Die Rallye Dakar ist 2017 so hart wie schon lange nicht mehr: Teilweise 48 Grad Hitze, teilweise dünnste Höhenluft auf über 5000 Meter Höhe, teilweise gewittrige Regengüsse, die sogar zur Absage der heutigen Etappe führten. Wer die zweiwöchige Odyssee von 9000 Kilometern durch Südamerika beenden will, der muss topfit sein.
Philippe Croizon ist es. Er durchschwamm den 34 Kilometer breiten Ärmelkanal in weniger als 14 Stunden. Er springt Fallschirm. Und er wagt jetzt das Abenteuer Dakar. Das Besondere: Der 48-Jährige hat weder Arme noch Beine, seit 1994 bei Arbeiten an der TV-Antenne an seinem Haus 20.000 Volt durch den Körper geschossen sind. „Ich wollte sterben“, gibt Croizon unverblümt zu. Doch ähnlich wie auch Alessandro Zanardi oder Frédéric Sausset, der 2016 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans am Start stand, hat Croizon sein Schicksal angenommen – und sorgt jetzt für atemberaubende Leistungen im Rennsport.
Sogar Top-Favoriten wie Carlos Sainz und Nasser Al-Attiyah mussten bei der diesjährigen Rallye Dakar die Segel schon streichen. Croizon fährt mit seinem BMW-Buggy X6 noch immer mit. Er rangiert auf Position 54 von noch 58 im Rennen befindlichen Fahrern in der Auto-Wertung. 
Wüstenrallye
Philippe Croizon macht auch im Schwimmen auf sich aufmerksam
Der Dakar-Veranstalter ASO wollte Croizon erst gar nicht starten lassen. Die Dakar ist kein ungefährliches Pflaster: Rund 70 Todesopfer forderte das Wüstenrennen schon. Doch Croizon versprach, alle Sicherheitsauflagen zu erfüllen. Dazu gehört: Binnen 20 Sekunden muss er aus dem Auto klettern. Bei der Generalprobe schaffte er es in zwölf Sekunden.
Sein BMW X6 wurde für sein Handicap angepasst. Am rechten Stumpf ist ein Carbonaufsatz angebracht. Zieht er daran, gibt er Gas; drückt er, verzögert das Fahrzeug. Mit Bewegungen nach rechts und links ändert sich die Fahrtrichtung. Bei der Rallye Marokko im Herbst war Croizon ebenfalls am Start und beendete das Rennen in seiner Klasse auf Platz fünf. Das Ziel bei der Rallye Dakar ist dasselbe wie bei allen Amateuren: Ankommen.

Von

Michael Zeitler