Tausche zwei Zentimeter Isomatte plus Schlafsack gegen Matratze und Federbett. Das Zelt ist feucht wie eine Tropfsteinhöhle, alle Klamotten sind klamm. Es gibt schönere Momente, morgens aufzustehen. Eine kurze Katzenwäsche muß reichen. Verbrauch: 0,2 Liter Wasser – fürs Zähneputzen. Camping in der Wüste. Es ist noch stockfinster um vier Uhr. In einer Stunde starten bereits die Motorradfahrer. Wie jeden Tag, sind sie es, die zuerst auf die Piste gehen. Arme Hunde. Einige von ihnen versammeln sich an der Glut des gestrigen Lagerfeuers, um noch etwas Restwärme zu tanken. Können sie gebrauchen, denn es ist frostig kalt. Das Thermometer zeigt gerademal drei Grad. Sind wir nicht in Afrika?

Noch vor Sonnenaufgang brechen auch wir auf. Rund 400 Kilometer offroad liegen vor uns. Steinige Passagen, die gern die weichen Reifenflanken attackieren. Zwei Reserveräder sind zwar an Bord, doch die können schnell aufgebraucht sein. Danach heißt es, den Touareg über den Schotter tragen. Aber nichts passiert. Zum Ende wird es sandiger. Endlich. Entspannung. Zeitweise steht die Tachonadel auf 100 km/h. Auf Sand kommt mir dies wie 150 vor. Und wie dreihundert, als Jutta Kleinschmidt mit ihrer Copilotin Frabrizia Pons mit ihrem Race-Touareg an uns vorbei donnert, mit einer Staubfahne, die man noch in vielen Kilometer Entfernung sehen kann. Später im Fahrerlager sagte sie mir, das seien gerademal 185 gewesen. Unglaublich. Und bei diesem Tempo driftet die Dame noch.

Ich bin dagegen froh, überhaupt aus der Wüste wieder heraus gefunden zu haben. Es ist ein komisches Gefühl da draußen im Nichts, sich zu verlassen auf ein paar Zahlen auf dem Display unseres GPS, auch wirklich nach Südwesten abzubiegen, nur weil es der Pfeil so will. Vermutlich ist das eine Art Urangst, das gewohnte, durch Schilder und Straßen geführte Autofahren für ein paar Tage an den Nagel zu hängen. Aber eine tolle Erfahrung ist es allemal. Weitere Informationen zur Rallye gibt es auf der Dakar-Website www.dakar.com oder bei VW Motorsport.

Von

Michael Specht