Nur einmal angenommen, Walter Röhrl wäre ein ganz normaler Mensch. Nicht dieses Genie auf Rädern. Welches Porsche-Modell würde sich der gute Mann dann wohl unter den Hintern schnallen? Wir glauben: Etwas Puristischeres, Reduzierteres, Sinnlicheres; einen Porsche, der das Erlebnis ganz bewusst über das Ergebnis stellt. Der ein- statt nur anbindet, noch richtig gefahren werden muss, anstatt von sich aus zu performen; und der seinem Fahrer dabei auf den kleinen Finger gehorcht – was, wie der Großmeister gelegentlich zu verstehen gibt, ja eine Art Grundvoraussetzung für die Beziehung zwischen Mensch und Maschine ist. Wie wir darauf kommen? Nun, weil er genau so einen Porsche einst federführend mitentwickelt hat.

Noch immer setzt der Carrera GT die Fahrspaß-Maßstäbe

Porsche Carrera GT
Reine Fahrmaschine: Der Carrera GT verzahnt sich mit seinem Fahrer, agiert messerscharf und präzise.
Einen, von dem gestandene Profis auch heute noch schwärmen, wenn sie über die ultimative Fahrmaschine sinnieren. Der Carrera GT musste keinem Motorsport-Reglement gehorchen und sich selbst auch nie beweisen, sondern konnte ganz bewusst auf das reduziert werden, was es zum ultimativen Autofahren braucht. Dass er ganz nebenbei auch noch raketenschnell wurde, liegt in der Natur seiner Schöpfer, deren Vorlieben ja schon immer recht kompromissloser Art waren. Doch auch wenn der Carrera GT ganz ohne motorsportlichen Hintergrund existieren konnte, so hätte es ihn ohne den Motorsport wohl dennoch nie gegeben. Denn sein Erbgut hätte eigentlich einmal in Le Mans siegen sollen. Das entsprechende Projekt war längst angeschoben, lief sich auf den Rennstrecken dieser Welt warm, als man im letzten Moment den Stecker zog und das Comeback auf Jahre verschob. Zurück blieben ein fertiges Kohlefaserchassis mit ebenfalls kohlegefasertem Aggregateträger sowie ein 5,5 Liter großer V10. Oder anders gesagt: eine perfekte Mittelmotor-DNA, die man letztlich "nur" noch ausformen und auf die Straße bringen musste.
Alle News und Tests zum Porsche Carrera GT

Cayman GT4 und 911 R sind die Reduzierung auf das Wesentliche

Porsche Cayman GT4
Baureihen-Spitze: Der Cayman GT4 hat alles an Bord, was einer guten Performance dienlich ist.
Cayman GT4 und 911 R gingen dagegen als puristische Spitzen jeweils bestehender Modellreihen hervor. Der eine die moderne Mittelmotor-Interpretation des ewig jungen Heckmotor-Klassikers, der andere eine reduzierte Endstufe davon. Augenscheinlich haben sie kaum etwas mit dem Übersportler von einst gemein. Allein schon deshalb, weil sie eben nie am leeren Blatt entstanden. Im Kern aber geht es ihnen um genau dasselbe – die Reduzierung auf das Wesentliche. In einer Zeit, in der Performance nur dann zu zählen scheint, wenn sie sich in möglichst beeindruckenden Zahlen ausdrücken lässt, sind sie die Anachronisten ihrer Zunft. Freigeister, die all den Stammtisch-Schlaubergern keine Nordschleifen-Referenzen aufs Butterbrot schmieren, sondern die sich nur jenen offenbaren, die sie tatsächlich bewegen.
Wie sich die drei Porsche fahren, sehen Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel gibt es als Download im Online-Heftarchiv.

Fazit

von

Manuel Iglisch
Die alte Weisheit, wonach Performance und Fahrspaß direkt proportional zueinander wachsen, scheint ihren Zenit langsam überschritten zu haben – zumindest im Porsche- Universum, wo der Carrera GT genau diesen Zenit markieren dürfte. Er ist Hightech-Waffe und Sittenwächter zugleich; ein Auto, das den Dialog zwischen Mensch und Maschine maximiert, das ebenso fordert wie liefert. Kurz: Er ist die ultimative Fahrmaschine. Anders der Cayman GT4, der aus einem deutlich ungezwungeren Umfeld stammt und seinen Reiz vor allem daraus zieht, dass er sich bis zum absoluten Limit ausreizt. Der 911 R nimmt sich hingegen ganz bewusst zurück; technisch wie aerodynamisch, um seinem Fahrer letztlich umso mehr zu bieten.

Von

Manuel Iglisch