JRE FHPUG, QRE SVAQRG. Ich weiß genau, was Sie eben gedacht haben. "Hä? Ist bei dem Texteinstieg etwas schief gegangen?", dicht gefolgt von: "Moment mal – das ist doch der Hoëcker auf dem Bild!" Ich könnte es jetzt kurz machen und mit "nein" und "ja" antworten, aber dann stünden Sie genauso orientierungslos da, wie ich an jenem Freitagmorgen mit meinem Mobiltelefon am Elbufer. Also der Reihe nach. Unser Texteinstieg ist codiert. Für die Lösung benötigt man den Code "ROT-13", bei dem man die jeweils gegenüber liegenden Buchstaben vertauscht. ROT-13 ist eine Abkürzung für "rotate by 13 places". Das A wird etwa zum N, das B zum O und umgekehrt. ROT-13 kommt bei einem Hobby besonders oft vor: Geocaching.

Auch Bernhard Hoëcker ist leidenschaftlicher Dosensucher

Geocaching
In der App steht die ungefähre Größe der Dose. Die, ähm, möglichst unauffällige Suche gehört zum Spiel.
Was das ist? Nun, im Wesentlichen geht es um eine versteckte Dose beliebiger Größe, in der sich ein Logbuch befindet. Jeder Cache hat einen Namen und einen Bezeichnungscode. Seine Koordinaten müssen derweil manchmal erst enträtselt werden. Wer die Dose dann mithilfe eines GPS-Geräts oder einer App gefunden hat, darf sich ins enthaltene Logbuch eintragen und den Fund auch online "loggen", also: als gefunden markieren. Wie ein Cache aussehen kann oder wie er platziert ist – das ist unendlich variabel. Weil das Spiel oft an ungewöhnliche Orte führt und man je nach Cache auch noch was lernen kann, nutzen Fans es inzwischen sogar als Reiseführer-Ersatz. Um zu testen, wie gut sich Geocaching und Reisemobil vertragen, habe ich mir den lustigen Flowcamper ausgeliehen und einen Termin mit Bernhard Hoëcker gemacht: Der Comedian ist ein leidenschaftlicher Dosensucher.

Dose auf: Drin liegt ein belgischer Mini-Fußballer

Geocaching
Trackable Lombaerts ist unterwegs zu den Fußballstadien der Welt. Wir nehmen ihn mit.
"Es gibt beim Geocachen drei Phasen", erklärt er. "Die erste ist: gucken, was man überhaupt machen will. Es gibt Caches, da läufst du vier, fünf Stunden, bis du an eine Dose kommst, die oben auf einem Gipfel liegt. In der Stadt ist das natürlich weniger komplex. Die zweite Phase ist: möglichst nah ranfahren. Und die dritte ist, mit dem GPS möglichst nah ranzulaufen, was aber auch nicht immer einfach ist: Da sind es nur noch zehn Meter, es ist aber ein Fluss dazwischen oder eine Mauer oder ein Gebäude …" Den ersten Cache im Hamburger Hafengebiet suchen wir mithilfe meines Mobiltelefons. Ich habe mir die App des größten Geocaching-Anbieters Groundspeak Inc. heruntergeladen. Auf einer Karte sehe ich den Cache, seinen Schwierigkeitsgrad, Charakteristika und Beschreibung. Ich kann sehen, in welche Richtung ich laufen muss und wie weit der Cache noch weg ist – allerdings gibt es dabei immer eine Ungenauigkeit zwischen 5 und 10 Metern. "Die hat der Owner, der den Cache gelegt hat, aber auch. Das heißt: Maximal haben wir uns um 20 Meter vertan", erklärt Bernhard. Beim Suchen überlege ich: Wo würde ich hier einen Cache verstecken? Bingo! Dose auf, Überraschung: Drin liegt ein belgischer Miniatur-Fußballer namens Lombaerts. Ein sogenannter Trackable, wie durch das (codierte) Alu-Schildchen am Bein erkennbar ist. Lombaerts kommt aus Wien und soll so viele Fußballstadien wie möglich besuchen. Ich nehme ihn einfach mal mit und vermerke dies in der App. Bernhard hat auch ein paar Trackables auf die Reise geschickt: Einer davon soll im Marianengraben landen. Ja, an wilden Ideen mangelt es Geocachern wahrlich nicht: Auch unser nächster Cache zeigt das deutlich.

Geocachen führt zu abgefahrenen Orten

Er ist ebenfalls ein sogenannter Tradi, aber etwas ganz Besonderes: Spaziergänger könnten ihn für eine Umgebungskarte halten. Nur wer genauer hinschaut, merkt: Unten hängt ein Zahlenschloss, das nur öffnen kann, wer ein kleines Rätsel löst. Was uns gelingt. Dann staunen wir nicht schlecht: Loggen heißt hier, auf einer Weltkarte den am weitesten entfernten Ort zu markieren, den man je besucht hat. Meine Nadel perforiert Michigan, Bernhard wählt Alaska. Aber als leidenschaftlicher Reisender hat ihn das Geocachen auch schon an so abgefahrene Orte wie den Glutkrater von Derweze in Turkmenistan geführt. Die Einheimischen bezeichnen diesen als "Tor zur Hölle", Geocacher wie Bernhard schlicht als "Earthcache". Zu einem solchen fahren wir nun, auf dem Deich entlang. Also: Bernhard fährt. "Ich mag den Flowcamper, der sieht so alt aus! Aber er wäre mir dann doch zu klein. Ich bin mal mit einem Wohnmobil durch die USA gereist. Wenn, dann muss es für mich ein großes sein!"
Es nieselt leicht, als wir an dem Ort halten, der mein erster Earthcache werden soll: der Elbmarsch. Hierzu stellt der Owner Fragen, deren Antworten wir ergoogeln müssen, und wünscht ein Foto von GPS-Gerät und Elbufer im Hintergrund – als Beweis, dass wir auch wirklich dort waren und loggen dürfen. Unser letzter gemeinsamer Cache steht in einem Vorgarten: Ein Schatzkistchen, randvoll mit Trackables. Ich beschließe, dass Lombaerts von hier aus sicher weiterkommen wird. Bernhard muss auch weg, signiert mir aber noch sein neues Buch: "bbiW!" kritzelt er rein. Das ist ausnahmsweise kein Code, sondern eine Abkürzung: "Bis bald im Wald!"
Wir haben zwar fast nur Tradis gesucht (und gefunden!), aber schon diese zeigen, wie vielfältig Geocaching ist. Jeder, der sich gerne vor die Tür traut, kommt auf seine Kosten – vorausgesetzt, er knobelt auch gerne, denn Geocaching ist ein Hobby, das aktives Mitmachen erfordert und mit steigendem Schwierigkeitsgrad immer anspruchsvoller wird. Zudem ist es praktisch, wenn man unterwegs die Kinder ruhigstellen will: Nichts liegt näher als die nächste Dose!