Gleich wird's doppelt donnern über dem Highspeedkurs. Die Luft im 200 Hektar kleinen Jaguar-Land-Rover-Testgelände bei Fen End, südwestlich vom Stammwerk im englischen Solihull, ist erfüllt vom Ballern der aufgeladenen Achtzylindermotoren; jetzt ziehen schwarze Wolken auf und verheißen zusätzlichen Donner von oben. Die Fahrbahn ist nass; trotzdem kann man's hier, anders als sonst im geschwindigkeitsbegrenzten England, mal ordentlich laufen lassen. Wir sind unterwegs im modellgepflegten Range Rover Sport SVR.

Die Beschleunigung des Range Rover ist atemberaubend

Range Rover Sport SVR
Kraftpaket: Der SVR schafft 280 km/h Spitze – ob ein SUV das können muss, bleibt eine offene Frage.
Die Tachonadel sprintet auf der 1,8-Kilometer-Geraden bis auf 150, ehe die Steilkurve kommt. Aber das sind ja Meilen – gut 240 km/h sagt unsereinem schon mehr. Die Frage, ob es artgerechte Haltung ist, wenn man Rundenzeiten in einem Schwer-SUV zu optimieren sucht, das in der höchsten Stellung seiner Luftfederung quasi im Storchenschritt auch Baumstämme überklettern oder 45° steile Freitreppen erklimmen kann, stellt sich nicht. Denn beides zaubert ein Lächeln in die Mundwinkel, und es ist beeindruckend, wie die 575 Pferdchen unter der Carbonhaube losgaloppieren, wenn man dem Kompressor-V8 "pedal to the metal" befiehlt. Trotzdem erfasst man die Faszination eines Autos, das wirkt wie die technische Umsetzung des unbescheidenen Wunsches "Ich will ALLES, und zwar SOFORT" nur zum Teil, wenn man sich auf die schiere Motorgewalt und die damit erreichbare Performance beschränkt.

Das mutige ESP gestattet auch leichte Heckschwenks

Range Rover Sport SVR
Sauber abgestimmt: Das Fahrwerk des englischen SUV-Bullen hält die Kraft sicher im Zaum.
Auch wenn sich das höheneinstellbare Fahrwerk in den Geländefahrprogrammen ganz schön lang machen kann: Im Sportmodus lässt es mehr Dynamik zu, als man solch einem SUV-Bullen zutraut. Freilich, man muss schon auch etwas dafür tun. Das hier ist kein zierlicher, flinker Roadster; schließlich wollen 2,3 Tonnen Material auf 10,1 Quadratmetern mit gut 2,90 Meter Radstand ums Eck getrieben werden. Die auf Direktheit getrimmte Lenkung verlangt eine zupackende Hand, besser zwei; aber sie belohnt das mit durchaus zackigem Einlenken. Und der Allradantrieb, der auch bei suboptimalem Grip kerniges Herausbeschleunigen aus Kurven erlaubt, führt nicht zu widerlich kurvenunwilligem Untersteuern; je nach Situation bringt man auch gern mal das Heck zum dezenten Auskeilen, ehe das je nach Fahrprogramm fast schon mutige ESP eingreift.Anders als in vielen reinen Sportwagen erlebt man aber auch ganz normale Landstraßen- oder Autobahnfahrt, ja sogar innerstädtische Berufsverkehrs-Quälerei nicht als Strafe. Denn der Aufenthalt an Bord ist auch dann noch angenehm, wenn man im Stau steckt.

Innen bleibt der SVR seinem Markenimage treu

Range Rover Sport SVR
So geht Luxus-Sport: Mit edlem Leder bezogene Sitze stützen den Piloten, auch sonst fehlt es an nichts.
Man sitzt in den mit feinem Windsorleder bezogenen Performance-Sitzen präzise, aber nicht unbequem; man hat viel Raum um sich, genießt den Rundumklang der 19 Lautsprecher des 825 Watt leistenden Meridian-Soundsystems (1700 Watt/23 Lautsprecher für 4994 Euro Aufpreis) und wird, wenn man gesittet fährt, auch nicht von übertrieben rotzigem Auspuffwummern behelligt. Selbst die Schwiegereltern könnte man damit chauffieren, ohne Klagen über zu viel Lärmbelästigung zu riskieren. Allenfalls würden sich die Herrschaften über den Straßenzustand mokieren. Denn der wird auch im normalen Straßen-Fahrprogramm recht unverblümt an die Insassen gemeldet. Kurze Unebenheiten und Kanaldeckel werden vor allem bei langsamer Fahrt prompt ins Gesäß durchgestellt; andererseits muss man sich kaum über Schaukelei oder Nachschwingen auf langen Bodenwellen beklagen.

Fazit

von

Thomas Rönnberg
Dass man mit einem Range Rover auf dem Weg in die Staatsoper auch unwegsame Routen wählen kann, ist bekannt. Im Range Rover Sport SVR kann der Weg auch über den Race Track führen, ohne dass man sich blamiert. So gesehen vereint der britische Donnerbolzen alles, was Spaß macht. Falls man sich's leisten kann.

Von

Thomas Rönnberg