Easy Rider sieht irgendwie anders aus: Dennis Hopper und Peter Fonda auf Harleys in der Wüste – das ist Biker-Romantik pur. Ich aber sitze auf einem Motorroller hinter einer großen Kunstoffverkleidung. Mein Gefährt hat vier Räder, kann nicht umkippen, darf mit dem Pkw-Führerschein gefahren werden, will aber trotzdem gefühlsechtes Motorrad-Vergnügen rüberbringen. Nie und nimmer! Vorurteile sitzen bekanntlich tief.

Ab Tempo 80 umweht den Quadro4 Motorrad-Charme

Quadro4
Motorradspaß mit Auto-Führerschein: der Quadro4 auf der Suche nach der nächsten scharfen Kurve.
Entsprechend unspektakulär beginnt meine Testfahrt: Aufsitzen, Motor starten und rechten Griff drehen – mit typischem Einzylinder-Geschnatter schiebt der Quadro4 nach vorn. Schalten brauche ich nicht. Der 350-Kubikzentimeter-Motor liefert seine 29 PS an ein stufenloses Variomatic-Getriebe (CVT), das den Roller auf 130 km/h beschleunigt. Aber schon bei Tempo 80 drückt der Wind von vorn kräftig. So kräftig, dass ich mich flacher mache. Sofort wird der Roller noch schneller. Also weniger Gas, aufrecht sitzen und genießen. Klasse, jetzt weht mir tatsächlich ein Hauch von großer Biker-Freiheit um die Nase. Und das ohne Motorradführerschein. Möglich machen das die Spurweiten des Quadro4. Vorn hat er 550 Millimeter – ab 460 Millimeter gelten Kraftfahrzeuge als dreirädrige Pkw und dürfen mit der Auto-Fahrerlaubnis bewegt werden.

Interesse weckt der Quadro4 auch bei waschechten Bikern

Quadro4
Bestaunt am Bikertreff: Der Quadro4 ist nicht genau das, auf dem man mit Kutte eine gute Figur macht.
Der Plastik-Look des Quadro4 wird vor allem gusseiserne Motorradfahrer erschaudern lassen. Aber was soll's? Das Ding macht Spaß. Besonders wenn es um enge Kurven geht. Denn in die legt sich der Quadro4 elegant und sicher mit seiner ausgeklügelten Neigetechnik namens "Hydraulic Tilting System". Dabei sorgen drei miteinander verbundene, öl- und gasgefüllte Zylinder dafür, dass der Roller nicht nur in der Längsachse stabil bleibt, sondern sich auch bei sehr langsamen Tempo sicher bis zu 45 Grad auf die Seite legen kann. Das schafft kein Motorrad. Alle Räder haben den gleichen Anpressdruck. In Schräglage fließt Öl durchs System und erzeugt eine stabilisierende Trägheit, die selbst Anfängern spektakuläre Fahrmanöver ermöglicht. Die soll mir so ein Evel Knievel mit seinem Feuerstuhl erst mal nachmachen. Entsprechend beeindruckt fällt das Nicken der Kutten am Biker-Imbiss aus. Das bezieht sich wohl eher auf die innovative Fahrwerktechnik als auf die Optik des Quadro4.
Doch als die Jungs hören, dass das zentrale Gaspolster sowie die zwei entgegengesetzten Gasvorräte außerdem wie eine Luftfederung wirken, will einer der Ledermänner eine Probefahrt machen und bietet mir seine Harley an. Viel Komfort, viel Sicherheit – der Quadro4 ist also doch ein Easy Rider. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Technische Daten Quadro4 • Motor: Einzylinder-Viertakter, flüssigkeitsgekühlt, Benzineinspritzung • Hubraum: 346 cm³ • Leistung: 21,2 kW (29 PS) bei 7500/min • max. Drehmoment: 33,2 Nm bei 5500/min • Vmax: ca. 130 km/h • Antrieb: Riemenantrieb (Hinterräder)/stufenloses Getriebe • Tankinhalt: 14 l • Länge/Breite/Höhe: 2200/800/1340 mm • Sitzhöhe: 780 mm • Leergewicht (fahrbereit): 279 kg • Preis 10.800 Euro.

Fazit

Das Motorrad mit vier Rädern bietet Bike-Feeling für Autofahrer. Die Neigetechnik steigert den Fahrspaß. Statt Zweitauto kann der Quadro4 eine lustige und sinnvolle Bereicherung sein. Für alle, die keinen Motorrad-Führerschein haben.