Geschirr und Gasflasche, Verpflegung und Vorzelt, Fahrrad und Faltboot – alles dabei? Dann kann’s ja losgehen. Doch noch was vergessen? Ach ja, den Wohnwagen checken ... egal, der hat seit vergangenem Sommer eh nur gestanden. Also ab Richtung Süden. Halt! Wer dort ankommen will, sollte seinen Caravan etwas sorgfältiger vorbereiten. Einfach anhängen, alles reinschmeißen und los? Dann haben Fahrer und Familie mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Zeitbombe im Nacken. Wir haben untersucht, wie stark sich Schludrigkeiten bei der Bereifung und Fehler beim Beladen auf die Fahrstabilität von Caravans auswirken. Antwort vorweg: extrem stark.

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Der Elchtest. Ihn müssen alle Autos ohne Pylonenkontakt bestehen, um von uns gute Noten zu bekommen. Aber ein breiter, behäbiger Wohnwagen – welche Maßstäbe müssen hier angelegt werden? Nach der Erweiterung der Fahrspur auf drei Meter folgen die ersten Testläufe. Und die Erkenntnis, dass bereits etwas mehr Tempo die Fuhre gewaltig ins Schaukeln bringen kann.

Bis 65 km/h blieb alles ruhig ...

Unsere Wahl fällt auf die Temposchritte 50, 55, 60 und 65 km/h, den Ausweichspur- Versatz legen wir auf 3,5 Meter fest. Was praxisnah ist: Auf diese Weise simulieren wir das Umfahren eines Hindernisses mit Geschwindigkeiten, auf die üblicherweise heruntergebremst wird.

Als Referenz-Erfahrungen ermitteln wir zunächst das Fahrverhalten des Caravans ohne "eingebaute Mängel" – einmal leer (Gewicht 900 kg), einmal bis zur Maximal-Masse (1200 kg) hochgerüstet. Hier zeigt sich: Unbeladen bleibt der Anhänger länger stabil, um bei 65 km/h ein Bein zu heben.

Mit Last bepackt, neigt er hingegen früher zum Schleudern, bleibt aber am Boden. Was unterm Strich weniger gefährlich ist. Der rote Bereich der Bewegungsdynamik beginnt relativ spät – 65 Stundenkilometer waren jeweils machbar. Es sollten die letzten Touren des alten Fendt 560 mit diesem Tempo gewesen sein ...

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Sichere Reifen sind das A und O

Zu den Versuchen, die mangelnde Sorgfalt widerspiegeln: eine falsche Bereifung beziehungsweise Beladung. Wie benimmt sich der Wohnwagen bei diesen Konditionen beim Ausweichen im orange-weißen Pylonenwald? Ohne Stützlast auf der Zugwagenkupplung deutlich flegelhafter als zuvor, der Anhänger schlingert wild. Ergebnis im Detail: Die gefährlichen Ausbrüche, die wir beim Test mit korrekter Beladung festgestellt haben, tauchen hier in identischer Form jeweils fünf Stundenkilometer früher auf.

Ein klarer Beleg dafür, wie wichtig der Faktor Stützlast ist. Der von 3,5 auf 1,5 Bar abgesenkte Reifenfülldruck hingegen vereitelt klare Vergleiche. Denn bei 50 Sachen verabschiedet sich schon in der ersten Kurve der außen rollende 175 R 14 von seinem Stammplatz auf dem Felgenhorn.

Fazit: Weil ein Anhänger-Pneu meist eine sehr viel höhere Schwungmasse seitlich abstützen muss als der eines Pkw, ist die Kontrolle seines Luftdrucks nochmals wichtiger. Ebenso wichtig ist das Alter des Reifens. Einige Caravans (gerade die jahrelangen Campingplatz- und Gartenstatisten) sind mit vergammelten Gummis bereift, die kaum noch als Barkassenstoßfänger taugen. Durch die Witterung verhärtet, das Profil rissig wie ein trockener Salzsee – von Grip kann da keine Rede mehr sein.

Luftnummer mit Totalschaden

Das Resultat erschreckt. Fünf km/h weniger als beim Test mit der lastlosen Deichsel reichen aus, um den gemütlichen weißen Riesen in eine wilde Klapperschlange zu verwandeln. Selbst unbeladen. Deshalb entscheiden wir nach dem 55-km/h-Lauf: Testabbruch wegen akuter Unfallgefahr. So bleibt der Anhänger für den finalen Versuch unversehrt. Die frischen Reifen werden wieder montiert, zehn Sandsäcke à zehn Kilogramm in die oberen Staufächer geklemmt.

Macht doch kein Mensch? Schon richtig. Aber Wohnwagen, womöglich leere, mit Kanus auf dem Dach sind bisweilen durchaus unterwegs. Was nicht empfohlen wird, aber immerhin legal ist. Der Effekt jedenfalls dürfte der gleiche sein. Und der ist dramatisch: Bei 50 km/h steigt das kurveninnere Rad in die Luft, bei 55 km/h kentert die Fuhre beinahe. Schließlich die Mutprobe bei Tempo 60: Der Trumm im Schlepp wird beim Gegenlenk-Manöver zum fliegenden Ferienzimmer, nach einer kurzen Luftnummer verlässt er den Wagen (was nicht gerade für die Anhängerkupplung spricht) und zerbirst auf der Fahrbahn. Totalschaden.

Sicherlich haben wir in diesem Test Situationen simuliert, die im wahren Leben nur selten vorkommen – welcher Caravaner ist schon mit einer solchen Sorglosigkeit gesegnet? Aber immerhin zeigt sich eindrucksvoll, wo die Reise enden kann, wenn ein allzu laxer Umgang mit dem mobilen Urlaubsheim gepflegt wird: auf dem Sperrmüllhof. Wenn nicht schlimmer.