Zerzauste Grünanlagen, abenteuerlich müffelnde Örtchen, überquellende Mülltonnen. Zwischen den abgewetzten Holzbänken jubeln die Ratten über das reichhaltige Nahrungsangebot aus Essensresten. Es ist ein widerliches Bild, das sich den Reisenden heutzutage an vielen Autobahnparkplätzen bietet – und leider auch ein ganz typisches. "Der Zustand deutscher Autobahnparkplätze wird immer schlimmer", sagt ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. Zudem haben sich einige Parkplätze auch noch zu Topadressen für kommezielle Sex-Treffpunkte entwickelt. Entsprechende Listen kursieren im Internet.  Bestandsaufnahme: An Deutschlands Autobahnen gibt es 430 bewirtschaftete Rastplätze inklusive Zapfsäule, Kioskbetrieb und Restaurant. Die meisten von ihnen sind blitzsauber und bieten einen guten Service für alle, die mit dem Auto in den Urlaub fahren. Dazu kommen gut 1500 unbewirtschaftete Rastanlagen mit Parkmöglichkeiten für Pkw und Lkw.
Pflege und Wartung der unbewirtschafteten Rastplätze sind Ländersache. Die Verantwortung für den Zustand dieser Rastplätze trägt damit die Straßenbauverwaltung der Länder mit ihren Autobahnmeistereien. Aber nicht immer wird die Verantwortung wahrgenommen.

Öffentliches Onanieren und Belätigung von Minderjährigen

Tatort Binsfeld: Der Autobahnparkplatz an der A 61 bei Speyer gilt mittlerweile als gefragte Adresse für Sex- Touristen und Swinger. Am Uferstreifen eines angrenzenden Badesees hat sich ein fideles FKK-Reservat etabliert. Parkplatzbesucher berichten von massiven sexuellen Belästigungen. Ein Augenzeuge zu AUTO BILD: "Da wurde direkt vor meinen Augen onaniert. Widerlich!" Selbst Belästigungen von Minderjährigen sollen hier vorgekommen sein. Eine Anfrage bei der Kriminalinspektion Speyer verläuft ernüchternd. Die offizielle Auskunft: Es sei nicht strafbar, dass auf einem guten Dutzend Internetseiten für den Sex-Treffpunkt geworben wird. Und das öffentliche Onanieren? Erfülle nur den Tatbestand der Beleidigung.
"Autobahnparkplätze sind zur Erholung für Autofahrer da und für sonst nichts", sagt Hölzel. "Unsere Mitglieder klagen über Müllberge, verwahrloste Grünanlagen und fiese Klos. Da muss endlich etwas passieren!" Hinzu kommt: Durch den verstärkten Lkw-Verkehr bleibt oft kein Platz mehr für die Pkw urlaubsreifer Familien. Nach Einschätzung des ADAC fehlen in direkter Autobahnnähe an die 10.000 Stellplätze für Lkw. Die Trucker quetschen sich in ihrer Not auch auf dem raren Parkraum für Pkw. Wenigstens hier hat das Bundeverkehrsministerium die Initiative ergriffen: Mit einem 250-Millionen-Euro-Paket sollen bis 2015 Tausende neuer Lkw-Parkplätze entstehen. Die vage Hoffnung: Vielleicht fallen dabei ja noch ein paar Euro ab – um wenigstens ab und zu mal einen Putztrupp über die schlimmsten Ekelplätze zu schicken ...