Der Gebrauchtwagen-Test klärt: Wie lange hält ein Porsche Cayenne?
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Die erste Generation des Porsche Cayenne hat das Preistal erreicht. Was taugt das Luxus-SUV zu vierstelligen Preisen? AUTO BILD macht den Test.
Mit den sinkenden Preisen steigt nicht unbedingt die Versuchung. In vielen Fällen setzt sogar eine gewisse Abwehrhaltung ein. Der Schutzmechanismus des Hirns, der über den mittelfristigen Haushalts-Cashflow wacht, regt vor allem diesen einen Gedanken an: Ein Porsche für weniger als 10.000 Euro – das kann doch nicht gutgehen! Und was für ein Porsche dieser Cayenne doch ist. 2002 kam mit der ersten Generation (9PA) Porsches sogenannte "dritte Baureihe". Zuvor gab es ja nur 911 und Boxster. Und nun das erste Serienmodell mit vier Türen. Und das SUV scheute sich nie davor, richtig anzupacken: 3,5 Tonnen Anhängelast, knapp 600 Kilogramm Zuladung im Falle des V8-Saugers, ordentliche Bodenfreiheit (mit Luftfahrwerk fast schon überragend). Allrad war Serie wie auch das Reduktionsgetriebe und das sperrbare Verteilergetriebe zwischen Vorder- und Hinterachse.
Gebrauchtwagen mit Garantie
43.900 €
Porsche Cayenne Diesel /PASM/PCM Off-Road/Pano/BOSE/21'', Jahr 2015, Diesel
Diesel, 6,6 l/100km (komb.), CO2 Ausstoß 175 g/km*
In Kooperation mit
Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Nicht die Fahrleistungen sind das Besondere am Cayenne
Hohe Laufleistungen sind trotz des hohen Verbrauchs bei starken Cayenne-Benzinern keine Seltenheit.
Beachtlich, doch der Grund, warum sich der Cayenne vom Start weg so hervorragend verkaufte, liegt in einem überraschenden Widerspruch: Das dicke SUV fuhr sich wie ein Porsche! Das lässt sich auch heute noch nachvollziehen. Mit dem V8-Sauger ist der knapp 2,5 Tonnen schwere Cayenne zwar alles andere als übermotorisiert. Zumindest nicht in der Porsche-Welt. Knapp sieben Sekunden auf 100 km/h und über 240 Sachen Spitze sorgen aber auch heute noch für anerkennendes Nicken bei der Testfahrt. Es geht noch deutlich schneller, nämlich in den bis zu 521 PS starken Turbomodellen. Die Fahrleistungen sind es aber gar nicht, die das Porschige im Cayenne ausmachen. Es ist die Art und Weise, wie agil das moppelige Bürschchen einlenkt, wie exakt der Druckpunkt der Bremse und wie dynamisch und gleichzeitig unaufgeregt das Fahrwerk ausgelegt ist. Insbesondere mit dem Luftfahrwerk beherrscht der Cayenne Komfort und Sport gleichermaßen. Gerüchten zufolge gab es zu jener Zeit Entwickler in Zuffenhausen, die bei der Ankündigung des Cayenne bereit waren, ihren Job an den Nagel zu hängen. Angewidert von der Vorgabe, einem Trumm auf Touareg-Basis das Porsche-Emblem auf die Motorhaube (vorn!) zu kleben. Doch statt hinzuschmeißen packte sie dann doch der Ehrgeiz: "Steht Porsche drauf, dann muss er sich auch so fahren!" Und das tat er dann auch.
Drei der Extras können zur kostspieligen Angelegenheit werden
Die Luftfederung kann ein teures Ärgernis werden: Je nach Qualität kostet ein Federbein 500 bis 1200 Euro, der Kompressor 400 bis 1900 Euro – ohne Einbau.
Unser gut ausgestattetes Modell aus 2004 verbrachte die letzten 140.000 Kilometer in einer Hand und ist in technischer Hinsicht gepflegt. Der Vorbesitzer setzte den Porsche häufig als Zugwagen für einen Pferdeanhänger ein und kam laut eigener Aussage im Schnitt mit etwa 15,5 Litern Verbrauch aus. Allerdings hat der Wagen mit der optionalen Luftfederung (beim Turbo Serie), Xenonlicht und Keyless Entry gleich drei potenziell kostspielige Extras, wenn es dort zu Schäden kommt. Auf der Probefahrt bei den Xenonscheinwerfern darauf achten, ob die automatische Leuchtweitenregulierung funktioniert: Heck belasten und horchen, ob die Stellmotoren im Scheinwerfer aktiv werden. Alternativ an einer Wand prüfen, ob die Leuchthöhe korrigiert wird. Funktioniert das Keyless-go-System nicht, hat häufig das Steuergerät abgedankt. Das Siemens-Teil ist baugleich für den Touareg, muss daher nicht unbedingt im Porsche-Zentrum gekauft werden. Beim Luftfahrwerk kann es zu Schäden kommen, wenn die Werkstatt das System vor dem Anheben auf der Bühne nicht in den Wartungsmodus gebracht hat. Sobald die Sensoren die zur Einstellung abweichende Höhe registrieren, pumpt der Kompressor vergeblich gegen an und kann dabei überhitzen.
Der V8-Sauger stellt einen guten Kompromiss dar
Kolbenkipper? Kommt vor, doch es gibt den kompletten Motor noch als Ersatzteil – für 36.628 Euro! Der Einbau dauert knapp neun Stunden.
Bei der Wahl des Motors kommt man um einen Benziner nicht herum, zumindest wenn es ein günstiges Vor-Facelift-Modell (bis 2007) sein soll. Und da ist der V8-Sauger ein guter Kompromiss. Frühe Modelle waren anfällig für Kolbenkipper, es gibt aber auch jede Menge Fahrzeuge, die 350.000 Kilometer und mehr auf dem Buckel haben. Etwas tückisch ist die oft undichte Wasserleitung im V des Achtzylinders. Zudem sorgen defekte Zündspulen für kaum wahrnehmbare Zündaussetzer, wodurch unverbrannter Kraftstoff die teuren Katalysatoren killen kann. Der VR6 mit 3,2 Litern wirkt mit seinen 250 PS etwas überfordert und hält sich beim Durst im Vergleich zum V8 nicht nennenswert zurück. Sparsam ist zwar der Diesel, ein 3.0 TDI V6 aus dem VW-Regal mit 239 PS. Der kam erst 2009 und war bis zum Dieselskandal ein sehr gefragter Antrieb und entsprechend teuer. Gleich alte Turbomodelle mit vergleichbarer Laufleistung gab es für deutlich weniger Geld. Inzwischen sind die Preise aber stark gefallen, sodass sich für 14.000 Euro brauchbare Angebote finden. Der Turbo ist zwar immer noch billiger (ab etwa 10.000 Euro), doch der Mehrverbrauch ist immens: Weniger als 20 Liter Super Plus sind im Alltag kaum darstellbar. Am Ende bleibt gesunde Skepsis, der Schutzmechanismus des Hirns ist nach der kritischen Auseinandersetzung nicht mehr ganz so scharf gestellt. Und das liegt auch daran: Im Alter wird sogar so ein Porsche Cayenne sympathisch!
Bildergalerie
Gebrauchtwagen-Test Porsche Cayenne
Fazit von Stefan Novitski: Dass am Cayenne teure Reparaturen lauern können, ändert nichts an der Tatsache, dass das Luxus-SUV zu den besonders soliden Typen gehört. Tatsächlich befinden sich unter den Angeboten unter 10.000 Euro auch brauchbare Modelle. Urteil: 3,5 von fünf Punkten.
2002 kam mit dem Cayenne Porsches sogenannte "dritte Baureihe" auf den Markt. Mittlerweile hat die erste Generation (9PA) das Preistal erreicht. Unser Cayenne S aus 2004 hat 242.000 km auf der Uhr stehen und soll schmale 7900 Euro kosten. Da stellt sich die Frage: Ein Porsche für weniger als 10.000 Euro – kann das gutgehen?
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Das SUV scheute sich nie davor, richtig anzupacken: 3,5 Tonnen Anhängelast, knapp 600 Kilogramm Zuladung im Falle des V8-Saugers, ordentliche Bodenfreiheit (mit Luftfahrwerk fast schon überragend). Allrad war Serie wie auch das Reduktionsgetriebe und das sperrbare Verteilergetriebe zwischen Vorder- und Hinterachse.
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Doch der Grund, warum sich der Cayenne vom Start weg so gut verkaufte, liegt in einem Widerspruch: Das dicke SUV fuhr sich wie ein Porsche! Mit dem V8-Sauger ist der knapp 2,5 Tonnen schwere Cayenne zwar alles andere als übermotorisiert. Knapp sieben Sekunden auf 100 km/h und über 240 Sachen Spitze sorgen aber auch heute noch für anerkennendes Nicken.
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Die Fahrleistungen sind es aber gar nicht, die das Porschige im Cayenne ausmachen. Es ist die Art, wie agil das Moppelchen einlenkt, wie exakt der Druckpunkt der Bremse und wie dynamisch und gleichzeitig unaufgeregt das Fahrwerk ausgelegt ist. Insbesondere mit dem Luftfahrwerk beherrscht der Cayenne Komfort und Sport gleichermaßen.
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Unser gut ausgestattetes Modell von 2004 verbrachte die letzten 140.000 Kilometer in einer Hand und ist in technischer Hinsicht gepflegt. Der Vorbesitzer setzte den Porsche häufig als Zugwagen für einen Pferdeanhänger ein und kam laut eigener Aussage im Schnitt mit etwa 15,5 Litern Verbrauch aus.
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Allerdings hat der Wagen mit der optionalen Luftfederung (beim Turbo Serie), Xenonlicht und Keyless Entry gleich drei potenziell kostspielige Extras, wenn es dort zu Schäden kommt. Auf der Probefahrt bei den Xenonscheinwerfern darauf achten, ob die automatische Leuchtweitenregulierung funktioniert: Heck belasten und horchen, ...
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... ob die Stellmotoren im Scheinwerfer aktiv werden. Alternativ an einer Wand prüfen, ob die Leuchthöhe korrigiert wird. Funktioniert das Keyless-go-System nicht, hat häufig das Steuergerät abgedankt. Das Siemens-Teil ist baugleich für den Touareg, muss daher nicht unbedingt im Porsche-Zentrum gekauft werden.
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Beim Luftfahrwerk kann es zu Schäden kommen, wenn die Werkstatt das System vor dem Anheben auf der Bühne nicht in den Wartungsmodus gebracht hat. Sobald die Sensoren die zur Einstellung abweichende Höhe registrieren, pumpt der Kompressor vergeblich gegen an und kann dabei überhitzen.
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Einen Defekt am Kardanwellengelenk erkennt man am Brummen, kostet etwa 300 Euro.
Blick auf den Arbeitsplatz: Das Cockpit der ersten Cayenne-Generation ist mit Knöpfen übersät. Selten: Achtzylinder-Modelle gab es auch als Handschalter.
Bei der Wahl des Motors kommt man um einen Benziner nicht herum, zumindest wenn es ein günstiges Vor-Facelift-Modell (bis 2007) sein soll. Und da ist der V8-Sauger ein guter Kompromiss. Frühe Modelle waren anfällig für Kolbenkipper, es gibt aber auch jede Menge Fahrzeuge, die 350.000 Kilometer und mehr auf dem Buckel haben. Etwas tückisch ...
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... ist die oft undichte Wasserleitung im V des Achtzylinders. Zudem sorgen defekte Zündspulen für kaum wahrnehmbare Zündaussetzer, wodurch unverbrannter Kraftstoff die teuren Katalysatoren killen kann.
Der VR6 mit 3,2 Litern wirkt mit seinen 250 PS etwas überfordert und hält sich beim Durst im Vergleich zum V8 nicht nennenswert zurück. Sparsam ist zwar der Diesel, ein 3.0 TDI V6 aus dem VW-Regal mit 239 PS. Der kam erst 2009 und war bis zum Dieselskandal ein sehr gefragter Antrieb und entsprechend teuer. Inzwischen sind die Preise aber stark gefallen.
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Der Turbo ist zwar immer noch billiger (ab etwa 10.000 Euro), doch der Mehrverbrauch ist immens: Weniger als 20 Liter Super Plus sind im Alltag kaum darstellbar. Grundsätzlich wichtig beim Kauf: ein reparaturfreudiger Vorbesitzer. Denn kleine offene Baustellen, etwa verschlissene Antriebsmanschetten, gehen schon richtig ins Geld.
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Fazit von Stefan Novitski: Dass am Cayenne teure Reparaturen lauern können, ändert nichts an der Tatsache, dass das Luxus-SUV zu den besonders soliden Typen gehört. Tatsächlich befinden sich unter den Angeboten unter 10.000 Euro auch brauchbare Modelle. Urteil: 3,5 von fünf Punkten.
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Zum Abschluss zeigen wir Ihnen noch drei mögliche Alternativen zum Porsche Cayenne. Vorschlag Nummer eins: Ein Audi Q7 4.2 FSI (350 PS) aus dem Jahr 2006 ist ab 9000 Euro zu haben. Urteil: vier von fünf Punkten.