endet aber erst bei 1250 Stück – also der fünffachen Auflage des Vorgängers.
Dafür dürfen sich 992-Sport-Classic-Kunden mit mehr Technik für die geringere Exklusivität entschädigt fühlen, denn der Neue basiert nicht auf dem Carrera, sondern auf dem Turbo. Und wie geht das jetzt mit den klassischen Attributen Heckantrieb und Handschalter zusammen? Ganz einfach, wie beim GTS: Der nutzt auch viele Fahrwerkskomponenten vom Turbo – etwa die stets über eine Helperfeder vorgespannte Hinterachskonstruktion. Den GTS gibt es sowohl handgeschaltet als auch allradbefreit.

Klassische Zutaten: Der Sport Classic basiert auf dem Turbo, kommt aber mit Heckantrieb und manuellem Schaltgetriebe.
Bild: Markus Werner / AUTO BILD
Alles ist Serie, was gut und teuer ist
Beim Look des Sport Classic greift Porsche aber auf Turbo-Schürzen zurück. Im Grunde ist er also ein Mischmasch aus beidem – ein fein komponierter, wohlgemerkt. Das zeigt sich auch an den technischen Spielereien, denn hier ist nahezu alles Serie, was gut und teuer ist: Das zehn Millimeter tiefere Sportfahrwerk mit aktiver PDCC (vom großen Bruder) und die Sportabgasanlage gehören zum Serienumfang, auch Hinterachslenkung, Vorderachs-Liftsystem und die Keramikbremsanlage sind stets mit dabei.
Fahrzeugdaten
Modell | Porsche 911 Sport Classic |
---|---|
Motor Bauart/Zylinder | 6-Zylinder-Boxer, Biturbo |
Einbaulage | hinten längs |
Ventile/Nockenwellen | 4 pro Zylinder/4 |
Nockenwellenantrieb | Kette |
Hubraum | 3745 cm³ |
kW (PS) bei 1/min | 405 (550)/6750 |
Nm bei 1/min | 600/2000-6000 |
Vmax | 315 km/h |
Getriebe | 7-Gang manuell |
Antrieb | Heckantrieb |
Bremsen vorn/hinten | 410/390 mm innenbelüftet & gelocht |
Testwagenbereifung | 255/35 R20 – 315/30 R21 |
Reifentyp | Pirelli P-Zero (NA1) |
Radgröße | 9,5 x 20” – 12,0 x 21” |
Abgas CO2 | 285 g/km |
Verbrauch* | 12,6 l |
Tankinhalt | 67 l |
Kraftstoffsorte | Super Plus |
Ottopartikelfilter | ja |
Vorbeifahrgeräusch | k. A. |
Anhängelast gebr./ungebr. | – |
Stützlast | – |
Kofferraumvolumen | 132–396 |
Länge/Breite/Höhe | 4535/1900–2024**/1299 mm |
Radstand | 2450 mm |
Testwagenpreis*** (wird gewertet) | 281.758 Euro |
Optisch fallen neben dem Bürzel die beiden typischen Höcker im Dach sowie die anders gestaltete vordere Haube aus Kohlefaser auf. Farblich ist die Präsentationsfarbe Sportgrau exklusiv für den 992 Sport Classic, alternativ gibt es Achatgrau, Schwarz und das von uns gefahrene Enzianblau. Innen fallen zuerst die Sportsitze mit ihren Pepita-Mittelbahnen ins Auge, und auch die Türtafeln sind teils in dem klassischen Stoffmuster bespannt. Dazu gibt es noch diverse golden gehaltene Plaketten und Embleme innen wie außen.

Schade: Porsche hat uns Rundstreckentests mit dem Sport Classic untersagt. Längsdynamisch ist der Elfer aber auch ganz ok.
Bild: Markus Werner / AUTO BILD
Auf die Rennstrecke darf der Elfer nicht
Vom Ritt auf Sachsenring und Contidrom können wir diesmal leider nicht berichten, denn Porsche möchte mit diesem Auto nicht auf die Rennstrecke. Er könnte es freilich, aber das ist eines limitierten Jubiläumsmodells offenbar nicht würdig. Längsdynamik sei aber kein Problem, sagt man uns.
Also: Ab auf unseren Flugplatz zum Messen. Hier zeigt der Sport Classic seine grundlegend gediegenere Abstimmung. 4,1 Sekunden gibt Porsche im Datenblatt an – das ist allerdings nur eine Zehntel schneller als ein C2S mit manuellem Getriebe und Heckantrieb. Das packt unser Testwagen aber locker und schreibt eine glatte 4,0 an.
Also: Ab auf unseren Flugplatz zum Messen. Hier zeigt der Sport Classic seine grundlegend gediegenere Abstimmung. 4,1 Sekunden gibt Porsche im Datenblatt an – das ist allerdings nur eine Zehntel schneller als ein C2S mit manuellem Getriebe und Heckantrieb. Das packt unser Testwagen aber locker und schreibt eine glatte 4,0 an.
Messwerte
Modell | Porsche 911 Sport Classic |
---|---|
Beschleunigung | |
0–50 km/h | 1,8 s |
0–80 km/h | 3,1 s |
0–100 km/h | 4,0 s |
0–130 km/h | 5,9 s |
0–160 km/h | 7,9 s |
0–180 km/h | 9,8 s |
0–200 km/h | 11,7 s |
Viertelmeile | |
0–402,34 m | 11,92 s |
Elastizität | |
60–100 km/h | 3,7/5,7 s (4./5. Gang) |
80–120 km/h | 4,5/6,4 s (5./6. Gang) |
80–120 km/h | 11,6 s (7. Gang) |
Leergewicht/Zuladung | 1557/398 kg |
Gewichtsverteilung v./h. | 38/62 % |
Leistungsgewicht | 2,8 kg/PS |
Wendekreis links/rechts | nicht gemessen |
Sitzhöhe | nicht gemessen |
Bremsweg | |
aus 100 km/h kalt | 30,0 m (12,9 m/s²) |
aus 100 km/h warm | 29,6 m (13,0 m/s²) |
aus 100 km/h warm | 119,2 m (12,9 m/s²) |
Ein Sprintmonster ist der Sport Classic damit aber nicht, obwohl er mit gemessenen 1557 Kilogramm im Vergleich zum 100 Kilogramm schwereren Turbo erstaunlich gut abgespeckt hat. Bei den Elastizitätswerten ist er dagegen wieder voll bei der Musik, obwohl auch hier die Messungen von 60 bis 100 km/h bei anderen Elfern schon mal schneller waren.

Steht wie eine Eins: Aus Tempo 100 braucht der 911 Sport Classic mit seiner Keramik-Bremse 29,6 Meter bis zum Stillstand.
Bild: Markus Werner / AUTO BILD
Die Bremswerte sind überragend
Liegt's an der Übersetzung oder der komfortableren Auslegung? Der Reifen zumindest kann es nicht sein, denn in die andere Richtung überträgt der P-Zero mit Porsche-Kennung die Kräfte hervorragend. 29,6 Meter warm aus 100 km/h und vor allem die 119,2 aus Tempo 200 sind schlicht überragend. Volle Punktzahl in der Bremsenwertung.
Sportwertung
Wertungen | Punkte max. | Porsche 911 Sport Classic |
---|---|---|
Karosserie | 15 | 8 |
Qualität | 10 | 10 |
Sitze/Sitzposition | 25 | 22 |
Ausstattung | 10 | 10 |
Motoreigenschaften | 20 | 18 |
Fahrleistungen | 50 | 40 |
Getriebe/Schaltung | 20 | 17 |
Sound | 10 | 7 |
Fahrkomfort | 10 | 7 |
Fahrsicherheit | 20 | 18 |
Handling | 30 | 25 |
Rundenzeiten | (50) | – |
Lenkung | 20 | 18 |
Bremsen | 30 | 30 |
Unterhalt | 10 | 1 |
Verbrauch | (20) | – |
Preis | 50 | 0 |
Gesamtwertung | 330 | 229 |
Auch Verbrauchswerte hätten wir gern geliefert, aber wir hatten den Testwagen leider nur für anderthalb Tage zur Verfügung – und das weit entfernt von unserer Standard-Verbrauchsrunde. So bleibt nur der Blick auf den Bordcomputer am Ende der Test-, aber vor den Messfahrten. Der zeigt rund einen halben Liter mehr an als versprochen. Gut, könnte sein, dass der Vollgasanteil etwas höher war als in unserem Standardverfahren – ich bekenne mich schuldig. Ist aber auch schwierig, solch ein Traumauto nicht fliegen zu lassen, wenn es geht.
Fahren werde ich den 992 Sport Classic wohl so schnell nicht wieder – höchstens für eine Alt-Neu- Geschichte, wenn Porsche irgendwann ein neues Modell mit Entenbürzel auflegt. Vielleicht ja zum 60. Jubiläum.
Fazit
Über 50.000 Euro teurer als ein Turbo S: Die Argumente für den Sport Classic sind alles andere als rational. Aber seit wann geht es bei derartigen Autos um Vernunft? Die einmalige Kombination aus Motor, Handschalter und Heckantrieb macht ihn so interessant.
Service-Links