Die Sensation blieb dann doch aus. Beinahe hätte Sébastien Loeb (44) bei seiner ersten WM-Rallye nach drei Jahren Pause den Sieg gefeiert. Während der zweiten Etappe der Rallye Mexiko hatte der neunmalige Weltmeister gerade die Führung übernommen, als ihm ein Reifenschaden ein Strich durch die Rechnung machte. Der Franzose stoppte in der 14. Wertungsprüfung und wechselte den Reifen zusammen mit Beifahrer Daniel Elena (47). Knapp über zwei Minuten für die Prozedur waren alles andere als rekordverdächtig. 
„Von der Rallye Dakar bin ich gewohnt, einen Plattfuß sofort zu wechseln. Bei den Reifen der Rallye-WM ist das aber nicht immer nötig“, beschrieb Loeb seine auch in diesem Punkt fehlende Erfahrung. „Wir hätten das Ziel der Wertungsprüfung wohl auch mit kaputtem Reifen erreicht.“ Am Ende beendete Loeb seine erste Schotter-Rallye seit 2013 als Fünfter. „Immerhin hatte ich das Tempo, um den Sieg zu fahren. Ich habe offensichtlich noch nichts verlernt“, freute sich der „Rallye-Rentner“.
Loeb
Loeb hatte in Mexiko einen Reifenschaden
Den Sieg sicherte sich Loebs Nachfolger auf dem Weltmeister-Thron, Ford-Pilot Sébastien Ogier (33). „Ich wusste, dass ich eine Chance habe. Deswegen habe ich vom Start weg attackiert“, fasste der Franzose zusammen. Er übernahm damit auch wieder die Tabellenführung von Hyundai-Werksfahrer Thierry Neuville (29), der mit zwei Reifenschäden, Motorproblemen sowie dem Handicap, während der ersten Etappe den Straßenfeger für die Konkurrenten spielen zu müssen, nur Sechster wurde. Rang zwei ging mit 48 Sekunden Rückstand an Neuvilles Teamkollegen Dani Sordo (34), womit Hyundai die Führung in der Markenwertung verteidigte. Vorjahressieger Kris Meeke (38) verschenkte diesen Rang, weil er seinen Citroën kurz vor dem Ziel auf die Seite legte und auf Platz drei abrutschte.
Das nächste von drei geplanten Duells der beiden Weltmeister Sébastien Loeb (2004-2012) und Sébastien Ogier (2013-2017) findet beim kommenden WM-Lauf auf Korsika (5. bis 8. April) statt, dann auf Asphalt. „Dort werden die Karten neu gemischt“, drohte Loeb seinem Nachfolger. Auf der französischen Mittelmeerinsel feierte er bereits vier Siege, Ogier nur einen.
Der Reifenschaden von Mexiko kostete den Elsässer gleich doppelt – neben dem greifbaren Sieg auch 2.000 Dollar. Diese Geldstrafe musste Loeb berappen, weil er beim Reifenwechsel vergessen hatte, den sogenannten OK-Knopf im Cockpit seines Citroën zu drücken. Durch diesen bekommt die Rennleitung automatisch das Signal, dass der Stopp eines Teilnehmers keinen ernsthaften Grund hat, der den Einsatz von Rettungskräften erfordern würde.   

Von

Christian Schön